„…ein wirklicher Fürst, mit starkem Willen und voll Würde ..."

Wer die Ägypten-Sammlung in Hildesheim kennt, ist auch mit dem Namen ›Hem-iunu‹ vertraut, bei dessen Nennung man automatisch an die großartige Grabstatue denkt, die den Prinzen Hem-iunu in der ganzenFülle seiner Macht und Würde, lebensgroß und stattlich wiedergibt. Hermann Junker, der Ausgräber der Statue, würdigt in seinem Grabungsbericht von 1929 die Statue mit den folgenden Sätzen:'Es ist wohl unbestritten, daß die Statue des Hem-iunu eines der hervorragendsten Kunstwerke der ägyptischen Plastik ist; insbesondere steht sie hinter keinem der Meisterwerke des Alten Reiches zurück, auch nicht hinter der besten Chephrenstatue oder Nofret und Rahotep, nur daß diese den Vorteil einer vollkommenen Unversehrtheit haben. Es erfaßt uns beim ersten Blick die machtvolle Persönlichkeit Hem-iunus und hält uns gefangen; wir fühlen, daß wir keinem Durchschnittsmenschen gegenüberstehen, sondern einem wirklichen Fürsten, klug, mit starkem Willen und voll Würde; er hat als Minister der öffentlichen Arbeiten einen bedeutenden Anteil am Bau der Cheopspyramide gehabt, und seine mächtige und hoheitsvolle Erscheinung entspricht dem Bilde, das wir uns von den Männern machen, die dies größte Denkmal des Alten Reiches schufen.'Dieses Zitat zeigt deutlich: Selbst der sonst eher nüchterne Hermann Junker war der faszinierenden Aura dieses Ausnahmeobjekts erlegen, und so ergeht es bis heute den meisten Betrachtern – Fachleuten undLaien gleichermaßen –, wenn sie vor diesem imponierenden Zeugnis der mehr als 4500 Jahre zurückliegenden Pyramidenzeit stehen. Um wen es sich bei Hem-iunu handelt, wie seine Statue entdeckt wurde, auf welche Weise sie nach Hildesheim gelangte und welche Rezeption sie bis heuteerfahren hat, ist das Thema der vorliegenden Publikation.