Susto und Depression von Birte Lange | Eine ethnologische Diskussion um Krankheit und kulturgebundene Syndrome | ISBN 9783877183830

Susto und Depression

Eine ethnologische Diskussion um Krankheit und kulturgebundene Syndrome

von Birte Lange
Buchcover Susto und Depression | Birte Lange | EAN 9783877183830 | ISBN 3-87718-383-2 | ISBN 978-3-87718-383-0

Susto und Depression

Eine ethnologische Diskussion um Krankheit und kulturgebundene Syndrome

von Birte Lange
Sind die Krankheiten, die wir aus unserer Kultur kennen, weltweit verbreitet? Besitzen die hier anerkannten biomedizinischen Theorien universelle Gültigkeit, oder sind auch sie an kulturelle Grenzen gebunden? Wie steht es um die Heilungschancen, wenn Krankheiten in fremden Kulturen mit biomedizinischen Methoden behandelt werden? Als relativ junge Fachrichtung ethnologischer Wissenschaft geht die Medizinethno-logie diesen Fragen nach und beschäftigt sich mit Anschauungen und Umgangsweisen zu Krankheit, Gesundheit und Heilung in verschiedenen Kulturen.
An der Schnittstelle zwischen Medizin, Psychiatrie und Ethnologie werden in er vorliegenden Arbeit zwei Krankheitskonzepte einander gegenüber gestellt. Depression, nach der Biomedizin eine psychiatrische Krankheit, und susto, eine Krankheit des Seelenverlustes in südameri-kanischen Kulturen, haben eine verblüffend ähnliche Symptomatik. Die jeweiligen Erklärungen des Leides unterscheiden sich jedoch grundlegend. So wird Depression nach psychiatrischer Lehre auf biochemischer Ebene behandelt, wohingegen im Falle von susto magische Rituale der Seelenrück-holung zur Heilung führen.
Ungeachtet dieser Differenzen haben die Übereinstimmungen im Erscheinungsbild oft zu einer psychiatrischen Diagnose von susto als eine Art von Depression geführt. Daß die Maßstäbe der Biomedizin jedoch ebenfalls an ihre westliche Kultur gebunden sind und somit nicht zu einer adäquaten Behandlung der fremdkulturellen Krankheiten führen können, soll hier gezeigt und begründet werden.
Die Kulturgebundenheit beider Konzepte offenbart sich in der ethno-logischen Analyse der jeweiligen Krankheitslehren. Dabei wendet sich der ethnologische Blick sowohl auf die fremde wie auch auf die eigene Kultur und enthüllt deren vermeintliche Selbstverständlichkeiten als kulturgebundene Spezifika.
Aus dem Inhalt: Die Gratwanderung zwischen den Kulturen *Fragestellung und Vorgehensweise. Quellenlage* - Krankheit, Kultur und Ethnologie *Medizinethnologie. Transkulturelle Psychiatrie. Kulturgebundene Syndrome und transkulturelle Diagnosen* - Susto und Depression in verschiedenen Deutungssystemen *Susto: ein kulturgebundenes Syndrom in Süd- und Mittelamerika. Depression: eine Krankheit in westlicher Medizin. Zusammenfassung und Ausblick* - Mancharisqa und Major Depression in der Darstellung ihrer Lehren *Mancharisqa im Medizinsystem der bolivianischen callawaya. Major Depression in der biomedizinisch-psychiatrischen Nosologie* - Mancharisqa und Major Depression in ethnologischer Analyse *Die kulturellen Konstituenten der Krankheitskonzepte. Grundlegende Anschauungen als Rahmenbedingungen der Konzepte* - Mancharisqa und Major Depression als kulturgebundene Syndrome *Wesentliche Aspekte im Vergleich - Überblick und Auswahl. Zur Problematik transkultureller Diagnosen: Antworten und Ergebnisse* - Schlußbetrachtung und Ausblick.