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Romanisten, Komparatisten, Institute, Bibliotheken
Als Vielschreiber, Universalgenie und künstlerischer Tausendsassa verschrien, war Jean Cocteau lange ein Stiefkind der Literaturwissenschaft. Erst in den letzten Jahren, angeregt durch die Aktivitäten zum 100. Geburtstag 1989, ist ein deutlich wachsendes Interesse wahrzunehmen. Während sich dies vor allem auf seine auch einem breiteren Publikum bekannten Filme und Theaterstücke bezieht, fand seine Lyrik bisher wenig Beachtung. Susanne Winters Arbeit ist der erste Versuch, die zwischen 1909 und 1927 entstandenen Gedichtbände in ihrer Gesamtheit darzustellen, sie vor dem Hintergrund des Cocteauschen Oeuvres und vor allem seiner literaturtheoretischen Positionen zu analysieren und ihren literaturgeschichtlichen Kontext zu beleuchten. Ausgehend von den drei frühen, später verleugneten Gedichtbänden, werden die folgenden sechs Bände (von Le Cap de Bonne-Expérance bis Opéra) chronologisch untersucht. Eigenständige Kapitel gelten dabei Cocteaus Poesie-Konzeption und ihrem Verhältnis zu Kubismus, Dadaismus, Surrealismus und zur französischen Musik um 1920. So wird deutlich, daß die frühe Lyrik Cocteaus bei aller komplexen Vielgestaltigkeit eine motivisch und poetologisch begründete Einheit bildet.