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Enzyklopädie deutscher Geschichte / Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter
von Arnold Angenendt, herausgegeben von Lothar Gall und weiterenDer Vormoderne war die Religion selbstverständlich. Je nach Kulturstand hatte sie verschiedene Formen und Gestaltungen. Kennzeichnend für die mittelalterliche Frömmigkeit ist, dass die Buchreligion Christentum in eine orale Gesellschaft vor-drang und diese umgestaltete: Schreiben und Lesen, Philosophie und Theologie entwickelten sich. Die Religionspraxis bildete dabei vielerlei Spielarten aus: Reli-quien-Verehrung, Blutkulte, Stiftungswesen, Ablass, Passionsfrömmigkeit – insge-samt ein Gemisch, das nicht immer als genuin christlich gelten kann. Eben in dieser Vermengung von vielerlei Elementen liegt die Spannung; zum Ende des Mittelal-ters erwächst eine geradezu explosive Mischung. Dies ansichtig zu machen gelingt – entgegen der Vorgehensweise der älteren Forschung, die allzu oft konfessionell und national urteilt – erst aus einer religions- und sozialgeschichtlichen Perspekti-ve, der sich Arnold Angenendt vorzugsweise widmet.
Arnold Angenendt ist emeritierter Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Münster