Evaluierung des laser- und impedanzbasierten Point-of-Care-Hämatologiesystems scil vCell 5 für die Tierarten Hund und Katze von Kim-Lina Charlotte Zelmer | ISBN 9783835971547

Evaluierung des laser- und impedanzbasierten Point-of-Care-Hämatologiesystems scil vCell 5 für die Tierarten Hund und Katze

von Kim-Lina Charlotte Zelmer
Buchcover Evaluierung des laser- und impedanzbasierten Point-of-Care-Hämatologiesystems scil vCell 5 für die Tierarten Hund und Katze | Kim-Lina Charlotte Zelmer | EAN 9783835971547 | ISBN 3-8359-7154-9 | ISBN 978-3-8359-7154-7
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Evaluierung des laser- und impedanzbasierten Point-of-Care-Hämatologiesystems scil vCell 5 für die Tierarten Hund und Katze

von Kim-Lina Charlotte Zelmer
Das veterinärmedizinische Point-of Care-Hämatologiesystem scil vCell 5 (nachfolgend scil POCA) wurde als kostengünstige Alternative zu den derzeit erhältlichen und in der tierärztlichen Praxis häufig verwendeten laserbasierten Hämatologiegeräten eingeführt. Das laser- und impedanzbasierte Analysegerät generiert ein vollständiges Blutbild inklusive eines 5-teiligen Differentialblutbildes, wobei Leukozyten-Zytogramme und Gerätehinweise als Interpretationshilfe für numerische Ergebnisse dienen. Ziel der Studie war die Evaluierung des scil POCA für die Tierarten Hund und Katze. Die Evaluierung beinhaltete einen Methodenvergleich zur Erfassung von Korrelation und Mittelwertsunterschied (Bias) sowie die Ermittlung von Linearität, Verschleppung und Präzision. Zu Beurteilung der Akzeptabilität der Messergebnisse des scil POCA wurde der beobachtete Gesamtfehler (TEo) aus Variationskoeffizient (VK) und %Bias berechnet und mit dem zulässigen Gesamtfehler (TEa) nach den Empfehlungen der American Society for Veterinary Clincal Pathology (ASVCP) verglichen. Für den Methodenvergleich wurden frische Blutproben von 192 gesunden und kranken Hunden und 159 Katzen analysiert, und die Ergebnisse des scil POCA mit den entsprechenden Referenzmethoden (d. h., manuelles Differentialblutbild, Zentrifugenhämatokrit [PCV], und ADVIA 2120 Hämatologie-Analysegerät [Siemens]) verglichen. Zusätzlich erfolgte der Methodenvergleich unter Berücksichtigung von Software-Adaptationen, Leukozyten-Zytogrammen und Gerätehinweisen (Flags), d. h. die Daten wurden vor und nach einem Validierungsprozess (Ausschluss von Messergebnissen, welche mit einem Gerätehinweis markiert wurden oder ein abnormes Zytogramm aufwiesen) und einer Software-Aktualisierung analysiert. Im Rahmen der durchgeführten Studie zeigte sich eine ausgezeichnete Linearität für Gesamtleukozyten (WBC), Erythrozyten (RBC), Thrombozyten (PLT) und Hämoglobin (HGB) über einen weiten Messbereich. Für Werte innerhalb des Referenzbereiches wurden VKs von weniger als 2,5% für WBC, RBC, Hämatokrit (HCT), HGB und neutrophile Granulozyten (NEU), und von weniger als 5% (Hund) und 8% (Katze) für PLT nachgewiesen. Höhere VKs (7-31%) zeigten sich für absolute Zahlen der Lymphozyten (LYM), Monozyten (MON) und eosinophilen Granulozyten (EOS) bei beiden Spezies. Die empfohlenen Qualitätsanforderungen an den VK (VK < 0,25 TEa) wurden für alle evaluierten Parameter, mit Ausnahme der LYM beim Hund und der LYM, MON, EOS und PLT bei der Katze, erfüllt. Für beide Tierarten wurde eine ausgezeichnete Korrelation (rs = 0,82-1) zwischen den Methoden für WBC und RBC, Hämatokrit, HGB und PLT, mit Ausnahme der PLT der Katze (rs = 0,79), detektiert. Hinsichtlich der Erythrozyten-Indizes wurde die Korrelation der Erythrozytenverteilungsbreite (RDW, rs = 0,82-0,85), des mittleren korpuskulären Volumens (MCV, Hund rs = 0,82), und des mittleren korpuskulären Hämoglobins (MCH, Hund rs = 0,85) als gut, die Korrelation der mittleren korpuskulären Hämoglobin-Konzentration (MCHC) als schlecht bewertet (rs = < 0,32). Die Korrelation zwischen dem Differentialblutbild des scil POCA und dem ADVIA 2120 war für alle Parameter gut bis ausgezeichnet (rs = 0,81-0,97), mit Ausnahme der MON der Katze (rs = 0,21-0,63) und der MON% des Hundes (rs = 0,50). Im Rahmen der Bland-Altman-Analyse ergaben sich hohe negative proportionale Abweichungen von 6,4% (Hund) bis 8% (Katze) für WBCs und 5,6% für RBCs bei der Katze. Beim Hund konnte ein hoher konstanter positiver Bias für den Hämatokrit beim Vergleich des scil POCA mit dem ADVIA 2120 (7,3%) und mit der Mikrohämatokrit-Methode (12,9%) detektiert werden. Geringere Diskrepanzen zwischen den Methoden (-2,8% und 4,9%) ließen sich für den Hämatokrit der Katze nachvollziehen. Unter Berücksichtigung des bekannten proportionalen systematischen Fehlers der HGB-Messung des ADVIA 2120 waren für beide Spezies nur minimale Mittelwertunterschiede für die HGB-Messung festzustellen (Hund: -0,7%, Katze: -2,3%). Für die Erythrozyten-Indizes konnten, mit Ausnahme der RDW, bei beiden Spezies moderate (MCV: 3,1-5,8%) bis deutlich (MCH: 18-24,9%, MCHC: 12,3-22%) positive Abweichungen des Bias nachvollzogen werden. Für PLT ergab sich ein Bias von -3,4% für den Hund und von 8% bei der Katze. Hinsichtlich des Differentialblutbildes zeigten sich die geringsten Abweichungen des Bias bei den NEU (Hund: -5,7 bis 0,8%; Katze: 1,5-9,4%) im Vergleich des scil POCA mit den Referenzmethoden. Die Qualitätsanforderungen (TEo < TEa) wurden für WBC (TEo = 8,6-11,1%; TEa = 20%) und RBC (TEo = 3,5-7%; TEa = 10%), HCT (TEo = 5,7-9,4 %; TEa = 10%), PCV (Katze TEo = 7,8%; TEa = 10%), MCV (Katze TEo = 5,1%; TEa = 7%) und PLT (TEo = 13,1-24,1%; TEa = 25%) erfüllt. Nach Bias-Korrektur zeigte sich ebenfalls eine Erfüllung der Qualitätsziele für HGB (TEo = 2,2-3,8%; TEa = 10%) bei beiden Tierarten. Höhere TEos, die den empfohlenen TEa überstiegen, wurden für den MCV und PCV beim Hund und für MCHC in beiden Spezies nachgewiesen. Hinsichtlich der Qualitätsanforderungen für das Differentialblutbild liefert der scil POCA, wenngleich nicht vollständig zufriedenstellend, zuverlässige Ergebnisse in Übereinstimmung mit den ASVCP-Qualitätszielen für NEU (TEo = 5,3-10,6%, TEa = 15%) und EOS (TEo = 67,1-83%, TEa = (90)-50%) bei Hund und Katze unter Berücksichtigung mindestens einer Referenzmethode. Der Ausschluss von Proben mit potenziell invalidem Differentialblutbild, die entweder vom scil POCA markiert oder auf der Grundlage einer manuellen Zytogrammüberprüfung identifiziert wurden, führte zu einer erhöhten Korrelation für die meisten Parameter, hatte jedoch nur minimale Auswirkungen auf den Bias, so dass die Qualitätsziele für LYM und MON nicht erreicht werden konnten. Die Reanalyse der Daten des Methodenvergleichs nach einer Softwareanpassung des scil POCA resultierte in einer signifikanten Verringerung des Bias für die EOS beider Spezies (Hund > Katze) im Vergleich zum M-Diff.
Schlussendlich kann das Point-of-Care Hämatologiesystem scil vCell 5, in Anbetracht der Ergebnisse der vorliegenden Evaluierungsstudie, als insgesamt geeignet für den Routinebetrieb in tierärztlichen Praxen bewertet werden. Die Leistungsfähigkeit des scil POCA ist vergleichbar mit anderen, auf dem veterinärmedizinischen Markt erhältlichen, laser-basierten Inhouse-Hämatologiesystemen, welche ein Blutbild inklusive eines 5-teiligen Differentialblutbildes erstellen. Im Rahmen der durchgeführten Studie konnte gezeigt werden, dass der scil POCA die von der ASVCP empfohlenen Qualitätsanforderungen für die Hauptvariablen des Blutbildes bei Hunden und Katzen und bei Konzentration im RI erfüllen konnte. Die beobachteten Abweichungen des HGB und HGB-abhängiger Parameter sind auf die Methodik des ADVIA 2120 als Referenzmethode zurückzuführen. Wie bei anderen Hämatologie-Instrumenten beschrieben, weist auch der scil POCA Unzulänglichkeiten bei der Erfüllung der Qualitätsanforderungen für seltene Zellpopulationen des Differentialblutbildes auf, so dass eine manuelle Überprüfung des automatischen Differentialblutbildes mittels Blutausstrich, nicht nur hinsichtlich der LYM und MON, sondern auch bei morphologischen Gerätehinweisen oder Auffälligkeiten des Leukozyten-Zytogramms empfohlen wird. Dabei erwiesen sich bestimmte Merkmale der Leukozyten-Zytogramme als hilfreich, um hämatologische Anomalien zu erkennen, wie z. B. die Anwesenheit von unreifen oder atypischen Zellen zu erkennen, obwohl deren diagnostische Genauigkeit im Rahmen von Folgestudien noch evaluiert werden muss.