Repression Protest Toleranz

Auf der Grundlage von kaum bekannten, oft sogar geheim gehaltenen Meinungsumfragen aus der Zeit der Volksrepublik Polen untersucht dieses Buch die Veränderungen im Wertewandel der polnischen Gesellschaft.
Dabei fördert der Autor erstaunliche Erkenntnisse zutage: Ganz im Gegensatz zu Westeuropa stieg in Polen seit den sechziger Jahren die Unterstützung für die Todesstrafe stetig an. Die polnische Gesellschaft hielt ihre Armee zwar für veraltet und hinterwäldlerisch, doch zugleich setzte sie ein enormes Vertrauen in Offiziere und Armeeführung und bekannte sich zu militärischen Werten.
Anhand zahlreicher Beispiele und gut verständlicher, einfach gehaltener statistischer Analyse zeigt der Autor auf, wie die Mobilisierung eines kleinen Teils der Bevölkerung in den achtziger Jahren zu einem Anstieg von Toleranz und Protestbereitschaft und zugleich zur Erosion der Macht des kommunistischen Staatsapparates führte.
Dieses Buch liefert zahllose neue Erkenntnisse, die lang gehegten Überzeugungen über Polen widersprechen. Es zeigt auf, warum die Art und Weise, wie nach dem Krieg in Polen die Geschichte interpretiert wurde, sich so sehr von den Strömungen in Westeuropa unterscheidet, wie zugleich aber auch viele gesellschaftliche Strömungen aus Westeuropa ihren Weg durch den Eisernen Vorhang fanden.
Das eigentliche Anliegen dieses Buches ist es aber, dem Leser einen Blick zu ermöglichen in die Wertewelt, Sehnsüchte und Absichten jener „schweigenden Mehrheit“, über die die meisten Historiker und Publizisten hinwegsehen, wenn sie Freiheitskämpfe, Unterdrückung und hohe Politik beschreiben.