»Eine brillante Analyse, ebenso kunstvoll wie ironisch … Der Begriff der Konstruktion dient Damisch als Vehikel, um zwischen dem mütterlichen Monterchi und der Herzogsstadt Urbino die Serpentinen einer spekulativen Kunstbetrachtung auszukosten. Es handelt sich um einen raffinierten Eigenbau, in dem man gern mitfährt, um in rasanter Fahrt die wechselnden Aussichten zu genießen.« Ralph Ubl, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Eine Kindheitserinnerung von Piero della Francesca
von Hubert Damisch, aus dem Französischen übersetzt von Heinz JathoWas zeigt uns Piero della Francescas »Madonna del parto«, wenn sie ihr blau-wallendes Kleid über dem Bauch mit grazilen Fingern zu einem langen Schlitz öffnet? Diese Frage mag der Ausgangspunkt von Hubert Damischs Studie gewesen sein, in der er uns einen zugleich kunsthistorischen, psychoanalytischen und anthropologischen Zugang zum Werk des berühmten Renaissance-Malers und Mathematikers eröffnet. Als Hommage an und in impliziter Abkehr von Freuds legendärem Aufsatz »Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci« will Damisch nicht den »Menschen Piero« analysieren, sondern vielmehr ein Kunstwerk verstehen, das wie eine Kindheitserinnerung aufgebaut ist und die wohl älteste Frage der Menschheit in Szene setzt: Woher kommen wir? Und vor allem: Woher kommen die Kinder?