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Die Geschmückte Frau
von Doris-Kathrin KlostermannKleidung ist Ausdruck einer Lebensweise, welche von sozia-len, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Faktoren bestimmt wird, daneben aber Raum lässt für Individualität. Die Kleidung ermöglicht die Zuordnung zu einer sozialen Schicht, einer bestimmten Zeit und ihrer Lebensart. Nicht außer Acht zu lassen ist dabei die Komponente der nonver-balen kommunikativen Eigenschaft, denn durch die Art der Kleidung wird optisch ein Zeichen der gesellschaftlichen Zugehörigkeit gesetzt. „Es gibt keine Kleidung, die nicht irgend-welche sozialen Signale aussendet“ (Brückner, S. 93). Sie ermöglicht es den Klassen, sich voneinander abzusetzen und dem Ein-zelnen, sich durch seinen Stil zu unterscheiden. Die Mode ermöglicht Konformität und lässt Raum für Individualität, sie trennt und verbindet. Das antreibende Prinzip des schnellen Wechsels der Moden ist die Nachahmung. Die unteren Klassen wollen sich wie die oberen anziehen, das Dienstmädchen wie seine Herrin aussehen. Vor allem Frauen sind dann der Mode besonders zugetan, wenn ihre Kleidung die einzige Möglichkeit ist, ihren Wunsch nach Herausgeho-benheit zu befriedigen. Wird ihnen die den Männern einge-räumte Möglichkeit individueller Entfaltung im sozialen Le-ben nicht gegeben, so wird die Mode zum Ventil und zur Kompensation für die Unmöglichkeit Auszeichnung auf an-deren Gebieten zu erreichen.