Untersuchungen über den Einfluss der Gen-Umwelt-Interaktion auf klinische, endokrinologische und metabolische Parameter im Verlauf der Geburt bei einer Schweinerobustrasse (Angler Sattelschwein) und einer modernen reproduktiv leistungsstarken Schweinerass von Corinna Agnes Gladbach | ISBN 9783835970908

Untersuchungen über den Einfluss der Gen-Umwelt-Interaktion auf klinische, endokrinologische und metabolische Parameter im Verlauf der Geburt bei einer Schweinerobustrasse (Angler Sattelschwein) und einer modernen reproduktiv leistungsstarken Schweinerass

von Corinna Agnes Gladbach
Buchcover Untersuchungen über den Einfluss der Gen-Umwelt-Interaktion auf klinische, endokrinologische und metabolische Parameter im Verlauf der Geburt bei einer Schweinerobustrasse (Angler Sattelschwein) und einer modernen reproduktiv leistungsstarken Schweinerass | Corinna Agnes Gladbach | EAN 9783835970908 | ISBN 3-8359-7090-9 | ISBN 978-3-8359-7090-8
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Inhaltsverzeichnis 1

Untersuchungen über den Einfluss der Gen-Umwelt-Interaktion auf klinische, endokrinologische und metabolische Parameter im Verlauf der Geburt bei einer Schweinerobustrasse (Angler Sattelschwein) und einer modernen reproduktiv leistungsstarken Schweinerass

von Corinna Agnes Gladbach
Hintergrund Aktuelle gesellschaftspolitische Diskussionen über eine Neuausrichtung der Landwirtschaft beinhalten auch die Thematik der Tierhaltung. Hier scheint das wirtschaftliche Interesse zum Teil einer Verbesserung des Tierwohls gegenüberzustehen. Um Erkenntnisse darüber zu erlangen, inwieweit ein erweitertes Platzangebot für Schweine im Geburtszeitraum eine Verbesserung darstellt und, falls ja, ob davon auch Mutterschweine einer modernen Hochleistungsrasse profitieren können, wurde dies an zwei unterschiedlichen Haltungsbedingungen überprüft. Zusätzlich wurde ein Rassevergleich in der Form durchgeführt, indem die Geburtsverläufe von DLR-Muttertieren als hochproliferative Rasse denen von ASS-Tieren als Robustrasse gegenübergestellt wurden, um so Einsicht über die jeweilige Geburtsstabilität zu erlangen. Der Untersuchungsscope umfasste klinische, endokrinologische und metabolische Parameter. Ein Augenmerk wurde weiterhin auf die Ferkelverlustrate bzw. Ferkelvitalität gelegt.
Material und Methode Die Untersuchung fand im Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Standort Dummerstorf, Mecklenburg-Vorpommern, statt. Als Vertreter der modernen Zuchtlinie wurden Schweine der DLR (n=26) gewählt, als bodenständige Rasse solche der ASS (n=20). Die Tiere wurden am 105. Trächtigkeitstag in eine von zwei Haltungsbedingungen überführt. In der Bewegungsbucht stand den Muttertieren eine Gesamtfläche von 5,8 m2 zur Verfügung, während ihnen davon unter Kastenstandbedingungen je nach Körpermaß eine Fläche von 1.08 – 1.26 m2 zustand. Ab dem 112. Graviditätstag wurden die Tiere mit einem Venenverweilkatheter ausgestattet. Bis zum Eintritt der Geburt wurden täglich Blutproben gezogen sowie klinische Untersuchungen durchgeführt. Ab Beginn der Austreibungsphase (Stadium II der Geburt) wurde dieses Untersuchungsschema bis zum Ende der Expulsationsphase in halbstündlichem Rhythmus beibehalten. Daran schlossen sich bis zum vierten Tag post partum weiterhin tägliche Kontrollen an. Zwischenferkelintervalle von mehr als 60 Minuten wurden als Geburtskomplikation definiert. Der obstetrische Eingriff bestand in derartigen Fällen aus einer manuell-vaginalen Exploration. Post natum wurden die Ferkel auf ihre Vitalität hin untersucht und die Ferkelverlustrate bis eine Woche nach der Geburt registriert. Die klinische Untersuchung der Muttertiere umfasste die Körpertemperatur, Atemfrequenz sowie Herzfrequenz. Die aus den Blutproben gewonnenen Hormonwerte waren Progesteron, Estradiol, Oxytocin, PGFM, Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Als Metabolische Parameter wurden Gesamtcalcium, ionisiertes Calcium, Magnesium, Phosphor, Glukose, NEFA, bHBA und Creatinkinase bestimmt.
Ergebnisse Schweine der Deutschen Landrasse wiesen eine um 1,4 Tage längere Gestationsdauer auf als Muttertiere der Angler Sattelschwein-Rasse (DLR: 115,8 ± 1,29; ASS: 114,6 ± 1,27). Die Wurfgröße war bei Muttertieren der Deutschen Landrasse im Mittel um 3,3 Ferkel größer als die der Angler Sattelschweine (DLR: 14,7 ± 3,61, ASS: 11,4 ± 3,08, p = 0,0041). Die mittlere Geburtslänge unterschied sich zwischen den Rassen deutlich (DLR: 266,6 ± 126,1, ASS: 173,0 ± 104,7, p = 0.0115). Ausschlaggebend für diese Differenz war, dass Schweine der Deutschen Landrasse, unabhängig von Haltungsbedingungen, eine bedeutend höhere Rate an Geburtsprotrahierungen auf Basis einer myometralen Hypotonie aufwiesen als ASS-Tiere. Während bei DLR-Tieren 46 % der Geburten mit dieser Komplikation verliefen, waren es bei ASS-Tieren lediglich 12 % (p = 0,0186). Während bei Kastenstandgeburten bis zu 5 Protrahierungen á > 60 min. in der Dystokie-Gruppe zu verzeichnen waren, kam es unter Bewegungsbuchtbedingungen maximal zu zwei derartigen Verzögerungen (p = 0,0866). Bei Eutokien lag das mittlere Zwischenferkelintervall bis zur Expulsation des dritten Ferkels bei 18,5 (x ̅g, SF = 1,71) Minuten und bei Dystokien bei 32,9 x ̅g, SF = 2,42) Minuten. Dystokische Verläufe zeigten somit bereits vor dem Auftreten der ersten Protrahierung deutlich längere Zwischenferkelintervalle (p = 0,0012). Die Auswertung der klinischen Parameter ergab einen signifikanten Einfluss der Wechselwirkung Rasse x Zeit auf die gemessenen Körpertemperaturen (p = 0,0129) und Atemfrequenzen (p = 0,0109). ASS-Tiere zeigten ante partum sowie zum Ende der Geburt und besonders in der frühen Postpartalperiode einen niedrigeren Temperaturverlauf als DLR-Tiere. Bei der Atemfrequenz hingegen wiesen ASS-Tiere, über die Zeit gesehen, ein etwas höheres Niveau auf als DLR-Tiere. Die Haltung hatte keinen Einfluss auf diese Parameter. Einen signifikanten Rasseunterschied gab es bezüglich der Herzfrequenzen. DLR-Tiere zeigten deutlich höhere Werte als ASS-Tiere (p = 0,0287). Welchen Verlauf eine Geburt nahm, wirkte sich insofern auf die klinischen Parameter aus, dass bei Dystokien im Stadium II und III der Geburt höhere Atemfrequenzen vorlagen als bei Eutokien (p = 0,0001). Beide Schweinerassen traten mit ähnlich hohen P4-Werten um die 17 ng/ml in die Geburt ein. Während der Expulsationsphase verblieben die P4-Konzentrationen konstant auf diesem Niveau. Erst am Übergang in die Postpartalperiode kam es zu einer Reduktion auf Basiswerte, wobei bei DLR-Tieren ein steiler sinkendes Profil gegeben war als bei ASS-Tieren. Es konnten keine haltungsbedingten Einflüsse auf P4-Verlauf festgestellt werden. Die Estradiol-Konzentrationen lagen über den gesamten peripartalen Zeitraum hinweg deutlich höher bei DLR-Tieren als bei ASS-Tieren (a. p., i. p. und p. p.: p = 0,0127; 0,0045 und 0,0320). Bei ASS-Tieren zeigte sich der Einfluss der Wechselwirkung Haltung x Zeit am Übergang in das Stadium III der Geburt insofern, als dass Muttertiere, die in der Bewegungsbucht gebaren, einen steileren Werteverlust aufwiesen als solche im Kastenstand. Vom letzten Gestationstag bis zur Geburt des ersten Ferkels (Stadium II) zeigten ASS-Muttertiere einen signifikant stärkeren Oxytocin-Anstieg als solche der Rasse DLR (p = 0,0359). Innerhalb der Expulsationsphase war die Wechselwirkung Rasse x Zeit signifikant (p = 0,0257). Dies äußerte sich dahingehend, dass die Werte bei ASS-Tieren auf einem deutlich höheren Niveau starteten, im Verlauf des Stadiums II noch geringgradig anstiegen, aber im letzten Austreibungsdrittel einen sinkenden Trend aufwiesen. Die Konzentrationen bei DLR-Tieren lagen hingegen auf einem niedrigeren Niveau, zeigten aber eine deutlich ansteigende Konzentrationen sub partu, die bis zum Ende des Stadiums II anhielt. Die Oxytocin-Konzentrationen bei Eutokien lagen bei DLR-Schweinen bereits bei Eintritt in das Stadium II der Geburt auf signifikant höherem Niveau als bei Dystokien, was sich im weiteren Verlauf noch deutlich ausbaute (p = 0,0082). Unter den DLR-Geburten konnte festgestellt werden, dass bei 35 % dieser Geburten innerhalb der Expulsationsphase nur geringe bis mittlere Oxytocin-Quantitäten zu registrieren waren, die deutlich unter 60 pg/ml zurückblieben. Muttertiere, mit solch niedrigen Oxytocin-Konzentrationen innerhalb der Geburt litten zu 85,7 % unter Geburtsprotrahierungen. Bei ASS-Tieren konnte diese Hypooxytocinämie lediglich bei einer von 17 Geburten (5,9 %) festgestellt werden. Ein Einfluss der Haltung auf die intrapartalen Oxytocin-Profile ließ sich lediglich am Übergang des Stadiums II zur frühen Postpartalphase belegen, in der ASS-Tiere, welche in der Bewegungsbucht geboren hatten, einen steileren Werteverlust zeigten als Tiere aus der Kastenstand-Gruppe. Die PGFM-Konzentrationen waren weder von der Rasse noch von den Haltungsbedingungen beeinflusst. Lediglich am Übergang vom Stadium II in das Stadium III der Geburt war die Wechselwirkung zwischen Rasse x Zeit insofern relevant, als dass DLR-Tiere am ersten Tag post partum noch doppelt so hohe PGFM-Konzentrationen aufwiesen wie ASS-Tiere (p = 0,0215). Der Vergleich der PGFM-Konzentrationen zwischen der Gruppe der DLR-Tiere, welche unter normativem Oxytocin-Verlauf gebaren und solchen mit erniedrigtem Oxytocin-Profil ergab, dass erstgenannte Tiere deutlich niedrigere Werte aufwiesen als Muttertiere mit permanent reduzierten Oxytocin-Quantitäten. Die Messungen von Cortisol ergaben einen signifikanten Einfluss der Rasse auf die Konzentrationen (a. p., i. p. und p. p.: p = 0,0001; 0,0020; 0,0058). Über den gesamten peripartalen Zeitraum hinweg lagen die Werte bei ASS-Tieren deutlich über denen der DLR-Tiere. Einzelne ASS-Tiere zeichneten sich durch deutlich über dem Mittelwert liegende Cortisol-Konzentrationen aus. Diese Tiere hatten als einziges gemeinsames Merkmal einen deutlich früheren Geburtstermin, der auf den Tag 112 und 113 fiel (Mittelwert DLR: 115,8 ± 1,29, ASS: 114,6 ± 1,27 d). Ein Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Cortisol-Konzentrationen konnte zu keinem Zeitpunkt festgestellt werden. Bei Adrenalin lagen antepartal sichtbar höhere Konzentrationen bei ASS-Tieren als bei DLR-Tieren vor (p = 0,0053). Weder intra- noch postpartal fand sich dieser Unterschied wieder. Adrenalin und Noradrenalin waren die zwei einzigen endokrinologischen Parameter, welche in einer Phase der Geburt signifikant durch den Einfluss der Haltung, ohne die Wechselwirkung mit einem anderen Faktor, beeinflusst waren. Während DLR-Tiere bei Geburten im Kastenstand am Ende der Geburt 60 % höhere Adrenalin-Konzentrationen aufwiesen als Tiere in der Bewegungsbucht, zeigten ASS-Tiere ein völlig gegenteiliges Ergebnis. Am letzten Messzeitpunkt in der Expulsationsphase lagen die Adrenalin-Konzentrationen bei ASS-Muttertieren, die in Kastenständen geboren hatten, um 170 % niedriger als bei Bewegungsbucht-Tieren. Diese Verhältnisse kehrten sich am ersten Tag postpartum allerdings wieder um, wobei Kastenstand-Tiere 70 % höhere Adrenalin-Konzentrationen aufwiesen als Bewegungsbucht-Tiere (p = 0,0406). Auch die Noradrenalin-Werte lagen, wie bei Adrenalin, antepartal bei ASS-Tieren auf signifikant höherem Niveau als dem der DLR-Tiere (p = 0,0023). Im Gegensatz zu Adrenalin blieben die Noradrenalin-Werte allerdings auch innerhalb der Expulsationsphase bei ASS auf höherem Niveau. Der Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Noradrenalin-Werte zeigte sich am Ende der Expulsationsphase (p = 0,0248). DLR-Tiere ließen unter Bewegungsbuchtbedingungen einen mehr als doppelt so starken Rückgang der Noradrenalin-Konzentrationen vom letzten Messzeitpunkt intrapartum zum ersten Postpartaltag erkennen als Tiere derselben Rasse unter Kastenstandbedingungen. Derselbe Effekt zeigte sich bei ASS-Tieren, fiel hier allerdings noch deutlicher aus. Bei der Auswertung der Gesamtcalcium-Messergebnisse fielen in der intrapartalen Phase signifikante Einflüsse der Wechselwirkungen Rasse x Zeit (p = 0,0312) und Haltung x Zeit (p = 0,0109) auf. Die Cages-Konzentrationen bei Angler Sattelschweine lagen, über diese Periode hinweg, niedriger als die der Deutschen Landrasse. Dieser Unterschied baute sich bis zu Minute 120 der Expulsationsphase aus, um sich dann bis zum Ende dieses Stadiums wieder anzunähern. Interessant ist, dass DLR-Muttertiere, deren Geburt mit Komplikationen verlief, bereits ante partum niedrigere Werte aufwiesen. Dieses Niveau hielt bis zur 150. Minute intra partum, danach war jedoch keine Differenz mehr zwischen Eu- und Dystokie-Gruppen gegeben. In Bezug auf die Haltung ließ sich bei beiden Rassen erkennen, dass die Werte der Bewegungsbuchttiere unter denen der Kastenstandtiere zurückblieben. Der Vergleich der Konzentrationen von Calcium ionisiert zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen den Rassen oder den Haltungsbedingungen. Magnesium erwies sich innerhalb der Expulsationsphase abhängig von der Wechselwirkung Rasse x Zeit (p = 0,0215). Über diesen Zeitraum hinweg lagen die Konzentrationen bei DLR-Tieren über denen von ASS-Tieren. In der antepartalen Phase war Magnesium signifikant durch die Haltung (p = 0,0053) und in der ante- und intrapartalen Periode durch die Wechselwirkung Haltung x Zeit beeinflusst (a. p.: p = 0,0274, i. p.: p = 0,0490). Bei der Rasse DLR lagen bei Bewegungsbuchttieren höhere Mg-Konzentrationen vor als bei Kastenstandtieren. Bei ASS-Tieren lagen antepartal die Werte der Bewegungsbuchttiere ebenfalls über denen der Kastenstandtiere. Zu Beginn der Austreibungsphase kehrten sich die Verhältnisse um, im Verlauf des Stadiums II kam es aber bei Bewegungsbuchttieren zu einem zweiphasigen Anstieg der Werte. Im Verlauf der Phophat-Werte kam es lediglich in der postpartalen Phase zu Rasseunterschieden (p = 0,0398). Die Konzentrationen bei DLR-Tieren lagen bis zum 4. Postpartaltag über denen der ASS-Tiere. Ein Haltungseinfluss zeigte sich hingegen sowohl ante- als auch intrapartal. In der Gruppe der ASS-Muttertiere lagen bei Bewegungsbuchtgeburten deutlich höhere Konzentrationen vor als bei Kastenstandgeburten. Bei DLR-Tieren zeigte sich dieses Verhältnis nur dezent. Die Konzentrationen von Glukose verliefen in keiner Phase des peripartalen Zeitraums rasse- oder haltungsabhängig. Die NEFA-Konzentrationen bei ASS-Tieren lagen im gesamten Geburtsverlauf deutlich über denen der DLR-Tiere (a. p., i. p. und p. p.: p = 0,0003; 0,0001; 0,0002). Es lagen keine Haltungsunterschiede vor. Auch bei bHBA lagen die Konzentrationen von ASS-Tieren signifikant über denen der DLR-Tiere (a. p., i. p. und p. p.: p = 0,0055; 0,0111; 0,0217). Es konnten keine Abhängigkeiten von den Haltungsbedingungen festgestellt werden. Der direkte Rassenvergleich ergab bei Creatinkinase keine Unterschiede. Bei ASS-Tieren lagen sichtbare Haltungsformeinflüsse vor. Tiere unter Bewegungsbuchtbedingungen wiesen ante- und intrapartal deutlich niedrigere CK-Konzentrationen auf als Tiere unter Kastenstandbedingungen. Darüber hinaus wurden auch die Ferkelvitalität unmittelbar post natum und die Ferkelverlustraten, unterteilt nach Perioden bis zum 7. Lebenstag, registriert. Es lagen keine Unterschiede in der Verteilung der Ferkelvitalitäten zwischen den Rassen und den Haltungsformen vor. Die Ferkelverlustrate bei DLR lag in der ersten Postpartalwoche bei 10,9 %, bei ASS betrug sie 14,3 %. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. Auch die Haltungsbedingungen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Ferkelverlustraten.