Schutz vor durchstreifendem »Kriegß-Voleke!«
Über die Bedeutung von Landwehren ist jetzt in der Reihe »Schaumburger Beiträge – Quellen und Darstellungen« der Band 1 »Landwehren in Schaumburg« erschienen.
Die Grafschaft Schaumburg war im 15. Jahrhundert fast geschlossen von einer Grenzwehr umgeben. Wenige Teilstücke bestanden aus Wall-Graben-Kombinationen, der überwiegende Rest nur aus Knicks. Sie sind heute noch in der Landschaft zu sehen, nicht nur für das geschulte Auge von Historikern, sondern auch für Wanderer oder Spaziergänger. Wie etwa die siebenfach gestaffelte Bückethaler Landwehr oder aber die sich kilometerlang hinziehenden Erdwälle im Schaumburger Land bei Wiedensahl.
Zwei Jahre hat der promovierte Geograf und heutige Vorruheständler Ekkehard Wassermann an dem Buch gearbeitet, ist in die Archive gegangen, hat alte Karten und Dokumente gesichtet und die Geschichte der Landwehren zu einem 120-seitigen Buch verarbeitet.
Wassermann: »Eine Gesamtschau, die in dieser Form bisher noch keiner gemacht hat.« »Eine intensive Archivrecherche, aber auch in der Landschaft erarbeitet«, wie der Herausgeber und Vorsitzende der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg, Stefan Brüdermann, bei der Präsentation des Buches im Staatsarchiv würdigte. »Ein wichtiges Buch für die Region und eine ganz wichtige Kulturaufgabe, die wir gerne unterstützt haben«, so die Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft, Lu Seegers.
Landwehren sind in einfacher Form lineare Erdwälle, denen in der Regel ein Außengraben vorgelagert ist. Parallel dazu verlaufen unterschiedlich breite Streifen mit dicht verflochtenen Baum- und Dornengestrüpp. Die Altvorderen knickten dafür von den Bäumen und Sträuchern die Zweige und Triebe ab, sodass sich im Laufe der Zeit ein dichter Verhau bildete, der nur äußerst schwer zu durchdringen war. Deshalb werden diese Hecken im Schaumburger Land auch »Knicks« genannt.
Die Funktion dieser Landwehren wird darin gesehen, sich vor feindlichen Übergriffen im Zuge des 13. und 14. Jahrhunderts zu schützen. Sie dienten auch zur Lenkung und Kontrolle des Verkehrs, leiteten also die, die durch die Knicks nicht durchkamen, zu offenen Stellen, wo Zölle erhoben werden konnten. Ein weiterer Grund für die Anlage der Landwehren ist der Versuch des Landesherrn, feste Territorialgrenzen zu markieren, um auf diese Weise die Konstituierung der Grafschaft Schaumburg zu befördern.
Wassermann: »Hier wurden Besitzansprüche angezeigt.« Wie etwa im Bereich Frille, wo der Schaumburger Knick der Landwehr des Mindener Bischofs entgegengestellt wurde.
Wassermann kommt jedenfalls zu dem Fazit, dass die ersten Landwehren in Schaumburg bereits um 1300 angelegt wurden und fast die gesamte Grafschaft umschlossen haben. Anfang des 16. Jahrhunderts verfallen die Grenzbefestigungen zunehmend, eine Folge der Eindämmung des Fehdewesens dieser Zeit. Der Dreißigjährige Krieg und die damit einhergehenden kriegerischen Auseinandersetzungen auch in Schaumburg bewogen die Landesherren dann aber doch, die noch bestehenden Wälle und Gräben wieder instand zu setzen, um die Bevölkerung vor »streifenden Kolonnen oder durchziehenden Kriegß-Voleke« zu schützen.
Raimund Cremers, in: Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung, 6.12.2016
1. Schaumburger
2. Archäologen
3. Landeshistoriker Niedersachsen
Ekkehard Wassermann erzählt mit »Landwehren in Schaumburg« fundiert und leicht verständlich ein Stück Regionalgeschichte, das nicht nur Heimatforscher und Chronisten interessieren dürfte, sondern auch Spaziergänger und Fahrradfahrer, die auf ihren Touren immer wieder auf Reste der Anlagen stoßen
Gisela Burmester, in: Mindener Tageblatt, 15.12.2016
Die Grafschaft Schaumburg war im 15. Jahrhundert fast geschlossen von einer Grenzwehr umgeben. Das Fehdewesens und der Dreißigjährige Krieg bewogen die Landesherrschaft zur Verstärkung der Knicks durch Wälle und Gräben. Die Abgrenzung und Absicherung neu erworbener Besitztümer und der dadurch beförderte territoriale Verdichtungsprozess waren für die Schaumburger Grafen effektive Mittel zur Herrschaftssicherung. Cyriacus von Spangenbergs »Chronic der Graffschafft Schawenburg« zeigt 1614 das Bild einer geschlossenen Landwehr. Das neue Buch beschreibt anhand von historischen Karten und anderen Quellen die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grenzbefestigungen und damit die Konstituierung der Grafschaft Schaumburg durch feste Grenzen.