Frankfurter Allgemeine Zeitung: Johann Chapoutot hat die ideologischen Kontinuitäten zwischen dem Nationalsozialismus und der Bundesrepublik essayistisch pointiert und damit in Frankreich einen außerordentlichen Erfolg erzielt. Ähnliche Aufmerksamkeit wünscht man dem Buch auch hierzulande.
Gehorsam macht frei
Eine kurze Geschichte des Managements – von Hitler bis heute
von Johann Chapoutot, aus dem Französischen übersetzt von Clemens Klünemann
Über 600 000 Führungskader – von BMW über Aldi bis Thyssen-Krupp – durchliefen die Akademie für Führungskräfte, die der fanatische NS-Jurist Reinhard Höhn 1956 in Bad Harzburg begründete und über Jahrzehnte hinweg leitete. Höhns beispielhafter Aufstieg zum Marketing-Guru wirft die beunruhigende Frage auf: Wie stark ist unsere Arbeitswelt noch heute vom Geist der NS-Zeit geprägt?
Die NS-Kriegswirtschaft zielte konsequent auf Leistungsfähigkeit: Der Mensch wurde zum Produktionsfaktor, die „Volksgemeinschaft“ gehorchte dem „Führer“. Dieses Menschenbild setzte sich in der Bundesrepublik fort: Aus „Menschenführung“ wurde „Management“, auf die NS-Kriegsmaschinerie folgte die Massenproduktion der Konsumgesellschaft. Am Beispiel des Unternehmensberaters Reinhard Höhn legt Johann Chapoutot eine erschreckende Kontinuität im ökonomischen Denken vor und nach 1945 offen: Das Ziel unbedingter Leistungsbereitschaft zieht sich von den Vordenkern der NS-Kriegswirtschaft bis in die Handbücher der Unternehmensführung von heute.