Romanische Kunst in den Prämonstratenserkirchen von Clarholz und Lette | ISBN 9783739515052

Romanische Kunst in den Prämonstratenserkirchen von Clarholz und Lette

herausgegeben von Johannes Meier
Buchcover Romanische Kunst in den Prämonstratenserkirchen von Clarholz und Lette  | EAN 9783739515052 | ISBN 3-7395-1505-8 | ISBN 978-3-7395-1505-2
Autorenvorstellung
Inhaltsverzeichnis 1
1. Kirchenbesucher in Clarholz und Lette 2. Kirchenhistoriker 3. Kunsthistoriker

In vier Aufsätzen, die Kunstwerke aus den Kirchen in Clarholz und Lette in den Blick nehmen, wollen die Autoren über die kunsthistorische Beschreibung hinaus Einblicke in die frühen Netzwerke der Prämonstratenser vermitteln und neue Aspekte der Geschichte der beiden Klöster in das Blickfeld stellen.
Ursula Mende befasst sich mit den Löwenköpfen an der Tür der St.-Laurentius-Kirche, die von ihr zunächst exakt beschrieben werden, wobei auch die Löwenkopf-Symbolik in der mittelalterlichen Kunst zur Sprache kommt. Sodann geht sie der Frage nach der Herkunft der Clarholzer Löwenköpfe nach. Sie unterzieht diese einem ausführlichen Vergleich mit Löwenkopf-Darstellungen an Kirchentüren anderer Kirchen nicht nur in Westfalen und an Aquamanilen. Welche symbolische Bedeutung die Clarholzer Löwenköpfe ursprünglich gehabt hätten, so die Autorin, lasse sich nicht mehr klären. Zur Herkunft ist sie sich angesichts der Ähnlichkeit mit anderen Darstellungen in Westfalen allerdings sicher, dass sie aus einer gemeinsamen Werkstatt kommen, die sie in Westfalen verortet.
Der Herausgeber selbst nimmt das Reliquienkästchen, auf dem das Leben des heiligen Thomas Beckett dargestellt ist, zum Ausgangspunkt seiner Darstellung. Wiederum steht eine ausführliche Beschreibung des Objektes am Anfang der Darstellung. Ausgezeichnete Abbildungen von allen Seiten des Kästchens machen die Lektüre dieses Abschnitts zu einem ästhetischen Genuss. In den folgenden Abschnitten entfernt sich der Autor von kunsthistorischen Überlegungen und nimmt zunächst die Bedeutung Thomas Becketts für den Orden der Prämonstratenser in den Blick. Darauf folgen zwei Abschnitte, die sich mit dem der ersten Clarholzer Propst Ermword sowie seinen beiden Nachfolgern Friedrich und Ludger sowie ihre Bedeutung für die Entwicklung der noch jungen Klostergemeinschaft befassen. Die urkundlich mehrfach belegte Teilnahme Propst Ludgers an den Generalkapiteln des Ordens in Prémontré führt Meier schließlich zu der Überlegung, dass es der Propst selbst gewesen sein könnte, der das Kästchen aus Frankreich nach Clarholz mitbrachte.
Die beiden folgenden Kapitel wenden sich der Kirche der Prämonstratenserinnen in Lette zu. Zunächst setzt sich Josef Mense mit dem Südportal der Kirche auseinander, das dem Zugang der Gläubigen aus der Gemeinde zur Kirche diente. Dem eher schlichten, nur aus einem von Rankenwerk eingefassten Kreuz bestehenden Tympanon steht eine aufwendige figürliche Gestaltung der Kapitelle gegenüber. Diese nimmt der Autor aus kunsthistorischer und theologischer Perspektive in den Blick und gelangt so zu einer schlüssigen Deutung. Im Mittelpunkt des abschließenden Beitrags von Johann Michael Fritz steht eine spätromanische Holzstatue, die sich heute in dem kleinen Museum im Clarholzer Propsteigebäude befindet. Stilistische Merkmale und Verbindungen des Prämonstratenserordens in das Gebiet östlich der Elbe führen den Autor zu dem Nachweis, dass die Skulptur aus dieser Region stammen muss.
Eckhard Möller, in: Heimatjahrbuch Kreis Gütersloh 42, 2024 (2023)

Romanische Kunst in den Prämonstratenserkirchen von Clarholz und Lette

herausgegeben von Johannes Meier
Die romanische Basilika der Prämonstratenser in Clarholz war nur wenig später als die Kirche des Mutterstiftes auf Burg Cappenberg fertiggestellt. Wohl wurde sie vor 1350 im Inneren zu einer gotischen Hallenkirche umgestaltet, doch blieben dabei das Westwerk, das Querhaus und die Fundamente des Langhauses aus dem vierten und fünften Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts erhalten. Von der ältesten Ausstattung sind die bronzenen Türzieher und ein Reliquienkästchen des heiligen Thomas Becket bis heute bewahrt worden. In Lette bauten die Clarholzer Prämonstratenser um 1220/30 für ihre Schwestern und die dortige Gemeinde eine schmucke einschiffige Kirche. Sie weist zwei edle Portale auf. Noch aus der Zeit der Erbauung stammt eine schöne, eindrucksvolle Holzstatue. Auch wenn eine Aufstockung des Turmes von 1856/58 und ein großer moderner Anbau die Proportionen stören, ist im Altbau mit seinen beiden balkengedeckten Jochen die späte Romanik prägend. Die mittelalterlichen Kunstwerke in den Kirchen von Clarholz und Lette ermöglichen Einblicke in die frühen Netzwerke der Prämonstratenser. Ihre Brennpunkte waren im Lebenslauf des Ordensgründers Norbert von Xanten vorgezeichnet: Prémontré, Cappenberg und Magdeburg. Clarholz und Lette waren darin verflochten. Dies spiegelt sich in den sehr unterschiedlichen Profilen der drei ersten Pröpste Ermward (1146-1184), Friedrich (1187-1216) und Ludger (1217-1234/35 und 1251-1254). https://www. regionalgeschichte. de/detailview? no=1505