Induktion von Desinfektionsmittelresistenzen und Co-Induktion von Antibiotikaresistenzen bei Escherichia coli und Enterococcus spp. aus Nutztierhaltungen von Katrin Zimmermann | ISBN 9783863873356

Induktion von Desinfektionsmittelresistenzen und Co-Induktion von Antibiotikaresistenzen bei Escherichia coli und Enterococcus spp. aus Nutztierhaltungen

von Katrin Zimmermann
Buchcover Induktion von Desinfektionsmittelresistenzen und Co-Induktion von Antibiotikaresistenzen bei Escherichia coli und Enterococcus spp. aus Nutztierhaltungen | Katrin Zimmermann | EAN 9783863873356 | ISBN 3-86387-335-1 | ISBN 978-3-86387-335-6

Induktion von Desinfektionsmittelresistenzen und Co-Induktion von Antibiotikaresistenzen bei Escherichia coli und Enterococcus spp. aus Nutztierhaltungen

von Katrin Zimmermann

Auszug

Mikroorganismen passen sich kontinuierlich an wechselnde Gegebenheiten an. So postuliert Chapman (1998), dass keine antimikrobielle bzw. chemische Substanz existiert, gegen die nicht über kurz oder lang eine Resistenzentwicklung stattfindet [1]. Dies beinhaltet auch Desinfektionsmittel, welche eine herausragende Rolle bei der Bekämpfung und Prophylaxe von Infektionen spielen. So gehen etwa White et al. (2001) davon aus, dass, wenn bekanntermaßen der Einsatz von Antibiotika zur Resistenzentwicklung gegen diese führt, die Verwendung von Desinfektionsmitteln Desinfektionsmittelresistenzen zur Folge haben muss [2]. In der Tierhaltung birgt dabei die Entstehung von Desinfektionsmittelresistenzen die beiden großen potentiellen Gefahren der Beeinträchtigung der Herdenproduktivität durch vermehrte klinische und subklinische Infektionen der Tiere und einer Gefährdung des Menschen [3]. Diese könnte sowohl durch die Übertragung pathogener resistenter Bakterien z. B. entlang der Lebensmittelkette auf den Menschen oder durch den Transfer von Resistenzgenen apathogener Bakterien aus Lebensmitteln auf pathogene Bakterien des Menschen erfolgen [4]. Bezugnehmend auf die Problematik der Resistenzentwicklung von Bakterien gegen Desinfektionsmittel wirft Russel (2002) verschiedene Fragen auf:
1. Bleiben antibiotikaresistente Bakterien empfindlich gegen Desinfektionsmittel? 2. Sind desinfektionsmittelresistente Bakterien ebenfalls gegen Antibiotika resistent? 3. Können Desinfektionsmittel für Antibiotikaresistenzen bei Bakterien selektieren? 4. Kann dies Probleme im klinischen Alltag erzeugen? [5] Da die verschiedenen Mikroorganismen sich den unterschiedlichen Desinfektionsmitteln gegenüber keinesfalls einheitlich verhalten, müssen diese Fragen für den jeweiligen Einzelfall immer wieder neu untersucht werden. Ein Ausbruch mit einem chlorhexidinresistenten Proteus mirabilis-Stamm in einem Krankenhaus Anfang der 1980er Jahre, an welchem 90 Patienten erkrankten von denen zwei in der Folge verstarben, verdeutlicht zwei Probleme: so können einerseits desinfektionsmittelresistente Bakterien zugleich eine Vielzahl von Antibiotikaresistenzen aufweisen und andererseits können sie Ausbrüche signifikanter Morbidität verursachen [6]. Es gibt inzwischen zahlreiche Berichte über Desinfektionsmittelresistenzen bei verschiedenen Wirkstoffen, von denen viele zudem mit Kreuzresistenzen gegen dritte Substanzen, wie Antibiotika, einhergehen [5, 7]. Dabei wurde insbesondere in der Krankenhausumgebung wiederholt von Toleranzentwicklungen verschiedener Bakterien gegen unterschiedliche Desinfektionsmittel berichtet [8, 9]. Neben der gut untersuchten Krankenhausumgebung finden jedoch Desinfektionsmittel auch in anderen Bereichen, wie z. B. der Nutztierhaltung, routinemäßig Anwendung. Für die Beantwortung der Frage, inwieweit von Desinfektionsmitteln mit den in der Tierhaltung weit verbreiteten Wirkstoffen Peressigsäure, Glutaraldehyd und Ameisensäure ein ähnliches Risiko ausgeht, soll diese Arbeit einen Beitrag leisten. Dafür wurden Feldisolate und die entsprechenden Referenzstämme aus der Desinfektionsmittelprüfung von Escherichia coli (E. coli) und Enterococcus-Spezies als ubiquitäre Bakterien aus Nutztierhaltungen auf ihr Potential, Resistenzen gegen die untersuchten Wirkstoffe zu entwickeln, untersucht. Dabei soll für diese Mikroorganismen ebenfalls ermittelt werden, inwieweit sich vorhandene Antibiotikaresistenzen auf die Desinfektionsmittelsensibilität der Bakterien auswirken bzw. ob induzierte Empfindlichkeitsverluste gegen diese Desinfektionsmittel die Wirksamkeit von Antibiotika beeinträchtigen können.