Im Schatten von Barcelona von Heike Adami | ISBN 9783000560996

Im Schatten von Barcelona

von Heike Adami, illustriert von Marcel Klemm
Buchcover Im Schatten von Barcelona | Heike Adami | EAN 9783000560996 | ISBN 3-00-056099-8 | ISBN 978-3-00-056099-6
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Zur Zielgruppe zähle ich die Menschen, die bereits in Barcelona waren oder hinfahren möchten. Die sich von dem Zauber der Stadt inspieren lassen wollen und für Überraschungen offen sind. Menschen, die sich von einem Urlaub in der Altstadt mit Strand, am Mittelmeer in Spanien, bezaubern lassen wollen.

Im Schatten von Barcelona

von Heike Adami, illustriert von Marcel Klemm

Auszug

... Max machte es ihr gleich. Er setzte sich zurück. An die Lehne.
Versuchte, die Fahrt vorbeiziehen zu lassen.
„Placa Glòries Catalanes“. Geschafft. Aussteigen. Max´ Cartier
zeigte Dreiundzwanziguhrdreißig. Nur wenige waren unterwegs. Sie
gingen die Treppen hinauf. „Av. Diagonale“. Die größte und
längste Straße Barcelonas.
Isabelle schaute sich missmutig um. Folgte ihnen der Mann vom
Bahnsteig?
Kein Fremder.
Ihr war entgangen, dass er noch am Bahnsteig ausgestiegen war.
Außer einer jungen Frau, die in die andere Richtung lief, war
niemand zu sehen. Gestärkt von der Gewissheit, dass kein
unangenehm auffallender Mensch hinter ihnen war, bummelte sie
neben Max die „Av. Diagonal“, Richtung Hotel `Me Barcelona´.
Die Sterne leuchteten ihnen den Weg. Eine laue Liebesnacht
hätte den Abschluss des ersten Urlaubstages bilden können, wäre
es nicht geschehen gewesen.
Nach ein paar Metern wurde Max´ Schritt schwerer. Er blieb
stehen. Rasch griff er an seine Hosentasche. Sein Portemonnaie?
Er tastete von oben nach unten und rechts nach links ab. Voller
Entsetzen stellte er fest, dass sie leer war. Mit nervösen
Bewegungen griff er die anderen Taschen ab. Auch sie - flach und
leer.
„Mein Portemonnaie ist weg!“, rief er aufgeregt.
„Wie, weg?“
„Vorhin im Restaurant hatte ich es dort am linken Hosenbein
hineingesteckt und den Knopf zu gemacht. Und jetzt ist es fort.“
Zittrig griff er sich mit der rechten Hand an die Stirn. Sein
Erkennungszeichen der Stirnenergie ließ seiner Verzweiflung
freien Lauf. Schwindelanfälle überfielen ihn. Er hielt sich am
Gitter des Straßenrandes fest.
„Wieso muss das immer wieder mir passieren?“ Empört über sich
selbst, stieß er mit der rechten Hand an seinen Kopf.
„Schau dich an, wie du da stehst. So sehen Coole aus. Alles
weg, oder was?“
Max wich ihrem strengen Blick aus. Er wollte ihn in diesem
Moment nicht ertragen. Keine Vorwürfe und Besserwisserei.
„Scheinbar brauchst du das Gefühl, im Urlaub den Schwarzen
Peter gezogen zu haben. Locker vom Hocker genießen ist wohl
nicht dein Ding.“ Isabelle kribbelte es überall.
„Vor lauter Schönheit und Coolness sich berauben lassen. Das
ist Dummheit. Hast du nicht vorhin gesagt, du hättest alles im
Griff?“ Isabelles Ton schwang wütend.
Max zuckte mit den Schultern und zog seine Augenbrauen hoch.
„Ein Déjà-vu!“, brachte er leise aus sich heraus.
Isabelle sah seine Verzweiflung. Besann sich, beruhigte sich
und versuchte, ihn aufzumuntern. „Jeden Tag, eine gute Tat!“
„Warum immer ich? Ich denke, ich sei vorsichtig und würde
aufpassen.“
„Nein! Wärst du vorsichtig, hättest du deinen Ché-Beutel
mitgenommen. Aber das sah dir zu spießig aus. Schließlich bist
du bei den Spaniern. Da wolltest du locker pfiffig aussehen.
Cool. Ich glaube, du verwechselst cool mit sexy. Denn cool
bedeutet geistesgegenwärtig. Wärst du das gewesen, hättest du
deinen Geldbeutel noch.“
„Ja genau. Jetzt halte mir noch eine Bergpredigt über die
Begriffsdefinition bei korrekter Konversation.“ Gereizt schaute
er sie an. „Hätten wir gezielt die nächste Bahnstation genommen,
wäre uns das nicht passiert. Aber DU musst immer laufen und
denkst, du musst alles sehen, sonst verpasst du etwas.“ Max riss
seine Augen auf. Die Stimme wurde zwei Töne höher. „Ja, genau!
Wir hätten den Gangster verpasst. Wäre das dein Kick gewesen?“
„So ein Schmarrn! Glaubst du, mir gefalle das? In jedem Urlaub
das Gleiche. Du willst wie ein cooler Pfau herumstolzieren. Hast
aber die Gewalt nicht über dich und lässt dich beklauen. Sag du
mir, was daran cool ist.“
Max sah sich in die Enge getrieben. Nervös fuhr er durch
seinen schwarz-weiß-melierten Schopf.
Isabelle versuchte, Spannung aus dem Gespräch zu nehmen. „Wir
können es nicht ändern. Lass uns zum Hotel gehen und wieder bei
der Sparkasse anrufen. Hast Du diesmal die Notfallnummer dabei?
Die tolle Sparkassennotfallnummer. Man nennt sie Notfallnummer,
aber wir brauchen sie jetzt schon zum zweiten Mal. Für uns ist
sie keine Notfallnummer, sondern eine
Sparkassendiebstahlmeldenummer.“
„Eine was?“
„Eine Sparkassendiebstahlmeldenummer. Denn eine Notfallnummer
ist ja nur für den Notfall da. Und bei uns ist es schon das
zweite Mal.“
Max schüttelte den Kopf. „Wie auch immer du sie nennst, wir
müssen dort anrufen.“ Max wurde immer nervöser und unruhiger.
Das waren die Momente seines Lebens, die er nicht brauchte. ...