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Die gesellschaftliche Organisierung psychischen Leidens
Zum Arbeitsfeld klinischer Psychologen
Vorwort von Heiner Keupp, herausgegeben von Manfred Zaumseil und Heiner KeuppDie große Mehrheit von Psychologen geht mit einigen therapierelevanten theoretischen Kenntnissen und technologischen Kompetenzen in die verschiedensten Praxisfelder und wird dort noch einmal einer spezifischen beruflichen Sozialisation unterworfen. Der berufliche Alltag schleift bei ihnen routinehafte Handlungsmuster ein, die durch die wissenschaftsorientierten Kriterien ihrer Ausbildung nicht mehr abgedeckt sind. Die institutionelle Struktur der Praxisfelder setzt Handlungsimperative, die das verfügbare Repertoire wissenschaftlich mehr oder weniger gut begründbarer Interventionsstrategien erheblich einschränkt oder modifiziert – und das für den Praktiker oft unbemerkt durch den »stummen Zwang« der latenten und manifesten Ziele der jeweiligen Institution. Eine Ausbildung, die die Vermittlung des gesellschaftlichen Strukturierungsprozesses klinisch-psychologischer Tätigkeit nicht systematisch in ihr Curriculum aufnimmt, liefert den einzelnen unvorbereitet dem »heimlichen Curriculum« des beruflichen Alltags aus.
Dieses Buch will Material für ein alternatives Curriculum und für eine alternative berufliche Identitätsfindung bereitstellen.