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Die Tücke der Funktion
von Hermann SturmDie Form folgt der Funktion, das ist ein auch heute noch verbreitetes Missverständnis. Ableitungen der Form aus Funktionen misslingen besonders dann, wenn Funktionalität als Multifunktionalität gedacht wird, führt nicht selten zu absurden Resultaten und auch, aber nicht nur, zu ästhetischen Überraschungen. Dabei bereiten die technischen und artistischen Momente in ihrer Komplexität den Boden für Störungen beim Gebrauch. Eine Fundgrube für solche Zusammenhänge von Form und Funktion bieten die so genannten Patentmöbel mit ihrem Überangebot an hypertrophen Einfällen. Technisch-artistische Momente sind stets anfällig für tückische Fallen, die wiederum in der Kunst, aber auch in der Architektur ästhetisch weiter thematisiert werden, bis zu den Auswirkungen in der heute allüberall präsenten Techno-Medialität, deren Prinzip so benannt werden kann: Alles immer, alles schnell und alles gleichzeitig. Es liegt also nahe, sich wieder einmal mit den Begriffen Funktion, Funktionalität, Multifunktionalität zu befassen. Die mit diesen Begriffen einhergehende Unschärfe belegen Texte zum Design von der Formel die Form folgt der Funktion bis zur Formel die Form folgt dem Fehlschlag. Dabei zeigt sich, dass diese begriffliche Vagheit aber auch genutzt werden kann, um breit gestreute Phänomene zu erfassen. Dieses komplexe Feld wird an Beispielen dokumentiert und unter verschiedenen Perspektiven betrachtet.