Zur Entstehung der Anthologie
Nicht immer läuft alles nach Plan, oder eigentlich eher selten. So war es auch hier. Ursprünglich sollte dies ein Sammelband mit Texten von Flüchtlingen werden. In der Ausschreibung hieß es:
- Ihnen die Möglichkeit bieten, Ihre Texte zu veröffentlichen - Den Lesern/Leserinnen den Menschen hinter dem „Flüchtling“ nahebringen - Refugees als aktive Menschen wie & apos; Du und Ich aufzeigen& apos; und nicht die „Opferrolle“ in den Vordergrund stellen, wie die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit oft ausschließlich ist Es blieb dann aber nicht bei Texten von Flüchtlingen, es kamen einige Texte von Migrant_innen und von Menschen mit dem sogenannten „Migrationshintergrund“ dazu. Ich frage mich allerdings immer wieder, wen dieses unsägliche M-Wort eigentlich meint. Wann hört der Migrationshintergrund auf und wo beginnt er? Wie viele Generationen müssen es sein und wie viele Kilometer bis zur Grenze? Ist ein Bayer in Hamburg mehr Migrant, als ein Däne? Oder ist es die Berlinerin am Bodensee weniger als die Polin in Berlin? Und wenn schon hier beliebige Grenzen und Definitionen herhalten müssen, wo unterscheiden sich dann noch Flüchtlinge und Migranten_innen? Im Grunde ist die Unterscheidung hinfällig, wer Böses denkt, sieht hier einen weiteren Schritt des Auseinanderdividierens von Menschen, um die herrschenden Machtstrukturen besser aufrechterhalten zu können. Hier die Deutschen, mit ausländischen Wurzeln allerhöchstens vor drei Generationen (diese Rechnung erinnert fatal an die jüngere deutsche Vergangenheit), da die Flüchtlinge aus aller Welt, die man möglichst schnell wieder loswerden will, und dort die Migrant_innen, die man nicht mehr loswerden kann und zu allem Übel oft auch noch braucht. Aber die Grenzen sind fließend. Flüchtlinge sind auch Migrant_innen und Migrant_innen fliehen in den meisten Fällen auch vor irgendetwas. Sei es vor dem Alltag, der Arbeitslosigkeit, der Unmöglichkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen – es gibt unzählige solcher Gründe. Überarbeitete Auflage 2015 Ich freue mich sehr, dass der Verlag 3.0 Zsolt Majsai es uns ermöglicht, „Jetzt bin ich hier“ in erweiterter Auflage herausbringen zu können. Es wurde einiges überarbeitet, zwei weitere Kurzgeschichten kamen hinzu und vor allem die Texte aus der Schreibwerkstatt wurden durch neue Texte, die im Lauf des Jahres 2013 entstanden und im 6. Geschichtswettbewerb „War was? Heimat im Ruhrgebiet“ im Juni 2014 mit dem Sonderpreis zur Migrationsgeschichte des Ruhrgebiets ausgezeichnet worden sind, ergänzt. Maria Braig, im Juni 2015
- Ihnen die Möglichkeit bieten, Ihre Texte zu veröffentlichen - Den Lesern/Leserinnen den Menschen hinter dem „Flüchtling“ nahebringen - Refugees als aktive Menschen wie & apos; Du und Ich aufzeigen& apos; und nicht die „Opferrolle“ in den Vordergrund stellen, wie die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit oft ausschließlich ist Es blieb dann aber nicht bei Texten von Flüchtlingen, es kamen einige Texte von Migrant_innen und von Menschen mit dem sogenannten „Migrationshintergrund“ dazu. Ich frage mich allerdings immer wieder, wen dieses unsägliche M-Wort eigentlich meint. Wann hört der Migrationshintergrund auf und wo beginnt er? Wie viele Generationen müssen es sein und wie viele Kilometer bis zur Grenze? Ist ein Bayer in Hamburg mehr Migrant, als ein Däne? Oder ist es die Berlinerin am Bodensee weniger als die Polin in Berlin? Und wenn schon hier beliebige Grenzen und Definitionen herhalten müssen, wo unterscheiden sich dann noch Flüchtlinge und Migranten_innen? Im Grunde ist die Unterscheidung hinfällig, wer Böses denkt, sieht hier einen weiteren Schritt des Auseinanderdividierens von Menschen, um die herrschenden Machtstrukturen besser aufrechterhalten zu können. Hier die Deutschen, mit ausländischen Wurzeln allerhöchstens vor drei Generationen (diese Rechnung erinnert fatal an die jüngere deutsche Vergangenheit), da die Flüchtlinge aus aller Welt, die man möglichst schnell wieder loswerden will, und dort die Migrant_innen, die man nicht mehr loswerden kann und zu allem Übel oft auch noch braucht. Aber die Grenzen sind fließend. Flüchtlinge sind auch Migrant_innen und Migrant_innen fliehen in den meisten Fällen auch vor irgendetwas. Sei es vor dem Alltag, der Arbeitslosigkeit, der Unmöglichkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen – es gibt unzählige solcher Gründe. Überarbeitete Auflage 2015 Ich freue mich sehr, dass der Verlag 3.0 Zsolt Majsai es uns ermöglicht, „Jetzt bin ich hier“ in erweiterter Auflage herausbringen zu können. Es wurde einiges überarbeitet, zwei weitere Kurzgeschichten kamen hinzu und vor allem die Texte aus der Schreibwerkstatt wurden durch neue Texte, die im Lauf des Jahres 2013 entstanden und im 6. Geschichtswettbewerb „War was? Heimat im Ruhrgebiet“ im Juni 2014 mit dem Sonderpreis zur Migrationsgeschichte des Ruhrgebiets ausgezeichnet worden sind, ergänzt. Maria Braig, im Juni 2015