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Computer, Zufall, Gehirn
Zur Geschichte der Theorie und Praxis kombinatorischer Literatur und Kunst
von Reinhard Krüger und Beatrice NickelDie Verbindung von Computer und Literaturwissenschaft hat völlig neuartige Konzepte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Texten hervorgebracht. Der Erfolg der Digital Humanities wird vielfach erkauft durch Vernachlässigung der historischen Quellen, nämlich der Texte zur Theoriebildung in Sachen Kybernetik. Die beiden wohl bedeutsamsten Voraussetzungen für die Möglichkeit der Digital Humanites sind die Einsicht in den kombinatorischen Charakter der Sprache und das Verfahren der maschinellen Sprachsimulation. Im Kontext des digital turn spielt vor allem die alte Überzeugung, dass alle Leistungen des menschlichen Gehirns auch mit dem Computer simuliert und verrichtet werden können, eine Rolle. Tatsächlich ist die intellektuelle Produktion jedoch deutlich von zufälligen Prozessen abhängig, mit denen der Computer nicht umgehen kann. Die hier skizzierte Monographie setzt sich zum Ziel, das Wissen um die Tradition von der kombinatorischen Funktion der Sprache und den Zufällen bei der künstlerischen und insbesondere literarischen Produktion zu rekonstruieren, und zwar auf Grundlage der theoretischen Schriften der frühen Kybernetiker, ihrer literarischen Rezeption sowie poetologischer Reflexionen und poetischer Texte.