Johannes Hartlieb »Kräuterbuch« von Gerold Hayer | ISBN 9783895007606

Johannes Hartlieb »Kräuterbuch«

von Gerold Hayer und Bernhard Schnell
Mitwirkende
Autor / AutorinGerold Hayer
Autor / AutorinBernhard Schnell
Buchcover Johannes Hartlieb »Kräuterbuch« | Gerold Hayer | EAN 9783895007606 | ISBN 3-89500-760-9 | ISBN 978-3-89500-760-6
Inhaltsverzeichnis

„Hartliebs „Kräuterbuch“ gehört zu den am besten erschlossenen Texten seiner Art. Nach der Erstedition einer unvollständigen (Linzer) Hs. 1958, die 1980 durch ein Teilfaksimile und 1989 durch eine Teiledition ergänzt wurde, erschien 2004 das Faksimile einer weiteren, wenn auch ihrerseits fehlerhaften hs. (Anholt-Moylönder Kräuterbuch), die jedoch sorgfältig transkribiert, übersetzt und ausführlich erläutert wurde. Nun liegt eine kritische Ausgabe vor, die zwar einer Leithandschrift (Berlin, Ms. Germ. Qu. 2021) folgt, jedoch - dem Sachtextcharakter entsprechend - auf inhaltliche Korrektheit Wert legt und erkennbare Irrtümer zu verbessern sucht. Da eine enge Text-Bild-Beziehung das wesentliche Charakteristikum dieses Kräuterbuches ist, wurden 64 ganzseitige Farbabb. aus der Berliner Hs. angefügt. Die knapp gehaltene Einl. stellt den Autor vor, referiert den Forschungsstand, schildert Aufbau, Vorlagen (besonders Konrad von Megenberg) und Bearbeitungsweise, beschreibt die erhaltenen Hss., rekonstruiert die Textgeschichte und erklärt die Editionsprinzipien. Eine gewisse Normalisierung der Schreibweisen, ein Glossar und besonders der übersichtliche Anmerkungsapparat erleichtern die Benutzung für Nicht-Fachleute.“

Ortrun Riha

In: Germanistik. 52 (2001) 1-2. s. 216-217.

Johannes Hartlieb »Kräuterbuch«

von Gerold Hayer und Bernhard Schnell
Mitwirkende
Autor / AutorinGerold Hayer
Autor / AutorinBernhard Schnell

In der medizinischen Literatur des Mittelalters nimmt das Kräuterbuch des Münchener Arztes und Literaten Johannes Hartlieb († 1468) einen besonderen Platz ein, ist es doch das einzige durchgehend illustrierte Kräuterbuch in deutscher Sprache vor der Inkunabelzeit. Das Besondere und Innovative dieses mehr als 170 Kapitel umfassenden Kräuterbuchs, das der in Padua ausgebildete Leibarzt der bayerischen Herzöge Albrecht III. und Siegmund noch vor der Jahrhundertmitte zusammenstellte, sind die in sämtlichen Handschriften überlieferten Abbildungen der Drogen, die einen integralen Bestandteil des Werkes darstellen.
Das Gliederungsgerüst für die Kapitelabfolge des Kräuterbuchs bildet der alphabetisch geordnete Abschnitt über die Kräuter aus dem „Buch der Natur“ des Regensburger Domherrn Konrad von Megenberg († 1374), den Hartlieb fast zur Gänze wörtlich übernahm. Ergänzend dazu bereicherte er sein Werk mit zusätzlichen 76 Drogenkapiteln, die er in der Regel entsprechend der alphabetischen Ordnung jeweils blockartig am Ende eines Buchstaben-Abschnitts einfügte. Nur für eine kleine Zahl dieser Zusatzkapitel konnten Vorlagen eruiert werden. Dennoch muss dahingestellt bleiben, ob die restlichen Kapitel Hartliebs originärer Beitrag zu diesem Kräuterbuch darstellen; größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch sie einer uns bislang nicht bekannten Quelle entstammen. Abweichend vom alphabetischen Gliederungsprinzip verfuhr Hartlieb mit den Eingangskapiteln, die tierische Drogen zum Inhalt haben. Zwar griff er auch hier auf Konrads von Megenberg Natur-Enzyklopädie zurück, exzerpierte jedoch nur die medizinisch relevanten Abschnitte der entsprechenden Kapitel über die Vierfüßler.
Mit der ersten kritischen Edition dieses Textes auf der Grundlage der gesamten uns heute bekannten Überlieferung wird hier nunmehr ein überfälliges Desideratum eingelöst, denn bisher existierten von ihm nur Abdrucke einer nur fragmentarisch überlieferten Handschrift des Oberösterreichischen Landesmuseums Linz und eines erst in jüngerer Zeit gefundenen Textzeugen aus der Fürstlich Salm-Salm’schen Bibliothek in Anholt. Informationen zum Verfasser, zu Überlieferung und Textgeschichte sowie ein Sachglossar ergänzen diese Edition. Der Bedeutung der Illustrationen für diesen innovativen Kräuterbuch-Typus wurde insofern Rechnung getragen, als der Ausgabe eine repräsentative Auswahl von 64 ganzseitigen Farbabbildungen von tierischen und pflanzlichen Drogen aus der dem Text zugrunde liegenden Leithandschrift beigegeben werden konnte. Diese Illustrationen machen deutlich, dass die Tiere und Pflanzen nicht nach der Natur gezeichnet wurden, sondern gemäß der ikonographischen Tradition dargestellt wurden.