Publikationen, die auf Dissertationen beruhen, haftet manchmal ein wenig akademische Sprödigkeit an. Nicht so in diesem sehr gelungenen Band, welcher mit kunsthistorischem Sachverstand die Bildnisse von Arbeitern im 19. Jahrhundert untersucht - wobei „untersucht“ eigentlich gar nicht so recht passt, da Sabine Friese-Oertmann in der hier vorliegenden Fassung eben sehr viel Wert auf eine griffig zu lesende Darstellung legt. Hinzu kommt, dass sie auf längere theoretische Ergüsse verzichtet und stattdessen die Kunstwerke selbst sprechen lässt beziehungsweise mit deren klarer Erschließung zum Sprechen bringt. (...) Fazit: Eine kurzweilig zu lesende Studie, die sich in vergleichender Perspektive mit dem Arbeiter als Bildmotiv befasst und dabei anhand eines großen Bildkorpus' dem Leser viele interessante Einblicke vermittelt.
media-mania. de
Arbeiter in Malerei und Fotografie des 19. Jahrhunderts
Deutschland, Großbritannien, USA
von Sabine Friese-OertmannDabei wurde es in Deutschland jedoch anders behandelt als in Groß- britannien oder den USA. Während die Darstellung industrieller Lohnar- beit hier durchaus populär war, dominierte dort ein puritanisch geprägtes Verständnis der eigenen, selbstbestimmten Arbeit. Mit über 250 Gemäl- den und Fotografien – u. a. Werke von Adolph Menzel, Max Liebermann, Ford Madox Brown, Hubert von Herkomer, Jacob Riis und Lewis Hine – wird ein breiter Überblick über das Motiv und seine nationalen Ausprä- gungen geboten. So eröffnet die Autorin eine neue kunstsoziologische Perspektive auf das Leben des Arbeiters zwischen 1848 und 1914.