„Ungewohnt und unerwartet ist, was die marokkanische, französisch schreibende Psychoanalytikerin und Schriftstellerin Rita El Khayat über Mütter und Mutterschaft im Mittelmeerraum vorträgt. [.] Zum einen hat die Autorin die Familienstruktur der Gesellschaften an der Südküste des Mittelmeeres im Blick, die auf weite Strecken durch Armut bei großem Kinderreichtum charakterisiert ist. Zum anderen verschafft ihre psychoanalytische Praxis der Autorin eine Fülle von Einsichten in die seelischen Folgen der damit oft anzutreffenden Familienverhältnisse, die nicht zum Wohl der Kinder ausschlagen.“ (FAZ, 22.11.2010, S. 28)
Wenn sie Mütter werden
Medea und die Frauen des Mittelmeeres
von Rita El Khayat, aus dem Italienischen übersetzt von Heike BaakeTragische Mütter der griechischen und römischen Mythologie, blutrünstige arabische Prinzessinnen der vorislamischen Ära, gewöhnliche beherrschende und kastrierende Mütter: Sie alle bergen die symbolischen Fähigkeiten in sich, Schaden zu stiften und Tod zu bringen. Zwar finden sich diese Charakteristiken auch in anderen Kulturen, aber zwischen den Mittelmeerfrauen einerseits und asiatischen oder nordischen Frauen andererseits lässt sich nicht wirklich eine Gleichartigkeit herausstellen. Matriarchinnen, Stiefmütter, Matronen, Mannweiber und andere abscheuliche Repräsentationen des Weiblichen und Mütterlichen sind dort weit verbreitet. Die Mütter haben den Söhnen sowohl Gewalt als auch Hass eingeträufelt.