Die Goldene Kammer von St. Ursula in Köln von Regina Urbanek | Zu Gestalt und Ausstattung vom Mittelalter bis zum Barock | ISBN 9783884623060

Die Goldene Kammer von St. Ursula in Köln

Zu Gestalt und Ausstattung vom Mittelalter bis zum Barock

von Regina Urbanek
Buchcover Die Goldene Kammer von St. Ursula in Köln | Regina Urbanek | EAN 9783884623060 | ISBN 3-88462-306-0 | ISBN 978-3-88462-306-0

Die Goldene Kammer von St. Ursula in Köln

Zu Gestalt und Ausstattung vom Mittelalter bis zum Barock

von Regina Urbanek
Wie wir aus der Koelhoff’schen Chronik „van der hilliger Stat van Coellen“ aus dem Jahr 1499 erfahren, galt Köln seit dem Mittelalter als heilige Stadt im Sinne einer Stadt der Heiligen. Es gibt einen Ort, an dem dieses Phänomen in besonderer Weise anschaulich wird: In der ehemaligen Stifts- und heutigen katholischen Pfarrkirche St. Ursula, die bis in das 17. Jahrhundert hinein die Kirche der Heiligen Jungfrauen hieß. Von ihnen berichtet erstmals um 750 eine – wenn auch umstrittene – Inschrift im gotischen Chor, „wo heilige Jungfrauen für den Namen Christi ihr Blut vergossen haben“. War anfänglich von elf Märtyrinnen die Rede, so werden seit dem 11. Jahrhundert elftausend erwähnt mit der hl. Ursula an ihrer Spitze. Das sakrale Baukunstwerk von St. Ursula macht diesen Reichtum an Heiligen in Köln aufs Eindrucksvollste erfahrbar in seiner auf der Südseite um die Mitte des 17. Jahrhunderts angefügten Goldenen Kammer. Sie ist vor allem ausgezeichnet durch den Besitz von über hundert Reliquienbüsten vom Ende des 13. bis zum 17. Jahrhundert, zum Teil Werke von hoher künstlerischer Qualität. Zahlreiche Spuren in St. Ursula weisen auf den Vorgängerbau der heutigen Goldenen Kammer, die camera aurea und deren Ausstattung hin. Dieser war bereits für fast 400 Jahre der mystische Aufbewahrungsort der Reliquien und Büsten, bevor das heutige Reliquiengehäuse im Verlauf von etwa 40 Jahren als barockes Gesamtkunstwerk unter Einbeziehung des alten Schatzes entstand. Mit dieser Publikation wird erstmals eine ausführliche monografische Dokumentation und Würdigung der Goldenen Kammer mit ihrem stattlichen Reliquienschatz vorgelegt. Dabei ist es ein Glücksfall, dass die Autorin, Frau Professor Dr. Regina Urbanek, gleichermaßen über restauratorische wie kunsthistorische Kompetenzen verfügt. Als im Jahre 1994 die Untersuchungen zur baufesten und zur beweglichen Ausstattung der Goldenen Kammer begannen, stand am Anfang eine umfassende Zustandsdokumentation als Grundlage zur Ermittlung eines Konzeptes zur Sicherung und Konservierung des vom Verfall bedrohten bedeutenden historischen Ensembles. Auslöser für die restauratorische und wissenschaftliche Beschäftigung mit der Goldenen Kammer war vorrangig der bedenkliche Erhaltungszustand ihrer kostbaren Ausstattung. Angesichts ihres künstlerischen Wertes wurde in der Vergangenheit hauptsächlich den Reliquienbüsten eine gewisse Aufmerksamkeit gewidmet, während das Schrank- und Schleierwerk zusehends verfiel. Die ebenso komplexe wie diffizile Befundsituation machte es erforderlich, bei der Projektierung der Maßnahmen zur Sicherung und Konservierung des Bestandes zahlreiche Fachleute aus den Bereichen Denkmalpflege, Natur-, Kunst- und Restaurierungswissenschaft zur Untersuchung und Beurteilung heranzuziehen. Die einzelnen Kunstobjekte selbst stehen als Primärdokumente im Mittelpunkt dieser Arbeit. So konnten auf der Grundlage restauratorischer Untersuchungen an Skulpturen und immobiler Ausstattung Erkenntnisse gewonnen werden, die in neuen kunsthistorischen Bewertungen mündeten. Der Weg dahin führte über Fragen, die sich wesentlich aus den Objekten ergeben, bis hin zu Analysen des Materials. Durch eine eingehende Diagnose des Bestandes wurde es möglich, die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte jener mittelalterlichen camera aurea und ihrer barocken Nachfolgerin mit Büsten, Altar und Schrankwerk in ihren einzelnen Phasen während etlicher Jahrhunderte differenziert darzulegen. Dadurch ließen sich schließlich etliche Widersprüche und Unklarheiten in der bisherigen Forschung auflösen. Auch wenn die Arbeiten noch nicht in Gänze abgeschlossen sind, schien es dennoch sinnvoll, bereits jetzt auf der Grundlage der Untersuchungen diese Veröffentlichung zu erstellen. Zumal: in absehbarer Zeit wird die Konservierung des Schrank- und Schleierwerks abgeschlossen sein und sich im barocken Farbkanon der Entstehungszeit präsentieren. Das ehrgeizige und zugleich beispielhafte Restaurierungsprojekt wurde jederzeit nachhaltig unterstützt von der kath. Kirchengemeinde St. Ursula, insbesondere durch ihre jeweils verantwortlichen Pfarrer, namentlich Msgr. Prof. Dr. Hermann Josef Herkenrath, Prälat Paul Knopp, Frank Müller, Msgr. Dr. Wilhelm-Josef Schlierf und Prälat Franz Schneider. Zu danken habe ich herzlich dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr als Oberster Denkmalbehörde und dem Erzbistum Köln für die finanzielle Förderung dieser Publikation. Herrn Dr. Martin Seidler vom Erzbischöflichen Generalvikariat in Köln fühle ich mich verpflichtet für die kollegiale Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Edition dieses Bandes. Herrn Claus Reisinger von der Wernerschen Verlagsgesellschaft Worms ist besonders zu danken dafür, dass es ihm gelungen ist, aus komplexen Manuskript- und Bildvorlagen ein sehr ansehnliches Buch zu machen.
Abtei Brauweiler, den 1. Oktober 2010 Prof. Dr. Udo Mainzer Landeskonservator