Hieroglyphische Geschichten | ISBN 9783498073145

Hieroglyphische Geschichten

herausgegeben von Schuldt, übersetzt von Schuldt
Mitwirkende
Übersetzt vonSchuldt
Herausgegeben vonSchuldt
Nachwort vonSchuldt
Beiträge vonHorace Walpole
Buchcover Hieroglyphische Geschichten  | EAN 9783498073145 | ISBN 3-498-07314-1 | ISBN 978-3-498-07314-5

Hieroglyphische Geschichten

herausgegeben von Schuldt, übersetzt von Schuldt
Mitwirkende
Übersetzt vonSchuldt
Herausgegeben vonSchuldt
Nachwort vonSchuldt
Beiträge vonHorace Walpole
Blättern wir zurück, zwei Jahrhunderte und drei Jahre: 1785 hat Horace Warpole die Hieroglyphischen Geschichten in sechs Exemplaren zum Gebrauch der Freunde herstellen lassen, nun erscheinen sie zum erstenmal auf deutsch. Damals, bevor nämlich 1822 Champollion die Entzifferung gelang, besaßen die ägyptischen Hieroglyphen eine herausragende Eigenschaft, die ihnen inzwischen verlorengegangen ist: sie waren rätselhafte Bilder. Und in der Tat haben die unverstandenen Hieroglyphen vieles mit den Texten Warpoles gemeinsam: knappe, umrißhafte Bildlichkeit, jähe Sprünge, ein unerklärliches Nebeneinander von Figuren. Horace Warpole spricht immer wieder von Dingen, die es nicht gibt – und zwar nie, und außerdem auch nicht vorher, und zwar nirgends. Die Un-Wirklichkeit ist seine Kompaßnadel, sein Glück, die Triebfeder seiner Imagination, und ihr zuliebe ist er zu allem imstande. Horace Warpole ist aber alles andere als ein Weltabgewandter Träumer. Er ist ein abgebrühter alter Fuchs, ein aus Jahrzenten versierten Parlamentarier und scharfer Beobachter seiner Zeit. Er kann es nicht lassen, seinen unwirklichen Unfug unversehens als Backpfeife im Gesicht der allerwichtigsten Institutionen und der himmelschreiendsten Mißstände landen zu lassen; eine ebenso kunstvolle wie überraschende Verdoppelung: die bizarre Phantasie funktioniert zugleich als frecher aufklärerischer Spott. Schuldt geht es nicht um die historischen Ausgrabungen des hier unbekannten gebliebenen Märchendichters Warpole. Er stellt ihn vielmehr in eine Tradition, die von entscheidender Wichtigkeit für die Ästhetik der Moderne geworden ist. Horace Walpole erzählt nicht eine «Geschichte» sondern er komponiert ein Geflecht von Bezügen, eine Montage aus privaten Anspielungen, Zeitbezügen, Märchenreferenzen und Erzählerkommentaren. In jedem Satz kann die Fiktion unterbrochen, die Erwartung durchbrochen werden. Die Geschichten sind Unsinns-Märchen, die dem geheimen Muster des Lügenmärchens verbunden sind.