Erfahrungen, die verändern

Auslandsaufenthalte bieten heutzutage vielen Menschen oftmals die faszinierende Gelegenheit, ihren Traum von einem Aufenthalt in einem (weit) entfernten Land zu erfüllen. Doch welche Auswirkungen übt ein Auslandsaufenthalt auf die Sozialkompetenz und die Selbstwirksamkeit aus? Können sich die beiden Konstrukte während eines längerfristigen Auslandsaufenthaltes positiv verändern? Obwohl (beruflich bedingte) Auslandsaufenthalte und -einsätze sowie interkulturelle Begegnungen in Zukunft eher zu- als abnehmen werden, existieren bislang kaum wissenschaftliche Studien, die diese Fragestellungen systematisch untersuchten. Zwar legen einige wenige Untersuchungen die Vermutung nahe, dass sich ein Auslandsaufenthalt förderlich auf die persönliche Entwicklung auswirken kann, ein Blick in die einschlägige Literatur verrät jedoch, dass sich ein Großteil vorangegangener Forschungsaktivitäten dem Untersuchungsgegenstand „Auslandsaufenthalt“ vorrangig aus einer problemorientierten Blickrichtung widmete und den Schwerpunkt vor allem auf die Schwierigkeiten legte, denen Menschen aufgrund eines Wechsels in eine fremdkulturelle Umgebung begegnen können. Aufschluss darüber, in welchen Ausmaß sich die Sozialkompetenz im Zusammenhang mit der Selbstwirksamkeit während eines längerfristigen Auslandsaufenthaltes positiv verändern kann, geben sie nicht. Die vorliegende Arbeit distanziert sich von dieser eher defizit- und problemorientierten Perspektive vorangegangener Studien, indem sie den Blick nicht auf Adaptionsschwierigkeiten von Personen im Ausland richtet, sondern vielmehr die positiven Auswirkungen eines Auslandsaufenthaltes für die eigene Entwicklung mit Blick auf den möglichen Ausbau der Sozialkompetenz und der Selbstwirksamkeit in den Vordergrund ihrer Betrachtung stellt.
Nach einer ausführlichen und reflektierten Darlegung der theoretischen Grundlagen der Sozialkompetenz und der Selbstwirksamkeit erfolgt die empirische Überprüfung der Veränderung der Sozialkompetenz und der Selbstwirksamkeit auf Basis mehrerer umfangreich erhobener Studien. Dazu wurde eine Zielgruppe von (Nachwuchs-) Führungskräften aus über 40 verschiedenen Entwicklungs- und Schwellenländern mittels eines standardisierten Fragebogens und eines teilstrukturierten Interviews befragt, die im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung an einem einjährigen Aufenthalt in Deutschland teilnahmen. Die ermittelten Ergebnisse bestätigen den weitgehend positiven Einfluss des untersuchten praxisorientierten Auslandsaufenthaltes auf die Sozialkompetenz und die Selbstwirksamkeitserfahrung. Dabei zeichnet die verwendete multiperspektivische und integrative methodische Vorgehensweise ein lebendiges Bild der Stärkung beider Konstrukte im interkulturellen Kontext. Unter Einbezug verschiedener Einflussfaktoren und Kontrollvariablen tragen die umfassenden Auswertungen und detailreichen Analysen der Ergebnisse dazu bei, bisherige Forschungserkenntnisse zu erweitern und das Forschungsfeld weiter zu entwickeln. Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen werden Implikationen für zukünftige Forschungstätigkeiten abgeleitet sowie verschiedene Anregungen für die methodischdidaktische Gestaltung von Auslandsaufenthalten formuliert.