Fühlendes Denken – denkendes Fühlen von Christian-Ulrich Baugatz | Vier Essays über den Geist der Romantik | ISBN 9783864650383

Fühlendes Denken – denkendes Fühlen

Vier Essays über den Geist der Romantik

von Christian-Ulrich Baugatz, illustriert von Christian-Ulrich Baugatz
Buchcover Fühlendes Denken – denkendes Fühlen | Christian-Ulrich Baugatz | EAN 9783864650383 | ISBN 3-86465-038-0 | ISBN 978-3-86465-038-3
Interessenten für das Zeitalter der Romantik und seine Bedeutung für die Kunst-, Literatur- und Kulturgeschichte

Fühlendes Denken – denkendes Fühlen

Vier Essays über den Geist der Romantik

von Christian-Ulrich Baugatz, illustriert von Christian-Ulrich Baugatz
Das Wort „romantisch“ hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert und ist daraus nicht mehr wegzudenken. Es bezeichnet eine gefühlvolle Haltung oder eine Situation, die Gefühle anspricht. Die Epoche der Romantik, etwa von der französischen Revolution 1789 bis zur deutschen Märzrevolution von 1848, kann man nicht auf die Vorliebe für Gefühlsregungen und Stimmungen einengen. Die herausragendsten Vertreter dieses geschichtlichen Zeitabschnittes lebten das Ideal der vollständigen Entfaltung der Persönlichkeit und deren gleichzeitiger Bildung auf allen Gebieten. Die Epoche der Romantik war gleichsam eine Atempause zwischen zwei seelenlosen Systemen: Der sich dem Ende zuneigende patriarchalisch, rationalistische Absolutismus wurde abgelöst von der formierten, materialistischen Massengesellschaft des Kapitalismus. Beiden „Kollektivsystemen“ (C. G. Jung) ist es gemeinsam, daß sie nur Interesse an Untertanen und Handlangern haben. Zum Ende des 19. Jahrhunderts galten die Ideale der Romantik nichts mehr. Im 20. Jahrhundert verkaufte das deutsche Volk seine Seele an Vertreter politischer Wahnvorstellungen; nach der Katastrophe des totalen äußeren und auch inneren Zusammenbruchs folgte der Wiederaufbau, teilweise als Restaurierung verstanden, und anschließend ergab man sich dem materiellen Wohlleben, dem Technikwahn und der elektronischen Unterhaltung. Eine seelenvolle Kultur, die unser aller Lebensgrundlage erhält, kann auf solchen Grundlagen nicht gedeihen. Die Suche nach der 'Blauen Blume', dem Symbol der Romantik, das ist die Suche nach der eigenen Seele. Diese Suche macht sich in den Suchenden bemerkbar in fühlendem Denken und in denkendem Fühlen. Die Romantik war auch eine religiöse Epoche. Die Naturreligion, die immer parallel und im Gegensatz zur offiziellen Religion, bisweilen im Gewande der Philosophie, der Kunst, in Form von Dichtung oder Malerei, praktiziert wird, kam in der Romantik zur vollen Erscheinung. Die moderne Naturwissenschaft des beginnenden 21. Jahrhunderts bestätigt die der Na-turreligion zugrunde liegende Philosophie, wonach die gesamte Natur geistigen Gesetzen unterliegt. Naturreligion ist eine freie Form der Religion, sie steht im Gegensatz zu der dogmatischen Praxis der Glaubensgemeinschaften. Sie bezieht sich auf unseren Ursprung als Menschen: auf die Natur (oder das „Sein“). Der selbständig denkende und wahrnehmende Mensch bezieht aus dieser Quelle, der Natur, seinen inneren Halt, und er entnimmt ihr auch seinen Antrieb, zu menschlich sinnvollem und zukunftsweisendem Handeln: „Denn alles Denken ist doch das im Geist, was das Wachsen und Treiben in der Natur ist!“Bettina von Arnim (Die Günderode, Frankfurt/Main 1994, S. 420) Die hier vorgestellten Romantiker wurden ausgewählt, weil ihre Werke, ihre Handlungsweisen und Taten ohne eine besonde-re Übersetzung zu uns Heutigen eine deutliche Sprache sprechen.