Das >Sôkyoku taiisho< des Yamada Shôkoku als Quelle zur koto-Musik der Edo-Zeit von Ilse Reuter | ISBN 9783795910044

Das >Sôkyoku taiisho< des Yamada Shôkoku als Quelle zur koto-Musik der Edo-Zeit

von Ilse Reuter
Buchcover Das >Sôkyoku taiisho< des Yamada Shôkoku als Quelle zur koto-Musik der Edo-Zeit | Ilse Reuter | EAN 9783795910044 | ISBN 3-7959-1004-8 | ISBN 978-3-7959-1004-4

Das >Sôkyoku taiisho< des Yamada Shôkoku als Quelle zur koto-Musik der Edo-Zeit

von Ilse Reuter

Auszug

Diese Arbeit bildet den Versuch, dem reichhaltigen Wissen um die koto-Musik in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nachzugehen, wie es Ymada Shôkoku in komprimierter Form in seinem »Sôkyoku taiishô« (SKTIS), einem sechsbändigen Kompendium zur koto-Musik, bestehend aus fünf Notenbänden mit dem sôkyoku-Repertoire der damaligen Ikuta-ryû in Edo sowie einem Textband, zusammengestellt und im Blockdruck veröffentlicht hat - aus dem Bewußtsein heraus, die wichtigsten Informationen zur koto-Musik seiner Zeit der Nachwelt weiterzugeben und damit vor dem Vergessen zu bewahren. Über den Verfasser, der durch sein bahnbrechendes Werk als einzige sehende Person einen festen Platz unter den Nachfahren von Yatsuhashi K. in der Genealogie der blinden koto-Musiker der Edo-Zeit einnimmt, liegen nur wenige biographische Angaben vor, die in der einschlägigen Literatur fast stereotyp wiederholt werden. Daher lassen sich lediglich indirekt aus unterschiedlichen Äußerungen in seinem Werk Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Yamada Shôkoku ziehen. Darüber hinaus wird in historischer Sichtweise der Versuch unternommen, unter Berücksichtigung der Zeitumstände den Hintergrund zu Autor und Drucklegung des SKTIS zu erhellen. Alle Vor- und Nachworte werden gesondert vorgestellt. Hinterfragt wird die beträchtliche Diskrepanz von 14 Jahren, die sich vom Verfassen des Vor- und Nachworts (An'ei 8 = 1779) bis zum Erscheinen der vorliegenden Gesamtausgabe des SKTIS im Druck (Kansei 4 = 1792) ergeben hat. Dabei mögen nicht nur technische und kommerzielle, politische und soziale Faktoren eine Rolle gespielt haben, wie sie sich im Blockdruckverfahren, dem Verlagswesen, den Richtlinien des Shôgunats zum Erteilen der Drucklizenz und in der Stellung des Autors oder Herausgebers finden lassen. Um den Hintergrund während dieser Zeitspanne zu erhellen, wurde die »Bukô nenpyô« (»Zeittafel von Musashi und Edo«) zu Rate gezogen. Etwas weiter ausgeholt, umfaßt dieser Zeitraum (1772-1792) die Jahre ab der An'ei-Ära über die Tenmei- bis zu den Anfangsjahren der Kansei-Ära, wobei 1779 als Todesjahr des Yasumura Kengyô, Autorität der Ikuta-ryû in Kyôto, Urheber der koto-kumiuta-Sammlung »Busô gafushû« (1755), shoku-kengyô von 1768-1771, einen Schwerpunkt bildet. Faszinierend ist zu beobachten, welche geistigen Strömungen der Edo-Zeit Yamada Shôkoku bei der Auswahl seiner Exzerpte für den Traktatband geleitet haben, im Spannungsfeld zwischen kangaku, den »Chinesischen Studien«, und der Gegenbewegung der kokugaku, der »Nationalen Schule«, die den Blick auf das japanische Altertum richtete. In den ersten Bereich fällt der von Shôgunatsregierung anfänglich geförderte Konfuzianismus (Neokonfuzianismus Zhu Xi'scher Prägung, aber auch andere Richtungen waren vertreten), der jedoch 1790 (zwei Jahre vor Publikation des SKTIS!) ein offizielles Verbot erhielt. Die Beschäftigung mit chinesischer Reimlehre und Phonetik, mit Sprachwissenschaft und Sanskritistik führte die »nationalen Gelehrten« (Keichû, Kamo Mabuchi, Motoori Norinaga) zur Erforschung der eigenen Sprache und Literaturdenkmäler. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist eine Zeit reicher Sammeltätigkeit in Japan. Es entstehen große Quellensammlungen wie das »Gunsho ruijû« von Hanawa Hokiichi. Vor diesem Hintergrund ist Shôkokus historisches Verdienst im Bereich der koto-Musik zu sehen.