Rekonstruktion der originalen Gleislageabweichungen aus 3-Punkt-Signalen (Wandersehnenmessverfahren) und Beurteilung hinsichtlich Amplitude, Fehlerwellenlänge sowie Fehlerform

Mit der Zunahme der Geschwindigkeit im Eisenbahnverkehr steigen auch die Anforderungen an die Gleislagequalität. Durch regelmäßige Insprektionen, als Bestandteil der Instandhaltung der Eisenbahninfrastruktur, werden die Abweichungen des Gleises von seiner idealen Lage regelmäßig geprüft. Häufig werden hierfür Sehnenmesssysteme verwendet. Diese Messsysteme zeichnen sich durch ihren einfachen Aufbau aus. Der wesentliche Nachteil besteht jedoch darin, dass die realen, formtreuen Gleislageabweichungen im Messschrieb verzerrt wiedergegeben werden. Für eine Beurteilung der Gleisqualität entsprechend der europäischen Norm EN 13848 können diese Messsignale nicht verwendet werden. Die Verzerrung ist von der Sehnenlänge und -teilung abhängig, so dass Messergebnisse unterschiedlicher Messsysteme nicht miteinander verglichen werden können.
In seiner Dissertation zeigt Herr Dr. Klaus Ulrich Wolter eine Möglichkeit auf, wie Sehnenmesssysteme den gestiegenen Anforderungen der Gleislageinsprektion gerecht werden können, indem die Messsignale in die realen, formtreuen Gleislageabweichungen zurückgerechnet werden. Die Aufgabe wird mit Methoden gelöst, die in der Signalverarbeitung und der Nachrichtentechnik gebräuchlich sind. Die praktische Anwendung wurde hierbei stets berücksichtigt, so lässt sich die gewonnene Lösung direkt in die Messsysteme integrieren. Mit dieser Methode ist auch eine Optimierung der Konstruktion der Sehnenmesssysteme möglich. Erstmals können die Gleislagequalität und die Beurteilungsmaßstäbe unterschiedlicher Eisenbahninfrastrukturunternehmen miteinander verglichen werden, da sich Messergebnisse unterschiedlicherMesssysteme direkt ineinander umrechnen lassen. Messsysteme und Regelwerke können unabhängig voneinander weiterentwickelt werden. Zusätzlich wird in dieser Arbeit eine Methode zur Beurteilung der Gleislagequalität hinsichtlich Fehleramplitude, Fehlerwellenlänge und Fehlerform aufgezeigt. Dies ist Voraussetzung für die Beurteilung der Gleislagequalität unter Berücksichtigung der Reaktionen der Eisenbahnfahrzeuge.