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Ohne die in den Romanen »Selbstbegegnung oder Ein Nichts zu sein ...« (1996) und »Selbstverständnis oder O Sorge« (2003) gestaltete Konflikterfahrung der Ich-Erzählerin in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im östlichen, sozialistisch geprägten Beziehungsgefüge gäbe es das Buch »Gedanken/Plage oder die Seele liegt blank« nicht. Durch die zum Bekenntnis gewordene Selbsterkenntnis: »... ein durch die neue Zeit gewordener und die durch die entartete Macht ruinierter, im Leben gescheiterter Mensch« zu sein, reifte die Einsicht, daß sich mit diesem Lebensfazit sowie den im fortgeschrittenen Alter, dazu im Ländlichen lebend, eingeschränkten Handlungsspielräumen weder die Vergangenheit noch Gegenwart bewältigen läßt. Die Freude am Wandel der Jahreszeiten, der Zauber der Dichtung und Muttersprache, der im Schreiben erkannte Lebenssinn sowie der Wille, ihn im Öffentlichen zu erstreiten, genügen dem Roman-Ich nicht. Erst die Sicht auf die komplizierte Ganzheit von Ich-Welt-Zeit führt zu aufwühlendem Problemreichtum, schafft Tiefe und innere Beteiligung. Das Gewesene und Seiende umkreisende Gedankenströme bestimmen den Gang der Handlung, häufen Fragen an, die zur Mitbeantwortung verleiten, sich auch im Zweifel an jedweder Gewißheit verfangen. Das Sich-Gedanken-Machen wird zur Plage wie das Leben, wenn es uns stöhnen läßt »Die Seele liegt blank«.
In einundzwanzig Kapiteln, jedes einem Themenkomplex zugeordnet, überläßt die Autorin sprachmächtig mit über achthundert Fragen nicht nur die namenlose Ich-Erzählerin, auch den Leser der Plage mitzudenken. Eine Kommunikationsstrategie, die zur Mitbewältigung der Problematik: das Ich und seine Zeit herausfordert.
In einundzwanzig Kapiteln, jedes einem Themenkomplex zugeordnet, überläßt die Autorin sprachmächtig mit über achthundert Fragen nicht nur die namenlose Ich-Erzählerin, auch den Leser der Plage mitzudenken. Eine Kommunikationsstrategie, die zur Mitbewältigung der Problematik: das Ich und seine Zeit herausfordert.