Geschichte(n) von und um die Garnisonkirche in Potsdam von Volker Schobeß | ISBN 9783864651892

Geschichte(n) von und um die Garnisonkirche in Potsdam

von Volker Schobeß, Vorwort von Andreas Kitschke und Vorwort von Barbara Schubert
Mitwirkende
Autor / AutorinVolker Schobeß
Vorwort vonAndreas Kitschke
Vorwort vonBarbara Schubert
Buchcover Geschichte(n) von und um die Garnisonkirche in Potsdam | Volker Schobeß | EAN 9783864651892 | ISBN 3-86465-189-1 | ISBN 978-3-86465-189-2
Inhaltsverzeichnis 1
Für Interessenten an der Geschichte der Garnisonkirche Potsdam und ihrem aktuellen Wiederaufbau

Geschichte(n) von und um die Garnisonkirche in Potsdam

von Volker Schobeß, Vorwort von Andreas Kitschke und Vorwort von Barbara Schubert
Mitwirkende
Autor / AutorinVolker Schobeß
Vorwort vonAndreas Kitschke
Vorwort vonBarbara Schubert
Vor 310 Jahren, genau am 3. Juli 1713, zogen ca. 700 Grenadiere, vier Kompanien stark, unter Führung des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) und zur Verblüffung der Potsdamer Bürger in ihren kleinen Fischerort ein. Daher gehört das Jahr 1713 auch zum Gründungsmythos für die preußische Militärgeschichte. Mit einem mächtigen Paukenschlag hatte der Thronwechsel von 1713 zu einem Ruck in allen Belangen des preußischen Staatswesens geführt. Alle künftigen Weichenstellungen sowie der Umbau der Gesellschaft zu einer Militärmonarchie sollten von nun an hauptsächlich von dieser Stadt aus gestaltet werden. In dieser Hinsicht wurde in der Garnison- und Residenzstadt ab 1713 Geschichte geschrieben, denn der König als Gründungsvater der Garnisonstadt Potsdams sorgte nicht nur für den allgemeinen Aufbruch in Staat und Gesellschaft, er bewahrte sich auch lebenslang ein Herz für diese Stadt. Vor allem die Roten Grenadiere vom Leibbataillon des Königregiments sorgten mit einer Größe von über zwei Metern beim Einzug in die Stadt für Aufsehen. Alle anderen Grenadiere, mit dem nicht viel geringeren Maß von 1,88 m wurden nicht weniger neugierig bestaunt. Besonders jedoch die Potsdamer Riesen vom I. Bataillon in ihren knallig roten Uniformen und den 30 Zentimeter aufragenden Grenadiermützen, mit der königlichen Devise SEMPER TALIS (immer die gleichen / immer beständig) geziert, versetzten die Stadt in helle Aufregung. Von nun an sollte das Militär in der Stadt den Ton angeben und eine führende Rolle übernehmen.
Noch ahnte freilich Niemand, dass sich Potsdam als zweite Residenz und Stammplatz der königlichen Leibtruppen Friedrich Wilhelm I. und vieler Schlösser und Gärten zu einer Kulturmetropole in der Mark Brandenburg entwickeln sollte. Im Rückblick muss also festgestellt werden: Ohne den Einzug der Langen Kerls im Jahr 1713 hätte sich Potsdam nicht zur späteren Bezirksstadt, schon gar nicht zur Landeshauptstadt in Brandenburg entwickeln können. Die Anzahl der Häuser des vormals kleinen Fischerorts, wird für 1713 mit 220 angegeben. Ohne den damaligen Einzug des Militärs könnten wir uns vermutlich heute eher mit Städten wie Belzig oder Jüterbog vergleichen lassen. Ebenso gäbe es natürlich auch keine Garnisonkirche und schon gar keinen neuen Kirchturm, an dem wir uns bereits täglich erfreuen können. Am Ende seiner Regierungszeit sollte Potsdam 1.154 Häuser zählen und die Einwohnerschaft auf über 20.000 anwachsen. Alle Baumaßnahmen in Potsdam unterlagen einer militärisch durchdachten Ordnungsstruktur, die wirtschaftlich von Nutzen sein mussten und einem vorgegebenen städtebaulichen Kontext entsprachen. 1721 veranlasste Friedrich Wilhelm I. den Bau der ersten Garnisonkirche. Er achtete von Beginn seiner Regierungszeit auf Religionsfreiheit. Sie gehörte zum traditionellen Bestand der Staatsraison für Brandenburg-Preußen. Für Soldaten war es damals existenziell und auch seelisch notwendig, ein Gotteshaus zu besitzen. Die Kirche bot ihnen nicht nur Platz für ihre Religionsausübung. Die Garnisonprediger waren offiziell als Militärzensoren tätig, und so war die Kirche zwar ein wichtiger Trostraum, doch für den König zugleich ein kirchlicher Erziehungs- und Überwachungsort. Tatsächlich wurde die Kirche auch als Ort für die Erziehung zu braven und gehorsamen Soldaten genutzt. Predigten wurden u. a. vom König selbst abgesegnet oder auch verworfen, denn es sollte stets der königliche Erziehungsgedanke mitbedacht werden. Die erste Garnisonkirche entstand als Ziegel-Fachwerkbau auf unsicherem Baugrund für Reformierte und Lutheraner. Sie stand in unmittelbarer Nähe, hier, wo nun der wiederaufgebaute Turm des berühmten Nachfolgebaues emporstrebt. Als Baumeister oder Architekt, wie wir heute eher sagen, wird Pierre Gayette (1688–1747) angegeben, der seit 1716 als Hauptmann und später als Ingenieurmajor im 1728 errichteten Preußischen Ingenieurkorps nachweisbar ist und vom Militärfiskus bezahlt wurde. Bereits am 2. Januar 1722 erließ Friedrich Wilhelm eine Ordre, um in der Garnisonkirche eine Gemeindeparochie zuzuordnen. Als Simultankirche diente sie der reformierten Hofgemeinde und der lutherischen Militärgemeinde, die in der Kirche vereint waren. Die Gottesdienste für beide Glaubensrichtungen fanden freilich getrennt statt. Nach heutigem Kenntnisstand könnten wir also davon ausgehen, dass auch Soldaten als Handlanger am Bau der ersten Garnisonkirche beteiligt waren. Am 27. Mai 1730 erließ König Friedrich Wilhelm I. eine Kabinettsordre folgenden Wortlauts an Oberstleutnant Adam von Weyher vom Königsregiment:
„Der König genehmigt den von Weyher und Gerlach mit Bericht vom 25. d. M. vorgelegten Plan zum Bau einer neuen Garnisonkirche, so dass die alte Kirche danach erweitert werden kann. Sie sollen daher mit der Aufführung des Fundaments zu den Eckmauern und der einen Seitenmauer, die außerhalb der jetzigen Kirche zu errichten ist, beginnen. Wenn der Bau fortgeschritten ist wird neue Ordre wegen des Abrisses der alten Kirche erfolgen.“ Man begann also mit dem Neubau, ohne die alte Kirche gänzlich abzureißen. Deshalb konnte der Gottesdienst vermutlich dort auch weiter aufrechtgehalten werden. ...