„Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Literaturwissenschaftler keine lebendige Anschauung von der Wissenschaft der Seele und die Tiefenpsychologen nicht genügend Interesse für die Literatur haben. Deshalb ist es höchst verdienstvoll, wenn sich Wolfram Frietsch dieser schwierigen Aufgabe, zwischen zwei Wissenschaften zu vermitteln, annimmt. Denn, es kann ja nicht sein, dass die Literatur, die uns berührt oder gar ergreift, nichts mit der Seele zu tun haben sollte. Im Gegenteil kann die Psychologie dem Leser ein vertieftes Verständnis dafür vermitteln, welche Saiten in seiner Seele durch die Erzählung berührt werden … Dem Leser kann dabei plötzlich bewusst werden, dass sich auch in seinem Leben unter dem Deckmantel der Alltäglichkeit die unerhörtesten Dinge abspielen. Wenn es dem Autor gelingt, diese Botschaft dem Leser zu vermitteln, dann ist eine echte Synthese zwischen beiden Wissenschaften zustande gekommen. Denn dann geht dem Leser der Sinn für die großen Zusammenhänge des Lebens auf.“ (Dr. Alfred Ribi, Präsident der Stiftung für Jungsche Psychologie bis 1992, Präsident des Psychologischen Clubs Zürich)
„Wolfram Frietsch leistet mit seiner schönen und beeindruckenden Studie über Peter Handke einen entscheidenden und wegweisenden Beitrag zur tiefenpsychologischen wissenschaftlichen Textinterpretation. Er stützt sich in seiner Untersuchung auf die Konzepte des Individuationsprozesses der Analytischen Psychologie C. G. Jungs. In überzeugender Weise gelingt es ihm, die Schriften Peter Handkes zu durchleuchten und gleichzeitig eine erhellende Verbindung zwischen Literatur und Tiefenpsychologie herzustellen.“ (Dr. Kathrin Asper, Lehranalytikerin, Kuratoriumsmitglied am C. G. Jung-Institut Küsnacht/Zürich)
„Für mich war es jedenfalls höchst überraschend, ja geradezu verblüffend zu sehen, wie deutlich der dichterische Werdegang von Peter Handke dem Ablauf des Individuationsweges entspricht, wie ihn C. G. Jung beschreibt … Damit ist gleichzeitig eine entscheidende Wende in der Beurteilung von Handke vollzogen. Der Autor, dessen Werk meist als ein Musterbeispiel für Narzissmus und Subjektivismus gilt, zeigt sich bei Frietsch auf einmal als Wegweiser einer transpersonalen, objektiven psychischen Wirklichkeit, die für den Menschen allgemein Gültigkeit hat. Da bei Literaturwissenschaftlern eine Kenntnis der analytischen Psychologie nicht automatisch vorauszusetzen ist, erläutert Frietsch in einem eigenen, sehr konzisen und informativen Kapitel deren weittragende Fundamente. Ein weiterer Abschnitt ist dem absolut innovativen Bemühen gewidmet, die zwei so unterschiedlichen Bereiche der Literatur und der Jungschen Lehre für einander fruchtbar zu machen und dafür eine so genannte strukturale Tiefenpsychologie zu entwickeln, die man dann ebenso bei anderen Autoren anwenden könnte. Ein Überblick über die Ergebnisse der bisherigen Handke-Forschung bildet dann die Grundlage für die eigenen Thesen von Wolfram Frietsch. Roman für Roman werden Inhalt, Hauptakteure und die damit verbundenen archetypischen Bilder und Symbole eingehend und absolut überzeugend besprochen. Hier spürt man auch am deutlichsten, wie viel Energie und eigene Reifeerfahrung vom Autor in diese auch sprachlich präzise Arbeit investiert wurde. Somit erweist sich das Buch gleichsam als ein wunderbarer Führer zum Individuationsprozess, exemplifiziert am Werk Handkes. Ein Buch also für jeden, der sich für den von Jung deutlich gemachten psychischen Entwicklungsgang des Menschen interessiert und nicht nur für den Literaturliebhaber.“
(Dr. H. T. Hakl, Mitherausgeber der Fachzeitschrift Gnostika und Autor des Buches Eranos)
Peter Handke - C. G. Jung. Selbstsuche - Selbstfindung - Selbstwerdung
Der Individuationsprozess in der modernen Literatur am Beispiel von Peter Handkes Texten
von Wolfram FrietschDie Faszination der Texte Handkes wird damit tiefenpsychologisch erklärbar, als Ausdruck der Suche nach sich selbst oder, im Sinne C. G. Jungs, als Abbild der Individuation. Die klassischen Stufen der Individuation oder Selbstwerdung sind aus den Texten Peter Handkes deutlich ablesbar.