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Der Spiegel des Narziss
Vom mythologischen Halbgott zum Massenphänomen
herausgegeben von Beate Ermacora und Maren WelschIn der Galerie Taxispalais in Innsbruck wird nun eine große Schau mit internationaler Beteiligung samt umfangreichem Katalog eingerichtet, die das beliebte Narziss-Thema nicht nur unter der mytho- logischen Prämisse – Narziss gilt als Pate der Malerei – oder als spiegelbildliche Erzählung der Freud’schen Psychoanalyse liest, sondern insbesondere ins Verhältnis der Gender-Debatten setzen will. Erst mit der Aufweichung der Geschlechterrollen, so eine der Thesen, ist die körperliche Selbsterfahrung aus männlicher Sicht ins Spiel gekommen, die mit eitler Selbstbespiegelung einen völlig anderen Teil des Wesens der Gefühle, zwischen Verweigerung und Größenwahn, ganz unverholen und radikal zur Schau bringt – wie etwa in den Werken von Urs Lüthi, Niklas Goldbach, Ely Kim, Helmut Schober oder Anan Tzukerman. Und wo die Künstler nicht mehr wie Narziss sich selbst zugewandt sind, sondern den Spiegel den Betrachtern zugedreht haben, zeigt sich der Hang zur totalen Entgrenzung und Selbstbespiegelung – etwa bei Luis Camnitzer, der in einem Selbstporträt einen Spiegel so auf ein Foto setzt, dass die Betrachter sich selbst ins Visier nehmen müssen. Fernab der Klischees vom männlichen Rollenverhalten ist ein weitreichender sozialer Wandel auszumachen, der sich erst in den letzten Jahren vollzogen hat und gesellschaftliche Befindlichkeiten aktuell ganz anders darstellt als noch im letzten Jahrhundert.
Ausstellung: