Vergleich zwischen Peer Teaching und Self Directed Learning in einem veterinärmedizinischen Skills Lab von Alexandra Schmitt | ISBN 9783835968011

Vergleich zwischen Peer Teaching und Self Directed Learning in einem veterinärmedizinischen Skills Lab

von Alexandra Schmitt
Buchcover Vergleich zwischen Peer Teaching und Self Directed Learning in einem veterinärmedizinischen Skills Lab | Alexandra Schmitt | EAN 9783835968011 | ISBN 3-8359-6801-7 | ISBN 978-3-8359-6801-1
Backcover

Vergleich zwischen Peer Teaching und Self Directed Learning in einem veterinärmedizinischen Skills Lab

von Alexandra Schmitt
In veterinärmedizinischen Bildungsstätten werden seit ca. einem Jahrzehnt vermehrt Clinical Skills Labs als Bindeglied zwischen theoretischen und praktischen Teilen der Ausbildung eingesetzt. Studierende können klinisch-praktische Fertigkeiten an Simulatoren trainieren und erlernen, was zum einen die Selbstsicherheit der Berufsanfänger fördert und zum anderen den Tierschutz-Gedanken unterstreicht. Bisher sind sowohl Aufbau und Organisation, als auch die umgesetzten Lernformate in solchen Einrichtungen sehr heterogen (Dilly et al. 2017). Vor dem Hintergrund voller Stundenpläne und finanzieller Restriktionen der Universitäten stellt sich somit die Frage, welches Konzept didaktisch sinnvoll, effizient und zukunftsfähig ist.
Ziel dieser Arbeit war es, ein gleichermaßen fachlich wie didaktisch basiertes Konzept zur Nutzung und Verstetigung praktischer Lernzentren in der Veterinärmedizin zu entwickeln. Hierzu wurden die Lernformate des Peer Teaching (PT) und des Self Directed Learning (SDL) sowohl hinsichtlich Motivation und Akzeptanz, als auch bezüglich ihrer Effektivität miteinander verglichen. Der Einflussfaktor möglicher Vorkenntnisse auf den Lernerfolg wurde ebenfalls betrachtet. Die Umsetzbarkeit und Befürwortung der Objective Structured Clinical Examination (OSCE) als formative Prüfungsform wurde in diesem Rahmen ebenfalls evaluiert.
Im Sommersemester 2017 wurden 117 Studierende des zweiten Fachsemesters randomisiert entweder dem tutoriell gestützten Unterricht (n(PT)=59) oder dem eigenständigen Lernen (n(SDL)=58) jeweils in Kleingruppen à vier Teilnehmern zugeteilt. Sie absolvierten jeweils vor und nach Besuch des Skills Lab eine objektiv strukturierte, klinische Prüfung (OSCE) und bewerteten sowohl das Kurskonzept, die Prüfungsform als auch die eigene Motivation und Erwartungshaltung.
Der Lernzuwachs war bei Probanden des PT an 9/10 Stationen größer als bei Teilnehmern des SDL (davon an 4 signifikant (p≤0,05): Intubation, Anziehen eines sterilen Kittels und Handschuhe, Auskultation, Reanimation). Zumindest an zwei OSCE Stationen konnte zudem ein länger anhaltender Lernerfolg beobachtet werden, wenn die Studierenden zuvor durch einen Peer Teacher betreut wurden (Mikroskopieren, Nähen). Ein signifikanter Einfluss allein des Tutors konnte allerdings nur an einer Station (Auskultation Herz) statistisch belegt werden. Beide Treatments erreichten sehr große Effektstärken (d(PT)= 2,40; d(SDL)= 1,98). Hiermit wird deutlich, dass im hiesigen Versuch PT zwar tendentiell effektiver war, um klinisch-praktische Fertigkeiten zu erlernen, allerdings war der Lernzuwachs an 6/10 Stationen eben nicht signifikant größer als im SDL. Themenbezogen war es den selbstständig lernenden Studierenden also durchaus möglich, gleichwertige Resultate zu erzielen. Im direkten Vergleich war die Bewertung und Akzeptanz des PT jedoch messbar größer als die des SDL. Studierende schätzten die direkte Feedbackgabe während der Übungen sehr und äußerten insbesondere an einigen Stationen (z. B. Nähen) großen Unmut über eine fehlende Betreuung im SDL.
Lernende ohne Vorerfahrung schnitten an 4/10 Stationen signifikant besser ab, wenn sie mit Tutor unterrichtet wurden. Dennoch konnten im PT Format die Studierenden mit und ohne Vorerfahrung nicht auf dasselbe Kompetenzniveau gebracht werden. Im SDL hingegen schnitten die zu Beginn heterogenen Teilnehmer in der Post-OSCE alle ähnlich ab. Studierende mit Vorkenntnissen zeigten keine nennenswerten treatmentbedingten Unterschiede im Lernzuwachs. Es konnte somit gezeigt werden, dass unerfahrene Studierende nicht zwangsläufig eine tutorielle Unterstützung benötigen, um adäquate Lernerfolge zu erzielen.
Die zur formativen Leistungsüberprüfung eingesetzte OSCE wurde von den Studierenden sehr gut bewertet und zeigte sich zudem als valide und reliabel. Trotz hohem Zeit- und Personalaufwand konnten die OSCE Prüfungen kostengünstig und umsetzbar gehalten werden.
Aufgrund dieser Ergebnisse konnten zwei mögliche Konzepte erarbeitet werden, die die Vermittlung praktischer Fertigkeiten in veterinärmedizinischen Skills Labs für Studierende unterschiedlicher Ausbildungsstände aufzeigen (s. Abb 28). Integraler Bestandteil dieser Vorschläge sind ein über die verpflichtenden und freiwilligen Kurse hinausgehendes, fakultatives Angebot von SDL sowie der Einsatz von OSCEs sowohl als Feedbackinstrument als auch als Tool zur Leistungsüberprüfung. Eine Erporbung und Evaluierung besagter Konzepte sollte im Fokus weiterer Forschung stehen, um die nachweislich effektiven Lernformate optimal einsetzen und die Verstetigung von Skills Labs in der veterinärmedizinischen Lehre weiter forcieren zu können.