Die Schwestern des Doktor Faust von Sabine Doering | Eine Geschichte der weiblichen Faustgestalten | ISBN 9783892443995

Die Schwestern des Doktor Faust

Eine Geschichte der weiblichen Faustgestalten

von Sabine Doering
Buchcover Die Schwestern des Doktor Faust | Sabine Doering | EAN 9783892443995 | ISBN 3-89244-399-8 | ISBN 978-3-89244-399-5

Die Schwestern des Doktor Faust

Eine Geschichte der weiblichen Faustgestalten

von Sabine Doering
Die Vielfalt der weiblichen Faustgestalten spiegelt in Kritik oder Bestätigung die sich wandelnden Vorstellungen über das Verhältnis der Geschlechter zueinander und damit ihre enge Verflechtung mit der Ideen- und Sozialgeschichte.
Seit einem halben Jahrtausend durchwandert der Gelehrte, Weltreisende, Erz-Zauberer und Höllenfahrer Doktor Faust in immer neuen Gestalten die Weltliteratur. Wie sich der männliche Lebensentwurf eines Teufelsbündlers mit seinem verklärten Streben nach Wissen und Unabhängigkeit auf spezifisch weibliche Existenzformen übertragen läßt, stellt Sabine Doerings historischer Längsschnitt in den Mittelpunkt. Versuche, in Transformationen des Faust-Mythos die scheinbar festgefügten Grenzen zwischen den Geschlechtern zu überwinden, wurden als ebenso gewagtes wie reizvolles Gedankenspiel unternommen und haben ein eigenes, bisher noch unentdecktes Kapitel der Literaturgeschichte geschaffen. 'Faustas' und 'Faustinen' verkörpern Modelle eines freien und selbstbestimmten Frauenlebens oder - aus männlicher Perspektive - 'besorgte Warnungen vor den vermeintlichen Gefahren der Emanzipation'. Die Goethe-Begeisterung des 19. Jahrhunderts beeinflußte außerdem Stoffkreise, die sich unabhängig vom Faust-Mythos entwickelt hatten: Die Päpstin Johanna und die niederländische Teufelsbündlerin Mariken von Nymwegen wurden als »weiblicher Faust« beansprucht. Mit diesen wechselvollen Vereinnahmungen sind die weiblichen Faustgestalten auch Teil der Wissenschaftsgeschichte. Im Zentrum des Buches stehen ausführliche Interpretationen der Faust-Adaptionen der Gräfin Ida Hahn-Hahn, Frank Wedekinds und Irmtraud Morgners. Doerings fundierte, dem New Historicism wie den Aspekten der Gender Studies verpflichtete Darstellung erfaßt jedoch zugleich Werke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. So wird aus kritischer kulturhistorischer Perspektive erstmals ein faszinierendes Thema erschlossen, das der Literaturgeschichte wie auch der Geschlechtergeschichte wesentliche Anregungen gibt.