Everyday Stalinism has long been a topic for social historians such as Sheila Fitzpatrick or Lynne Viola. What Landau adds to this body of work is detail and depth in a well-documented case study. [...] Landau's work makes an important contribution to research on the Great Terror by tracing the mass operations carried out by regional authorities. [...] Her research provides a valuable, in-depth addition to the overall picture of everyday Stalinism and Soviet repression.
Mit dem 'Großen Kuzbass' ist Julia Landau ein neuer, überaus aufschlussreicher Blick auf den Vorkriegsstalinismus gelungen.
"Wir bauen den großen Kuzbass!"
Bergarbeiteralltag im Stalinismus 1921–1941
von Julia Franziska LandauDas Kusnezker Becken (Kuzbass) in Westsibirien war eines der größten Kohlereviere der ehemaligen Sowjetunion. In einer wenig besiedelten Gegend wurden in kurzer Zeit Berg- und Hüttenwerke aufgebaut. Die Propagandaparole „Wir bauen den großen Kuzbass!“ soll die Aufbruchsstimmung der forcierten Industrialisierung unter Stalin verdeutlichen. Weniger der Enthusiasmus, als vielmehr allgegenwärtiger Mangel, Arbeitszwang und die Auflösung gesellschaftlicher Bindungen prägten jedoch Arbeit und Alltag der Bergleute. Die Menschen im Kuzbass mussten sich mit einer gefährlichen Natur, mit häufig unzureichender Technik und desolaten Wohn- und Lebensbedingungen auseinandersetzen.
Julia Franziska Landau beschreibt aus der Nahperspektive, welche Bedeutung vor Ort etwa der Abbauhammer, Brot, Schuhe, Seife oder Tabak im Leben der Bergleute einnahmen und ihre Position in einer gesellschaftlichen Hierarchie bestimmen konnten. Die alltäglichen Krisen und Katastrophen mündeten schließlich in Unfällen, deren vermeintlich Schuldige in großen Schauprozessen verurteilt wurden.