Vergleichende Untersuchung des Processus coronoideus medialis ulnae des caninen Ellbogengelenks:
histologische und computertomographische Befunde
von Lena HolbeinDie Ellbogengelenkdysplasie ist eine häufig vorkommende, genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Ellbogengelenks bei großen und mittelgroßen Hunderassen. Um die Ellbogengelenkdysplasie durch selektives Züchten minimieren zu können, werden die Ellbogengelenke im Rahmen der ED-Zuchtuntersuchung radiologisch und bei fraglichen Fällen zusätzlich computertomographisch beurteilt. Weiterhin kommt die Computertomographie bei klinischen Fällen zum Einsatz. Beim Vorliegen einer Coronoidpathologie ist in der CT eine Zusammenhangstrennung innerhalb des inneren Kronfortsatzes nachvollziehbar, die sich als hypodense Linie darstellt. Dichteminderungen innerhalb des Processus coronoideus medialis ulnae gelten in der Literatur als indirekter Hinweis einer Coronoidpathologie.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Relevanz von computertomographisch nachvollziehbaren Minderungen der Knochendichte innerhalb der Spitze des inneren Kronfortsatzes, insbesondere im Hinblick auf das Vorliegen einer Coronoidpathologie, zu beurteilen. Weiterhin wird die Knochendichte sowohl an der Spitze als auch der Basis des Processus coronoideus medialis ulnae computertomographisch ermittelt und mit den histologischen Befunden verglichen. Dazu werden 34 Ellbogengelenke von 17 Hunden sowohl computertomographisch mittels 16-Zeilen-Spiral-CT (Brilliance, Phillips Healthcare, Niederlande) als auch histologisch untersucht. Die Population der 17 Hunde setzt sich aus neun Rassehunden und acht Mischlingshunden zusammen mit einem mittleren Alter von 8,1 Jahren und einer durchschnittlichen Körpermasse von 26,0 kg ±10,0. Sowohl in der computertomographischen als auch in der histologischen Untersuchung wird insbesondere auf das Vorliegen einer Primärläsion geachtet. Als Primärläsion gilt das Auftreten einer Fissurlinie oder eines Fragments an der Spitze des Processus coronoideus medialis ulnae. Zudem wird die Knochendichte computertomographisch in vier definierten Arealen (Spitze axial, Spitze abaxial, Basis axial und Basis abaxial) durch die Messung der HU mit Hilfe des Softwareprogramms Horos (The Horos Project, Horos v 3.3.5) semiquantitativ ermittelt. Für die Bestimmung des Knochenanteils der vier Areale in den histologischen Präparaten wurde in Zusammenarbeit mit dem Hochschulrechenzentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen durch den Einsatz des Bildbearbeitungsprogramms Photoshop 4CS der Firma Adobe Systems (San Jose, USA) eine einfache und wiederholbare Methode erarbeitet. Die Beurteilung der Befunde erfolgt im Konsens zwischen einer Doktorandin im 4. Ausbildungsjahr zum Fachtierarzt für Radiologie und einem offiziellen GRSK-Gutachter (Gesellschaft für Röntgendiagnostik genetisch beeinflusster Skeletterkrankungen beim Kleintier) sowie Diplomate des ECVDI (European College of Veterinary Diagnostic Imaging).
Die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Sodass folglich das fokal vermehrte Auftreten von Hohlräumen der Cellulae medullares sowie schmal ausgebildete Knochentrabekel zu hypodensen Arealen und Linien innerhalb des Processus coronoideus medialis ulnae im computertomographischen Bild führen und in Kombination mit dem Partialvolumeneffekt ein Fragment oder eine Fissur vortäuschen können. Zudem können durch physiologische Strukturen wie Blutgefäßen sowie physiologisch ablaufende Umbauprozesse hypodense Areale in der Computertomographie entstehen. Im Hinblick auf fragliche Fälle bei der computertomographischen Untersuchung der Ellbogengelenke kann festgehalten werden, dass nicht jede subjektiv festgestellte hypodense Linie im computertomographischen Bild wirklich einen Befund darstellt, sondern durch computertomographische Artefakte generiert sein kann. Auch computertomographisch sichtbare Dichteminderungen im Bereich der Spitze des Coronoids, die als indirekter Hinweis für eine Coronoidpathologie gelten, können aufgrund physiologischer Strukturen wie Blutgefäßen sowie physiologisch ablaufender Remodeling-Prozesse entstehen. Die vorliegende Studie zeigt, dass daher in einigen Fällen bei der Interpretation dieser computertomographischen Befunde keine absoluten Aussagen getroffen werden können. Die beschriebene Verteilung der Knochendichten mit signifikant erhöhter Knochendichte im abaxialen Anteil sowie an der Basis des inneren Kronfortsatzes lässt sich sowohl bei computertomographisch unauffälligen als auch mit einer Primärläsion bewerteten Ellbogengelenken nachvollziehen und kann durch eine erhöhte Belastung und dadurch auftretende Sklerose in diesen Arealen erklärt werden. Eine Entlastung des inneren Kronfortsatzes im axialen Bereich und folglich auftretender axialer Osteoporose ist aufgrund von Fehlbelastung oder Instabilität innerhalb des Ellbogengelenks ebenfalls möglich. Sodass diese Verteilung der Knochendichten innerhalb des inneren Kronfortsatzes nicht zwangsläufig auf einen pathologischen Prozess hinweist, sondern aufgrund unterschiedlicher Belastungen innerhalb des Ellbogengelenks im Laufe des Lebens und sich anschließender Anpassungsprozessen des Knochens entstanden sein kann. In der vorliegenden Studie wird erstmals in der Veterinärmedizin die in der CT gemessenen HU-Werten mit histologisch bestimmten Knochenvolumenwerten verglichen und Gleichungen aufgestellt, mit deren Hilfe computertomographisch gemessene HU in den prozentualen Knochenanteil umgerechnet werden können. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Knochendichte in der computertomographischen Untersuchung weitgehend realitätsgetreu abgebildet wird und dem histologisch bestimmten Knochenanteil entspricht. Dieses Wissen kann bei zukünftigen Forschungsprojekten als auch bei der Diagnostik von Pathologien genutzt werden.
Sodass folglich das fokal vermehrte Auftreten von Hohlräumen der Cellulae medullares sowie schmal ausgebildete Knochentrabekel zu hypodensen Arealen und Linien innerhalb des Processus coronoideus medialis ulnae im computertomographischen Bild führen und in Kombination mit dem Partialvolumeneffekt ein Fragment oder eine Fissur vortäuschen können. Zudem können durch physiologische Strukturen wie Blutgefäßen sowie physiologisch ablaufende Umbauprozesse hypodense Areale in der Computertomographie entstehen. Im Hinblick auf fragliche Fälle bei der computertomographischen Untersuchung der Ellbogengelenke kann festgehalten werden, dass nicht jede subjektiv festgestellte hypodense Linie im computertomographischen Bild wirklich einen Befund darstellt, sondern durch computertomographische Artefakte generiert sein kann. Auch computertomographisch sichtbare Dichteminderungen im Bereich der Spitze des Coronoids, die als indirekter Hinweis für eine Coronoidpathologie gelten, können aufgrund physiologischer Strukturen wie Blutgefäßen sowie physiologisch ablaufender Remodeling-Prozesse entstehen. Die vorliegende Studie zeigt, dass daher in einigen Fällen bei der Interpretation dieser computertomographischen Befunde keine absoluten Aussagen getroffen werden können. Die beschriebene Verteilung der Knochendichten mit signifikant erhöhter Knochendichte im abaxialen Anteil sowie an der Basis des inneren Kronfortsatzes lässt sich sowohl bei computertomographisch unauffälligen als auch mit einer Primärläsion bewerteten Ellbogengelenken nachvollziehen und kann durch eine erhöhte Belastung und dadurch auftretende Sklerose in diesen Arealen erklärt werden. Eine Entlastung des inneren Kronfortsatzes im axialen Bereich und folglich auftretender axialer Osteoporose ist aufgrund von Fehlbelastung oder Instabilität innerhalb des Ellbogengelenks ebenfalls möglich. Sodass diese Verteilung der Knochendichten innerhalb des inneren Kronfortsatzes nicht zwangsläufig auf einen pathologischen Prozess hinweist, sondern aufgrund unterschiedlicher Belastungen innerhalb des Ellbogengelenks im Laufe des Lebens und sich anschließender Anpassungsprozessen des Knochens entstanden sein kann. In der vorliegenden Studie wird erstmals in der Veterinärmedizin die in der CT gemessenen HU-Werten mit histologisch bestimmten Knochenvolumenwerten verglichen und Gleichungen aufgestellt, mit deren Hilfe computertomographisch gemessene HU in den prozentualen Knochenanteil umgerechnet werden können. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Knochendichte in der computertomographischen Untersuchung weitgehend realitätsgetreu abgebildet wird und dem histologisch bestimmten Knochenanteil entspricht. Dieses Wissen kann bei zukünftigen Forschungsprojekten als auch bei der Diagnostik von Pathologien genutzt werden.