Der lange Weg zum ewigen Frieden

Es gibt wohl kaum einen Begriff, in dem der Mensch sein Verlangen nach Geborgenheit, Sicherheit und Hoffnung zum Ausdruck bringt, wie das Wort „Frieden“. Die Sehnsucht des Menschen nach Frieden ist dort am größten, wo er das Gegenteil erlebt – Krieg, Vertreibung, Flucht, Angst und Verfolgung. Krieg hebt den Frieden auf, schafft Zerstörung und Blutvergießen, untergräbt die Moral. Frieden aber ist mehr als die Abwesenheit von Krieg oder die Zeit zwischen zwei Kriegen, eine Art verlängerter Waffenstillstand; Frieden bezeichnet einen Zustand, in der „die Ruhe der Ordnung“, wie es Augustinus ausdrückt, existiert und den Menschen Geborgenheit, Glück und Sicherheit garantiert. Der innere Frieden besteht darin, dass der Mensch mit sich ‚ins Reine‘ gekommen ist, dass er in einer Beziehung lebt, die ihm zum erfüllten Menschsein verhilft. Schließlich empfindet der Mensch auch den Frieden als eine Gabe, die ihm ‚von oben‘, gemäß seiner transzendenten Beziehung, geschenkt wird.
Alle drei Dimensionen des Themas „Frieden“, die politische, soziale und spirituelle, werden wir in dieser Quellensammlung vorstellen. Reformen, Bewegungen und Utopien haben den dynamischen Prozess zu einem dauerhaften allumfassenden Frieden vorangetrieben. Diese aber wurden wiederum von Ereignissen der Geschichte ausgelöst, von Personen eingefordert, verdichtet und konkretisiert. Bedingungen und Personen gilt es in den Blick zu bekommen; dabei spielen Zeit und Raum eine wesentliche Rolle.
Sicher wird mancher unter den über 40 Persönlichkeiten, die in dieser Arbeit zu Wort kommen, bestimmte Personen vermissen, die es ebenfalls verdient hätten, genannt und vorgestellt zu werden: wie zum Beispiel die Amerikanerin Jody Williams (geb. 1950), die sich besonders für die Ächtung der Landminen, eine Plage für die arme Landbevölkerung in den verschiedensten Kriegs- und Nachkriegsgebieten, eingesetzt hat. Für dieses Engagement, das 1997 durch den Vertrag von Ottawa, der die Anwendung von Landminen verbietet, seinen krönenden Abschluss fand, bekam Jody Williams als Sprecherin der „Internationalen Kampagne für das Verbot der Landminen“ (ICBL), im gleichen Jahr den Friedensnobelpreis.
Aber unter dem Aspekt der Bedeutung und Wirkung ihres Wortes und Beispiels für die Weltgemeinschaft sind die vorgestellten Persönlichkeiten ausgewählt worden, wobei zugegebenermaßen das Subjektive immer auch eine Rolle spielte.