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Der vorliegende Atlas ist im Rahmen des EU-geförderten Projektes „Optimierung von Verfahren der Identifikation von Personen auf Bilddokumenten (Fotoidentifikation) - ein Beitrag zur Bekämpfung und Prävention von Kriminalität in Europa“ entwickelt worden. Nicht zuletzt durch die Angst vor terroristischen Anschlägen nimmt die Überwachung in öffentlichen Bereichen derzeit stark zu. Hiervon sind inzwischen nicht mehr nur Gebäude betroffen, sondern in Großstädten auch immer mehr Plätze und Straßenzüge. Werden durch solche Überwachungskameras Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten dokumentiert, stellt sich die Frage nach der Identität der abgebildeten Personen. Bei der Identifizierung von Personen auf Bildmaterial ist das Gesicht von größter Bedeutung. Jedes menschliche Gesicht hat seine individuelle Kombination an Merkmalsausprägungen, die zu seiner Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit führt. Durch moderne Computertechnik ist es heute möglich, eine Vorauswahl aus einer Gruppe von bekannten Personen zu treffen, die Ähnlichkeiten mit den durch Überwachungskameras erfassten Personen aufweisen. Da der Computer jedoch keine gerichtsverwertbare Identifizierung leisten kann, ist in jedem Fall ein herkömmlicher Merkmalsvergleich im Rahmen eines Sachverständigengutachtens erforderlich. Für diese so genannte vergleichende Merkmalsbegutachtung („Fotoidentifikation“) muss ein geeignetes Vergleichslichtbild eines Tatverdächtigen vorliegen. Zunächst wird das Bildmaterial der Überwachungskamera (Bezugsbild) hinsichtlich der Frage analysiert, welche Merkmale in welcher Ausprägung erkennbar sind. Anschließend erfolgt der Vergleich mit den Merkmalen eines Tatverdächtigen unter Verwendung der Vergleichslichtbilder. Bei der Beurteilung ist die Kenntnis der Häufigkeit des Auftretens der festgestellten Merkmalsausprägungen von Bedeutung. Ähnlichkeiten bei sehr seltenen Ausprägungen machen eine Identität deutlich wahrscheinlicher als solche bei häufigen Merkmalsausprägungen. Zu den Frequenzen verschiedener Ausprägungen von Gesichtsmerkmalen ist bislang aber wenig bekannt. Dieses Problem soll in dem o. g. EU-geförderten Projekt durch die Bestimmung von Merkmalsfrequenzen behoben werden. Da die hierzu notwendigen Daten in drei Arbeitsgruppen in verschiedenen europäischen Ländern erhoben werden, musste zunächst eine Harmonisierung und Standardisierung der relevanten Gesichtsmerkmale und ihrer möglichen Ausprägung erfolgen. Dies wurde durch den vorliegenden Atlas erreicht, in dem 43 ausgewählte Merkmale dargestellt sind, die ein Gesicht möglichst gut erfassen und beschreiben. Nach Abschluss des Projektes werden für diese Merkmale Daten zu der Häufigkeit ihres Auftretens in der Bevölkerung vorliegen. Bereits jetzt aber kann der vorliegende Atlas einen Beitrag dazu leisten, die Auswertung von Bildmaterial zu standardisieren und damit zur Qualitätssicherung bei der Fotoidentifikation beitragen. Aufgrund der eindeutigen Darstellungen kann der Atlas aber nicht nur im Bereich der Fotoidentifikation genutzt werden, sondern auch überall dort, wo die Befassung mit dem menschlichen Gesicht Gegenstand von Arbeit und Forschung ist. Aufbau und Gebrauch des Atlas Der Konzeption des zugrundeliegenden Projektes folgend ist der Atlas auf Gesichtsmerkmale europäischer Männer ausgerichtet. Für jedes der 43 Merkmale werden mögliche Ausprägungen dargestellt, zumeist eine „mittlere“ Ausprägung sowie jeweils in beide Richtungen abweichende Formen. Die Merkmale und deren Ausprägungen werden in Wort und Skizze beschrieben; zudem findet sich als weitere Hilfe jeweils noch ein Foto mit zugeordneter Merkmalsausprägung. Dem Merkmalsteil ist ein Beurteilungsbogen beigefügt. Er ermöglicht die rasche Beschreibung aller Merkmale und deren Ausprägungen sowie eine übersichtliche Zusammenfassung der Beurteilung.