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Ethnologen, Afrikanisten, Historiker, Oralliteratur- und Erzählforscher
L’empire du verbe et l’éloquence du silence
Vers une anthropologie du discours dans les groupes dits dominés au Sahel
von Mamadou DiawaraDiese anthropologische Studie zum mündlich tradierten Erzählgesang der westafrikanischen Sahelregion (Mali, Mauretanien, Burkina Faso, Niger), befasst sich mit einem Aspekt der Oralliteratur, der bislang nicht untersucht wurde: der Rolle des Schweigens. Hierzu analysiert der Autor eine Auswahl von Überlieferungen der Legende von Daaman Gille, der als Begründer der Jawara-Dynastie in Jaara im 16. Jahrhundert Ausgangspunkt einer reichen Legendenbildung war, seinem Diener Jonpisugo und einem seiner Gegenspieler Sunjata.
Das historische Königreich Jaara befand sich im Nordwesten des heutigen Mali. In der streng hierarchisch organisierten Gesellschaft Jaaras kamen die Wortkünstler (Griots) vornehmlich aus der unteren Schicht der abhängigen Bediensteten, die im Auftrag von aristokratischen Mäzenen Legenden produzierten. Die untersuchten Legenden stammen zum Teil aus Tonbandaufnahmen des Autors aus den 70er und 80er Jahren, aber auch aus Transkriptionen und Übersetzungen von Kolonialbeamten, Reisenden und Wissenschaftlern. Für die historische Einordnung nahm der Autor auf die Chronik-Aufzeichnungen von Timbuktu aus dem 17. und 18. Jahrhundert Bezug.
Ziel der Studie ist es, zur Geschichte der Soziologie des Erzählens, der Veränderung von Erzählsituationen und -anlässen, beizutragen. So beleuchtet der Autor die Konzeption der Vergangenheit in den Köpfen der heutigen einfachen Menschen, wie sie in den Legenden überliefert ist, und ihre Entwicklung im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte (wie beispielsweise der Entstehung des ‚Künstler- Entrepreneur‘, dem Aufkommen der Marktwirtschaft und der Intervention durch die Medien Radio, Fernsehen und Tonbandaufzeichnungen). Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Untersuchung des Schweigens gelegt, d. h. dessen was in den Erzählungen nicht gesagt wird. Betrachtet man die afrikanische orale Tradition im Gesamtkontext ihrer Ausübung, d. h. nicht nur das Erzählte, sondern auch Erzähler und Zuhörerschaft, stellt sich heraus, dass das Schweigen und das Zuhören ebenso aussagekräftig für die Glorifizierung der Macht des Protagonisten Daaman Gille ist, wie das Gesagte. Die untersuchten Legenden sind in einem Anhang in der Originalsprache mit französischer Übersetzung abgedruckt.
BESPRECHUNGEN:
« Mamadou Diawara nous présente finalement son analyse comme «une forme de quête culturelle» (p. 372), et c’est bien ainsi qu’on peut lire cet ouvrage où le silence fait écho à la parole, où la littérature vient en aide à l’histoire, où l’on n’a jamais fini de se mettre à l’écoute de ce qui ne saurait se dire simplement quand des hommes sont en relation. » (Cécile Leguy in « Cahiers de littérature orale » 55/2004, 155-158)
Über den Autor:
In unserem Programm sind weitere Studien zur oralen Literatur und Geschichte Malis erschienen:
Das historische Königreich Jaara befand sich im Nordwesten des heutigen Mali. In der streng hierarchisch organisierten Gesellschaft Jaaras kamen die Wortkünstler (Griots) vornehmlich aus der unteren Schicht der abhängigen Bediensteten, die im Auftrag von aristokratischen Mäzenen Legenden produzierten. Die untersuchten Legenden stammen zum Teil aus Tonbandaufnahmen des Autors aus den 70er und 80er Jahren, aber auch aus Transkriptionen und Übersetzungen von Kolonialbeamten, Reisenden und Wissenschaftlern. Für die historische Einordnung nahm der Autor auf die Chronik-Aufzeichnungen von Timbuktu aus dem 17. und 18. Jahrhundert Bezug.
Ziel der Studie ist es, zur Geschichte der Soziologie des Erzählens, der Veränderung von Erzählsituationen und -anlässen, beizutragen. So beleuchtet der Autor die Konzeption der Vergangenheit in den Köpfen der heutigen einfachen Menschen, wie sie in den Legenden überliefert ist, und ihre Entwicklung im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte (wie beispielsweise der Entstehung des ‚Künstler- Entrepreneur‘, dem Aufkommen der Marktwirtschaft und der Intervention durch die Medien Radio, Fernsehen und Tonbandaufzeichnungen). Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Untersuchung des Schweigens gelegt, d. h. dessen was in den Erzählungen nicht gesagt wird. Betrachtet man die afrikanische orale Tradition im Gesamtkontext ihrer Ausübung, d. h. nicht nur das Erzählte, sondern auch Erzähler und Zuhörerschaft, stellt sich heraus, dass das Schweigen und das Zuhören ebenso aussagekräftig für die Glorifizierung der Macht des Protagonisten Daaman Gille ist, wie das Gesagte. Die untersuchten Legenden sind in einem Anhang in der Originalsprache mit französischer Übersetzung abgedruckt.
BESPRECHUNGEN:
« Mamadou Diawara nous présente finalement son analyse comme «une forme de quête culturelle» (p. 372), et c’est bien ainsi qu’on peut lire cet ouvrage où le silence fait écho à la parole, où la littérature vient en aide à l’histoire, où l’on n’a jamais fini de se mettre à l’écoute de ce qui ne saurait se dire simplement quand des hommes sont en relation. » (Cécile Leguy in « Cahiers de littérature orale » 55/2004, 155-158)
Über den Autor:
In unserem Programm sind weitere Studien zur oralen Literatur und Geschichte Malis erschienen: