Einfluss von Acepromazin auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut und die Sedationstiefe und -qualität am stehenden, sedierten Pferd von Katrin Dahmen | ISBN 9783835969643

Einfluss von Acepromazin auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut und die Sedationstiefe und -qualität am stehenden, sedierten Pferd

von Katrin Dahmen
Buchcover Einfluss von Acepromazin auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut und die Sedationstiefe und -qualität am stehenden, sedierten Pferd | Katrin Dahmen | EAN 9783835969643 | ISBN 3-8359-6964-1 | ISBN 978-3-8359-6964-3
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Einfluss von Acepromazin auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut und die Sedationstiefe und -qualität am stehenden, sedierten Pferd

von Katrin Dahmen
Einfluss von Acepromazin auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut und die Sedationstiefe und -qualität am stehenden, sedierten Pferd
Das Phenothiazinderivat Acepromazin ist beim Pferd für seine vasodilatatorische und blutflusssteigernde Wirkung an Gefäßen bekannt. Dieser Effekt beruht auf dem Antagonismus an α-1-adrenergen Rezeptoren an den Gefäßmuskelzellen. Bisherige Studien konzentrieren sich auf den Blutfluss der Digitalarterien und die Mikroperfusion der Huflederhaut. Die Mikroperfusion des Gastrointestinaltraktes und ihre Beeinflussung durch Medikamente ist in den letzten Jahren in den Fokus der Forschung gerückt. Nachdem die Mikroperfusion des Gastrointestinaltraktes beim Pferd auch über die Messung an der Maulschleimhaut untersucht und analysiert werden kann, ist die Untersuchung auch nichtinvasiv beim stehenden Pferd durchführbar. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von Acepromazin auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut am stehenden, sedierten Pferd zu untersuchen. Als weiteres Ziel sollte der Einfluss von Acepromazin auf die Sedationstiefe und -qualität eben dieser Pferde untersucht werden. Die Durchführung der Untersuchung wurde vom Regierungspräsidium Gießen - Dezernat V 54 - Veterinärwesen und Verbraucherschutz genehmigt (Aktenzeichen V 54 - 19 c 20 15 h 02 Gi 18/12 kTV 13/2018). Hierfür wurden 24 Pferde in Privatbesitz randomisiert und verblindet in zwei Versuchsgruppen (Gruppe A und Gruppe K) eingeteilt. Beide Gruppen wurden initial mit Detomidin (0,01 mg/kg i. v.) und Butorphanol (0,01 mg/kg i. v.) sediert. Zugleich erhielten Pferde der Gruppe A zusätzlich Acepromazin (0,05 mg/kg i. v.). Die Sedation wurde in beiden Gruppen mit einer Detomidin-Dauertropfinfusion (0,33 µg/kg/min i. v.) in Kombination mit einer Butorphanol-Dauertropfinfusion (25 µg/kg/h i. v.) aufrecht-erhalten. Die Basiswerte wurden am unsedierten Pferd gemessen. Während der Sedation der Pferde wurden 4 Verlaufsmessungen im Abstand von 10 Minuten durchgeführt (Zeitpunkte 1-4). Die erste Messung (Zeitpunkt 1) erfolgte 5 Minuten nach der Bolussedation. Zu jedem Messzeitpunkt wurden die Herzfrequenz (HF) und der systolische (SAP), mittlere (MAP) und diastolische (DAP) arterielle Blutdruck gemessen. Der Blutfluss (Flow) und die Gewebe-sauerstoffsättigung (SO2) der Mikroperfusion wurden mittels Laser-Doppler-Flowmetrie und Weißlichtspektrometrie an der Maulschleimhaut gemessen. Weiterhin wurde zu jedem Messzeitpunkt die Kopfhöhe der Pferde („head height above ground“ = HHAG) gemessen und die Sedationstiefe und -qualität anhand eines Scores bewertet. In der Sedationstiefe wurde die Gesamtzahl aus den Einzelparametern Verhalten, Standfestigkeit/ Ataxie, Kopf, Augen und Ohren berechnet. Für den Score Sedationsqualität wurde die Gesamtzahl aus den Einzelparametern Vorwärtsdrängen, Kopfschütteln und Naseschütteln berücksichtigt. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels der Statistiksoftware Stata 16.1 (StataCorp LLC, College Station, USA) und SPSS 26.0 (IBM Corp., Armonk, USA). Die Unterschiede zwischen den Gruppen zu den einzelnen Messzeitpunkten wurden mit einer zweifaktoriellen Varianzanalyse mit linearen gemischten Modellen für die metrischen Variablen (Prozedur mixed) und als ordinale Regression mit Poisson-Modellen für die ordinalen Variablen analysiert (Prozedur xtpoisson). Die Daten wurden auf Normalverteilung (Shapiro-Wilk) überprüft. Zusätzlich zu den Unterschieden zwischen den beiden Gruppen (p<0,05) wurde innerhalb der Gruppen auch auf Unterschiede zwischen den Zeitpunkten (p<0,05) getestet. Die Gabe von Acepromazin führte nach 15 Minuten zu einem signifikant niedrigeren SAP als in der Kontrollgruppe (Gruppe A: 114 (102/126) mm Hg; Gruppe K: 147 (126/167) mm Hg), MAP (Gruppe A: 83 (68/97) mm Hg; Gruppe K: 107 (90/124) mm Hg) und DAP (Gruppe A: 60 (48/72) mm Hg; Gruppe K: 88 (73/104) mm Hg). Auch nach 25 Minuten war der SAP (Gruppe A: 114 (102/126) mm Hg; Gruppe K: 147 (123/172) mm Hg), MAP (Gruppe A: 85 (70/99) mm Hg; Gruppe K: 11 (94/128) mm Hg) und DAP (Gruppe A: 64 (52/77) mm Hg; Gruppe K: 93 (79/108) mm Hg) signifikant niedriger. Acepromazin bewirkte nach 15 Minuten einen signifikanten Anstieg der Gewebesauerstoffsättigung (Gruppe A: 79 (75/83) %; Gruppe K: 71 (67/76) %). Die Herzfrequenz und der totale und relative Blutfluss zeigten keine relevanten Veränderungen durch die Gabe von Acepromazin. Acepromazin bewirkte einen signifikanten Abfall der HHAG nach 5 Minuten (Gruppe A: 44 (32/56) %; Gruppe K: 63 (51/76) %) und signifikant höhere Scorewerte im Verhalten (Gruppe A: 2,4 (2,1/2,7); Gruppe K: 1,9 (1,9/2,0). Die signifikant niedrigere HHAG bestand auch noch nach 15 Minuten (Gruppe A: 42 (29/54) %; Gruppe K: 60 (48/72) %). Im Score Tiefe der Sedation, Standfestigkeit/ Ataxie und Vorwärtsdrängen traten keine relevanten Veränderun- gen auf. Acepromazin bewirkte insgesamt signifikant niedrigere Werte im Score Qualität der Sedation und Kopfschütteln und einen Trend zu weniger Naseschütteln. Die vorliegende Studie zeigte, dass Acepromazin aufgrund seiner vasodilatatorischen Wirkung in der Makroperfusion am stehenden, sedierten Pferd zwar zur Hypotension führt, aber keinen Effekt auf die Mikroperfusion der Maulschleimhaut hat. Weiterhin wurde gezeigt, dass die Zugabe von Acepromazin zur Sedation mit Detomidin und Butorphanol die Sedationsqualität verbessert und die Sedationstiefe verstärkt.