Hannah Ryggen wurde 1894 in Malmö, Schweden, geboren und lebte bis zum ihrem Tod 1970 in Norwegen auf einer Farm. Die Künstlerin fertigte über 50 Jahre lang Webteppiche mit kritischen zeitgenössischen Motiven an. Marta Kuzma rekapituliert in ihrer Einführung zu Ryggens Notizbuch die folgenschwere Phase ab Beginn der Weltwirtschaftskrise 1928, die die Menschen angesichts des aufkommenden Faschismus in Europa in ein existenzielles Dilemma geraten ließ. Walter Benjamin beschrieb die Bedenklichkeit der damaligen Situation mit der Gestalt eines »bucklicht Männlein«, als Denkbild für die zerrissenen und verzweifelten Situation vieler Europäer. Die Pazifistin, Kommunistin und Feministin Ryggen hat, statt zu resignieren, in einem unverdächtigen Medium über ihre Gegenwart nachgedacht. In einer zutiefst ideologischen und angsterfüllten Zeit hängte sie während der deutschen Besetzung Norwegens ihre handgewebten Kunstwerke, die das Machtgefüge und die Gräueltaten der damaligen Gesellschaft traumähnlich wiedergaben und neu ordneten, auf eine Wäscheleine vor ihr Haus.
Marta Kuzma (*1964) ist Kuratorin und Dozentin sowie Direktorin des Office for Contemporary Art Norway, Oslo; sie ist Mitglied der Agenten-Kerngruppe der dOCUMENTA (13).
Hannah Ryggen (1894–1970) war eine in Schweden geborene norwegische Künstlerin.
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