Das Evangelische Perthes-Werk von Hans-Walter Schmuhl | Vom Fachverband für Wanderfürsorge zum diakonischen Unternehmen | ISBN 9783895347870

Das Evangelische Perthes-Werk

Vom Fachverband für Wanderfürsorge zum diakonischen Unternehmen

von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler
Mitwirkende
Autor / AutorinHans-Walter Schmuhl
Autor / AutorinUlrike Winkler
Beiträge vonIlse Maas-Steinhoff
Beiträge vonHartmut Waldminghaus
Buchcover Das Evangelische Perthes-Werk | Hans-Walter Schmuhl | EAN 9783895347870 | ISBN 3-89534-787-6 | ISBN 978-3-89534-787-0
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung 1
1. Heim-Mitarbeiter 2. Kirchenhistoriker 3. Zeithistoriker 4. Landeshistoriker Westfalen
Es ist selten, dass die Jubiläumsschrift einer diakonischen Einrichtung eine zweite Auflage erlebt. Offensichtlich fand diese Veröffentlichung Interesse über den Kreis der ursprünglich angesprochenen Mitglieder und Freunde des ehemaligen Westfälischen Herbergsverbandes hinaus. Das 'Evangelische Perthes-Werk' ist aus mehreren Quellen entstanden: den 'Herbergen zur Heimat', die vom Bonner Professor Clemens Perthes als preiswerte Gasthäuser mit christlicher Hausordnung für wandernde Gesellen begründet worden waren, den 'Naturalverpflegungsstationen' – hier erhielt der Wandernde gegen eine zu leistende Arbeit Verpflegung und Quartier – und den Arbeiterkolonien, in denen Wanderarbeitskräfte längere Zeit leben und arbeiten konnten, um sie dauerhaft in Arbeitsverhältnisse einzugliedern und damit sesshaft zu machen. Als Zusammenschluss mehrerer Herbergen zur Heimat wurde 1885 der 'Westfälische Herbergsverband' gegründet, der das organisatorische Rückgrat für das spätere Perthes-Werk wurde. Die Verbandsarbeit weitete sich in den folgenden Jahrzehnten aus: Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs die Mitgliederzahl, und die einzelnen Einrichtungen konnten ihr Angebot steigern. Der Erste Weltkrieg und die Zeit der frühen Weimarer Republik bedeuteten dagegen eine krisenhafte Zäsur. Um mit anderen Einrichtungen kommunaler und freier Träger konkurrieren zu können, entschied sich der Vorstand nach 1924, in der ›goldenen Zeit‹ der Weimarer Republik, für die Modernisierung der Einrichtungen und für einen forcierten Ausbau des Verbandes. Er folgte damit dem Vorbild anderer diakonischer Einrichtungen. In der Weltwirtschaftskrise zeigten sich die Konsequenzen rasch und schmerzhaft: Die einzelnen Einrichtungen und der Verband hatten sich finanziell übernommen. In dieser Perspektive erschien vielen die Machtübernahme durch die Nazis als Rettungsanker, auch wenn die Klientel der Einrichtungen immer stärker im Verdacht standen, nur ›Parasiten am Volkskörper‹ zu sein, so dass die Förderung diakonischer Einrichtungen fragwürdig wurde. Doch im kommunalen Landschaftsverband Westfalens gab es weiterhin Förderer der Einrichtungen des Westfälischen Herbergsverbandes, so dass er sich gegen die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt gut behaupten konnte; hier erwies sich die Verankerung der beiden großen Kirchen auf der kommunalen Ebene als großer Vorteil. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Westfälische Herbergsverband zusätzliche Aufgaben, die sich aus der Betreuung unterschiedlicher ›Wanderer‹ ergaben: Altenheime, Lehrlingsheime, Heime und Schulen für ›displaced persons‹, Schifferkinderheim und dann mit der Steigerung sozialpolitischer Fördermittel auch Behindertenhilfe und Suchtkrankenhilfe. 1965 nannte sich der Westfälische Herbergsverband in Evangelisches Pertheswerk um; er ging konsequent den Weg von einem Fachverband, der einzelne Einrichtungen beriet und teilweise die Rechnungsführung übernahm, zu einem Träger zahlreicher Heime und Einrichtungen in Westfalen. Heute ist das Evangelische Perthes-Werk 'ein vielfältig verflochtenes diakonisches Unternehmen, das sich auf einem zunehmend härter umkämpften Markt für soziale Dienstleistungen behaupten muss' (S. 303). – Das Werk ist eine westfälische Einrichtung; dennoch lohnt sich ein Hinweis auf diese Veröffentlichung in einem Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte, weil der Westfälische Herbergsverband in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg – nicht zuletzt durch das Engagement von Friedrich v. Bodelschwingh – Vorbildcharakter für ähnliche Einrichtungen in Norddeutschland hatte. Es kommt hinzu, dass die beiden Vf. als Experten der Diakonie- und Sozialgeschichte in ihrer Darstellung stets die allgemeinen Probleme der ›Nichtsesshaftenfürsorge‹ wie überhaupt die Grundzüge der Sozialpolitik in Preußen, im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik berücksichtigen. Diese Veröffentlichung ist mehr als eine Jubiläumschrift, so ist es verständlich, dass eine zweite Auflage erforderlich war. Hans Otte, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 107, 2009
Es ist selten, dass die Jubiläumsschrift einer diakonischen Einrichtung eine zweite Auflage erlebt. Offensichtlich fand diese Veröffentlichung Interesse über den Kreis der ursprünglich angesprochenen Mitglieder und Freunde des ehemaligen Westfälischen Herbergsverbandes hinaus. Das 'Evangelische Perthes-Werk' ist aus mehreren Quellen entstanden: den 'Herbergen zur Heimat', die vom Bonner Professor Clemens Perthes als preiswerte Gasthäuser mit christlicher Hausordnung für wandernde Gesellen begründet worden waren, den 'Naturalverpflegungsstationen' – hier erhielt der Wandernde gegen eine zu leistende Arbeit Verpflegung und Quartier – und den Arbeiterkolonien, in denen Wanderarbeitskräfte längere Zeit leben und arbeiten konnten, um sie dauerhaft in Arbeitsverhältnisse einzugliedern und damit sesshaft zu machen. Als Zusammenschluss mehrerer Herbergen zur Heimat wurde 1885 der 'Westfälische Herbergsverband' gegründet, der das organisatorische Rückgrat für das spätere Perthes-Werk wurde. Die Verbandsarbeit weitete sich in den folgenden Jahrzehnten aus: Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs die Mitgliederzahl, und die einzelnen Einrichtungen konnten ihr Angebot steigern. Der Erste Weltkrieg und die Zeit der frühen Weimarer Republik bedeuteten dagegen eine krisenhafte Zäsur. Um mit anderen Einrichtungen kommunaler und freier Träger konkurrieren zu können, entschied sich der Vorstand nach 1924, in der ›goldenen Zeit‹ der Weimarer Republik, für die Modernisierung der Einrichtungen und für einen forcierten Ausbau des Verbandes. Er folgte damit dem Vorbild anderer diakonischer Einrichtungen. In der Weltwirtschaftskrise zeigten sich die Konsequenzen rasch und schmerzhaft: Die einzelnen Einrichtungen und der Verband hatten sich finanziell übernommen. In dieser Perspektive erschien vielen die Machtübernahme durch die Nazis als Rettungsanker, auch wenn die Klientel der Einrichtungen immer stärker im Verdacht standen, nur ›Parasiten am Volkskörper‹ zu sein, so dass die Förderung diakonischer Einrichtungen fragwürdig wurde. Doch im kommunalen Landschaftsverband Westfalens gab es weiterhin Förderer der Einrichtungen des Westfälischen Herbergsverbandes, so dass er sich gegen die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt gut behaupten konnte; hier erwies sich die Verankerung der beiden großen Kirchen auf der kommunalen Ebene als großer Vorteil. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Westfälische Herbergsverband zusätzliche Aufgaben, die sich aus der Betreuung unterschiedlicher ›Wanderer‹ ergaben: Altenheime, Lehrlingsheime, Heime und Schulen für ›displaced persons‹, Schifferkinderheim und dann mit der Steigerung sozialpolitischer Fördermittel auch Behindertenhilfe und Suchtkrankenhilfe. 1965 nannte sich der Westfälische Herbergsverband in Evangelisches Pertheswerk um; er ging konsequent den Weg von einem Fachverband, der einzelne Einrichtungen beriet und teilweise die Rechnungsführung übernahm, zu einem Träger zahlreicher Heime und Einrichtungen in Westfalen. Heute ist das Evangelische Perthes-Werk 'ein vielfältig verflochtenes diakonisches Unternehmen, das sich auf einem zunehmend härter umkämpften Markt für soziale Dienstleistungen behaupten muss' (S. 303). – Das Werk ist eine westfälische Einrichtung; dennoch lohnt sich ein Hinweis auf diese Veröffentlichung in einem Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte, weil der Westfälische Herbergsverband in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg – nicht zuletzt durch das Engagement von Friedrich v. Bodelschwingh – Vorbildcharakter für ähnliche Einrichtungen in Norddeutschland hatte. Es kommt hinzu, dass die beiden Vf. als Experten der Diakonie- und Sozialgeschichte in ihrer Darstellung stets die allgemeinen Probleme der ›Nichtsesshaftenfürsorge‹ wie überhaupt die Grundzüge der Sozialpolitik in Preußen, im Deutschen Reich und in der Bundesrepublik berücksichtigen. Diese Veröffentlichung ist mehr als eine Jubiläumschrift, so ist es verständlich, dass eine zweite Auflage erforderlich war. Hans Otte, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 107, 2009

Das Evangelische Perthes-Werk

Vom Fachverband für Wanderfürsorge zum diakonischen Unternehmen

von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler
Mitwirkende
Autor / AutorinHans-Walter Schmuhl
Autor / AutorinUlrike Winkler
Beiträge vonIlse Maas-Steinhoff
Beiträge vonHartmut Waldminghaus
Die Geschichte des Evangelischen Perthes-Werkes ist bewegend und bewegt. 1854 gründete Clemens Theodor Perthes in Bonn die erste „Herberge zur Heimat“ für wandernde Handwerksgesellen. Dem Beispiel Perthes‘ folgten viele Städte und Gemeinden in Westfalen, so dass 1885 der „Westfälische Herbergsverband“ entstand. Nach 1945 griff der Verband – neben der Arbeit an so genannten „Nichtsesshaften“ – immer weiter aus. Die Fürsorge für Flüchtlinge, alte Menschen, Menschen mit geistigen Behinderungen, Auszubildende, Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten und sogar für die Kinder von Binnenschiffern führte nicht nur zu einem rasanten Wachstum, sondern auch zu einer organisatorischen Umstrukturierung, die 1965 in die Gründung des Evangelischen Perthes-Werkes mündete. Wissenschaftlich fundiert und anschaulich geschrieben, schildert das Buch die Strukturen und Ereignisse, aus denen das Perthes-Werk erwachsen ist und weiter wächst.