Zum Einfluss der Darstellungsperspektive und der Bewegungsrichtung auf die Aneignung von Bewegungslängen von Claudia Reiter | Untersuchung unterschiedlicher Visualisierungsbedingungen | ISBN 9783866242401

Zum Einfluss der Darstellungsperspektive und der Bewegungsrichtung auf die Aneignung von Bewegungslängen

Untersuchung unterschiedlicher Visualisierungsbedingungen

von Claudia Reiter
Buchcover Zum Einfluss der Darstellungsperspektive und der Bewegungsrichtung auf die Aneignung von Bewegungslängen | Claudia Reiter | EAN 9783866242401 | ISBN 3-86624-240-9 | ISBN 978-3-86624-240-1

Zum Einfluss der Darstellungsperspektive und der Bewegungsrichtung auf die Aneignung von Bewegungslängen

Untersuchung unterschiedlicher Visualisierungsbedingungen

von Claudia Reiter
Die technologische Weiterentwicklung der letzten Jahrzehnte eröffnet neue Visualisierungsmöglichkeiten (die so genannte perspektivische Darstellung auf einem 2D-Medium, häufig als 3D-Visualisierung bezeichnet) für sporttechnisches Bildschirmtraining. In Abhängigkeit von der Darstellungsperspektive sportlicher Bewegungen ergeben sich Unterschiede bei der Bewegungsaneignung und beim Bewegungslernen. In Bezug auf die Lernwirksamkeit liegen weder für die Instruktion noch das Feedback empirische Untersuchungen vor. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, erste Erkenntnisse über Gestaltungsmerkmale der 3D-Visualisierung und deren Instruktionseffekte für die Aneignung einer motorischen Aufgabe zu gewinnen, um darauf aufbauend Hinweise für den Einsatz der neuen Medien in der Praxis geben zu können.
Der erste Teil der vorliegenden Arbeit befasst sich in fünf Kapiteln mit der theoretischen Betrachtung der Thematik und der Einbettung in die Problemstellung. Dazu gehört eine Darstellung und die Bedeutung des technologischen Wandels für den Sportalltag von der Entstehung des Films bis heute, eine begriffliche Einordnung audiovisueller Medien und deren Entwicklung, abschließend die Auflistung bereits vorliegender Untersuchungen zu 3D-Visualisierungen allgemein und speziell aus dem Bereich Sport. Daran anschließend erfolgt die Darstellung der Thematik ‚visuelle Wahrnehmung’ mit Details zur Physiologie und Psychologie. Die Aneignung und das Erlernen der den Untersuchungen zugrunde liegenden Armbewegungen fallen in den Bereich des Modell- bzw. Imitationslernens. Erkenntnisse aus zahlreichen Untersuchungen weisen auf ein Neuronensystem hin, das nach aktuellem Wissensstand die Prozesse des Imitationslernens steuert. Die Darstellung der so genannten ‚Spiegelneuronen’ füllt die Lücke und jahrelange Suche nach den physiologischen Korrelaten des Modelllernens. Hieran schließt die Analyse der Prozesse des (sportmotorischen) Modelllernens an. Auf Grundlage des visuomotorischen Informationsumsatzes wird die Wirksamkeit von Instruktionen auf das motorische Lernen beschrieben. Den Abschluss der theoretischen Darstellung bilden eine kurze Zusammenfassung zur ‚externen Validität’ und den forschungsmethodischen Konsequenzen und Hypothesen, die die Experimentalgrundlage darstellen.
Um die neuen Technologien und Techniken bezüglich ihrer Lernwirksamkeit einordnen zu können, wurden insgesamt drei Untersuchungen durchgeführt, die im zweiten Teil der Arbeit zur Klärung der Fragestellung zusammen mit den Ergebnissen dargestellt werden.
Die erste Untersuchung soll Erkenntnisse bringen über den Einfluss der Bewegungsrichtung in verschiedenen Darstellungsperspektiven auf die Aneignung von Bewegungslängen mittels computergestützter Bildschirminstruktion. Die Bewegungslängen wurden auf einen 2D-Medium instruiert. Dabei zeigen sich erschwerte Bedingungen für die Aneignung von Bewegungen insbesondere dann, wenn Darstellungsperspektive und Bewegungsrichtung übereinstimmen.
In einer weiteren Untersuchung liegt der Schwerpunkt der Untersuchung darauf, den Unterschied zwischen der Instruktion einer Bewegung durch einen lebensgroßen Avatar und durch eine Real-Person darzustellen. Theoretische Konzepte zur Wahrnehmung besagen, dass die Querdisparation, die als wichtiges Kriterium für die Tiefenwahrnehmung gilt, auf einem 2D-Medium nicht wirksam werden kann.
Unter anderem kann experimentell nachgewiesen werden, dass sich die gewählten Darstellungsperspektiven in Bezug auf die Aneignung von Bewegungen unterscheiden. Darüber hinaus wurde erstmals belegt, dass sich die Visualisierung von Tiefenbewegungen auf einem 2D-Medium nachteilig auswirkt. Daraus wird die wichtigste Empfehlung für den Einsatz neuer visueller Medien im sporttechnischen Training aufgestellt: die Präsentation bzw. Visualisierung einer Tiefenbewegung auf einem beliebigen 2D-Medium sollte vermieden werden.