Novemberland

Auszug

Dreimal, so heißt es, begründet eine Tradition. Von daher kann man angesichts des dritten Zusammenkommens von gestandenen und jungen Autoren im Herbst 2019 in Haus Sonneck in Großjena von einer solchen sprechen. Die Autorenbegegnung ist darüber hinaus zu einem wichtigen Ereignis im Jahreskreis der Landesliteratur geworden. 2017 aus der Taufe gehoben, drehte sich aus gegebenem Anlass vieles in den Gesprächen, den Werkstattstunden, aber auch bei der Lesung mit Cornelia Marks, Simone Trieder, Henning Moneta und Christian Kreis im benachbarten Schulpforte um diesen besonderen Monat, insbesondere um dessen neunten Tag, den die Historiker als „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnen. Von der Novemberrevolution 1918 über die Pogrome gegen die jüdischen Mitbürger im „Dritten Reich“ bis zum Mauerfall 1989 – gerade der 9.11. ist mit Bedeutung, im Dunklen wie im Hellen, aufgeladen; und nicht zuletzt der dreißigste Jahrestag der Wende wirft einen langen Schlagschatten in die Geschichte. Wie gehen wir mit unserer Historie und der Verantwortung für sie um? Lehrt die Erfahrung der Vergangenheit uns endlich ein menschengerechtes Miteinander? Wo stehen wir am Ende des zweiten und Beginn des dritten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert? All das bewegte die Teilnehmer und ließ sie diskutieren, Vorträgen lauschen, sich mit der Umsetzung in Literatur befassen und in den Werkstattbereichen in konstruktivem Beisammensein nach Lösungen für diese und schließlich auch stilistische und motivische Fragen suchen. Patrick Wagner, Professor für Zeitgeschichte an der halleschen Universität, sprach zudem über die Bedeutung des Novembers in der Historie und die Wahrnehmung der mit ihm verbundenen Ereignisse. Matthias Haase, Vorstandsvorsitzender der Pförtner Bunds e. V., berichtete über das Schicksal der berühmten Landesschule in den achtziger und neunziger Jahren. Flankiert von einer Erkundung auf dem Gelände der Schule, die große Geister wie Klopstock, Fichte und Nietzsche sah, rundete sich das Wochenende im atemberaubenden Saale-Unstrut-Land zu einem Erlebnis der literarischen, nachforschenden wie auch der geselligen Art. Und der Nebelmonat, denn just am den 9.11. einschließenden Wochenende traf man sich auf dem Weinberg, zeigte sich denn auch mit Regen und Kühle von seiner besten, seiner „novembrigsten“ Seite.
Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e. V.