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Kambodscha – Reisen in einem traumatisierten Land
Von den Roten Khmer zum Tribunal der späten Sühne
von Alexander GoebAlexander Goeb hat seit 1979 bei zahlreichen Reisen nach Kambodscha mit Opfern und Tätern des Genozids der Roten Khmer 1975 bis 1979 gesprochen, die Stätten des Grauens wie auch die ehenswürdigkeiten besucht und die Entwicklung des Landes intensiv verfolgt. Kurz vor dem 2007 beginnenden internationalen Tribunal der späten Sühne zieht er Bilanz.
Ein Buch für alle an der jüngeren Geschichte und den Perspektiven Kambodschas Interessierte. Bestens geeignet auch als historisch-politische Reiselektüre.
1979: Phnom Penh, die Hauptstadt, ist eine Geisterstadt. Totenschädel am Straßenrand, die Killing Fields. Goeb reist zum ersten Mal nach Kambodscha. Vietnamesische Soldaten patrouillieren vor dem Chatomuk-Theater. Blicke in verstörte Gesichter, Zeugen treten auf. Überlebende. Ein Tribunal. Der Genozid in Zahlen. Todesurteile wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden gefällt. Doch Pol Pot und Ieng Sary, die Angeklagten, sind nicht anwesend. Vor der vietnamesischen Armee flüchteten sie in den Dschungel, aus dem sie einst kamen.
2007: Ein neues Tribunal. Kambodschanische und internationale Richter sollen für späte Sühne sorgen. Wird das Trauma der Khmer dann zu Ende gehen? Die Mörder sind alte Männer, in Freiheit und reich. Einige sind tot – wie Pol Pot. In Freiheit leben auch die Befehlsempfänger: an der Seite ihrer Opfer.
Leseprobe 'No, thank you – no, thank you' Angkor, das ist die Kultur der Khmer. Angkor ist der Anfang und das Ende der Khmer. Am Anfang waren Glanz und Macht. Am Ende standen schon mehrmals Vernichtung und Tod, wenn die Feinde des Reiches, die Völker der Thai, der Cham und der Vietnamesen in blutigen Feldzügen die Oberhand behielten. Die Geschichte der Khmer-Dynastie begann um 800, als der König Jayavarman II. die Khmer vom Joch Javas befreite und die Dynastie der Khmer-Könige begründete. Er kam aus der gleichen Richtung, aus der heute die Schmugglerbanden kommen, die sich zu ihrem Schutz ein paar Regierungssoldaten samt Schnellfeuergewehren kaufen. Am Haupteingang zum Tempel von Angkor Wat haben sich unter den Kokospalmen zerlumpte Kinder gesammelt, warten auf die Touristen. Die Kinder ziehen sich mit Plastikeimern voll Cola- Büchsen in die Dunkelheit der Tempel zurück, lassen sich in den Säulengängen nieder, kampieren hinter riesigen Steinquadern, erklettern die höchsten Türme von Angkor Wat. Dort werden die Touristen sein, die Touristen mit den Dollars. Die Kinder haben schon eine deprimierende Melodie gelernt: 'No, thank you – no, thank you – no, thank you', äffen sie im Stakkato die Ablehnung der Touristen nach, die wieder einmal nichts aus dem Sortiment der Bettelkinder erstehen wollen.
Der Autor:
1979: Phnom Penh, die Hauptstadt, ist eine Geisterstadt. Totenschädel am Straßenrand, die Killing Fields. Goeb reist zum ersten Mal nach Kambodscha. Vietnamesische Soldaten patrouillieren vor dem Chatomuk-Theater. Blicke in verstörte Gesichter, Zeugen treten auf. Überlebende. Ein Tribunal. Der Genozid in Zahlen. Todesurteile wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden gefällt. Doch Pol Pot und Ieng Sary, die Angeklagten, sind nicht anwesend. Vor der vietnamesischen Armee flüchteten sie in den Dschungel, aus dem sie einst kamen.
2007: Ein neues Tribunal. Kambodschanische und internationale Richter sollen für späte Sühne sorgen. Wird das Trauma der Khmer dann zu Ende gehen? Die Mörder sind alte Männer, in Freiheit und reich. Einige sind tot – wie Pol Pot. In Freiheit leben auch die Befehlsempfänger: an der Seite ihrer Opfer.
Leseprobe 'No, thank you – no, thank you' Angkor, das ist die Kultur der Khmer. Angkor ist der Anfang und das Ende der Khmer. Am Anfang waren Glanz und Macht. Am Ende standen schon mehrmals Vernichtung und Tod, wenn die Feinde des Reiches, die Völker der Thai, der Cham und der Vietnamesen in blutigen Feldzügen die Oberhand behielten. Die Geschichte der Khmer-Dynastie begann um 800, als der König Jayavarman II. die Khmer vom Joch Javas befreite und die Dynastie der Khmer-Könige begründete. Er kam aus der gleichen Richtung, aus der heute die Schmugglerbanden kommen, die sich zu ihrem Schutz ein paar Regierungssoldaten samt Schnellfeuergewehren kaufen. Am Haupteingang zum Tempel von Angkor Wat haben sich unter den Kokospalmen zerlumpte Kinder gesammelt, warten auf die Touristen. Die Kinder ziehen sich mit Plastikeimern voll Cola- Büchsen in die Dunkelheit der Tempel zurück, lassen sich in den Säulengängen nieder, kampieren hinter riesigen Steinquadern, erklettern die höchsten Türme von Angkor Wat. Dort werden die Touristen sein, die Touristen mit den Dollars. Die Kinder haben schon eine deprimierende Melodie gelernt: 'No, thank you – no, thank you – no, thank you', äffen sie im Stakkato die Ablehnung der Touristen nach, die wieder einmal nichts aus dem Sortiment der Bettelkinder erstehen wollen.
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