Jüdische Frauen in der bildenden Kunst / Jüdische Frauen in der bildenden Kunst II von Hedwig Brenner | ISBN 9783896499134

Jüdische Frauen in der bildenden Kunst / Jüdische Frauen in der bildenden Kunst II

von Hedwig Brenner, herausgegeben von Erhard R Wiehn
Buchcover Jüdische Frauen in der bildenden Kunst / Jüdische Frauen in der bildenden Kunst II | Hedwig Brenner | EAN 9783896499134 | ISBN 3-89649-913-0 | ISBN 978-3-89649-913-4
Rezension in „David Jüdische Kulturzeitschrift“, 24. Jahrgang, Nr. 95, Dezember 2012. Seiten 52-53 Hedwig Brenner ist 94 Jahre alt und frisch gekürte Trägerin des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst. Nur mit Mühe überlebte sie die NS-Zeit im Czernowitzer Getto. Ging dann, 1945, nach Rumänien. Nicht weniger als 130 Ausreiseanträge stellte sie nach eigener Aussage von hier, bis sie samt Familie endlich, 1982, nach Haifa gehen durfte. Eine gehörige Portion Humor hat sie sich dennoch - oder gerade deshalb, als Überlebensstrategie - bewahrt: Eine Metamorphose von der Physiotherapeutin zur Lexikografin„ habe sie durchlebt, resümiert sie ihre Vita im Schnelldurchlauf und lacht. Damals im Oktober 2011, als sie im Hörsaal des Dessauer Bauhauses Rede und Antwort steht zu den Triebfedern ihres Lexikons , Jüdische Frauen in der bildenden Kunst“. Als Physiotherapeutin sei es ihr nicht anders ergangen als vielen Friseusen, fährt sie fort: Zahlreiche Klientinnen hatten ihr vertrauensvoll das Herz ausgeschüttet. Dies habe ihr Interesse an Frauenbiographien entfacht. Und letztlich den Grundstein für ihr Werk , Jüdischen Frauen in der bildenden Kunst“ gelegt, dessen vierter Band 2011 erschien. Brenners kleines Opus Magnum in Paperback hat mit Band IV einen stattlichen Umfang erreicht - 1072 Seiten voller Künstlerinnen-Biografien. In aller Welt gesammelt. Einziger gemeinsamer Nenner: Die jüdischen Wurzeln und die künstlerische Tätigkeit - sei es als Videokünstlerin oder als Malerin, als Graphikerin, Fotografin, Bildhauerin, Architektin. Bekannte und Vergessene weilen darunter. Gut Erforschte und Verdrängte. Längst Verstorbene und Hochlebendige. So findet im neuen Band die US-amerikanische Kultfotografin Nan Goldin (*1953) Platz neben der weithin vergessenen, in Sobibor ermordeten ungarisch-österreichischen Malerin Gina Eibenschütz (1889-1942). Schon im ersten Buch stieß die viel gezeigte AIIround-KünstIerin Sonia Delaunay (1885-1979) auf die dauerignorierte Malerin Else Meidner (1901-1987). Zeitlebens und zu ihrer Verzweiflung wurde Meidner in den Schatten ihres Gatten, des Malers Ludwig Meidner, gedrängt. Als „Pionierarbeit“ titulierte der Herausgeber der „Jüdische Frauen in der bildenden Kunst“, Erhard Roy Wiehn, bereits den ersten Band. 1998 erschien er. Jetzt, nach Abschluss des vierten, scheint Wiehns Adelung endgültig berechtigt. Brenner indes bleibt bescheiden: „Ich hatte nie gehofft, dass es vier Bände werden würden.“„Mein unkonventionelles Lexikon“ nennt Brenner ihr Werk. Nicht weniger als , ins rechte Licht rücken“ soll es - , die hervorragende Rolle jüdischer Frauen auf dem ihnen jahrhundertelang verwehrten Gebiet der bildenden Kunst“. Nicht dezidiert ForscherInnen, sondern „Kunstinteressierte“ sind Brenners Zielgruppe. Wissenschaftlicher Pedanterie bietet sie daher kaum Platz: Weder wurden die Texte auf kunsthistorische Treffgenauigkeit lektoriert. Noch Iassen sich alle Quellen auf Anhieb erschließen. Bei manchem Namen ist die Verwunderung groß - verfügte Architektin Lilly Reich tatsächlich über jüdische Vorfahren? Gleichwohl, dies alles kann dem opulenten Unterfangen kaum schaden. Als schier unerschöpflicher Ideenpool kann er mühelos auch Wissenschaftlerlnnen zu vertiefender Recherche inspirieren. Denn seit Gisela Breitlings rühmlichem Buch „Die Spuren des Schiffs in den Wellen“ (1980), das nicht nur genderbewußte KunsthistorikerInnen in Deutschland aufrüttelte, sondern nach eigenem Bekunden auch Hedwig Brenner im fernen Haifa zu ihrem Vierbänder motivierte, hat sich zwar einiges getan. Aber eben nur einiges: In den meisten Lexika bleiben Künstlerinnen unverändert unterrepräsentiert. Erst recht die jüdischen, deren Lebenswege — u. a. wegen der Schoah — mitunter beinahe nicht rekonstruierbar sind. Gut also, dass Brenner schon 2011 in Dessau über einen möglichen fünften Band der „Jüdischen Frauen in der bildenden Kunst“ nachdachte. Gern würde sie darin Architektinnen stärker berücksichtigen. „Sofern“, wendet sie ein, „der liebe Gott will“. Hoffentlich will er. Annette•Bussmann (mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

Jüdische Frauen in der bildenden Kunst / Jüdische Frauen in der bildenden Kunst II

von Hedwig Brenner, herausgegeben von Erhard R Wiehn
Seit neunundzwanzig Jahren lebt Hedwig Brenner in Israel, in Haifa. Ein bescheidenes Leben führt sie in der neuen Heimat, erst sehr spät, vor Jahren, wurde sie Schriftstellerin. Familienbiographien schrieb sie und vor allem entstanden durch ihre Energie und ihren Arbeitseifer Lexika über Jüdische Frauen in der bildenden Kunst. Ca. 1350 jüdische Künstlerinnen nahm sie in diese Nachschlagewerke auf. Recherchiert hat sie in der ganzen Welt über mehrere Jahre, um diese künstlerischen Lebensbilder zusammenzubekommen. Längst gestorbene, in Konzentrationslagern umgekommene, noch lebende Frauen in aller Welt und junge jüdische Künstlerinnen vereinte sie in diesen Werken. Eine großartige Arbeit hat die fast 93jährige Hedwig Brenner, für die Zukunft geschaffen!
Nach dem Tod des Ehemannes begann Hedwig Brenner als damals Achtzigjährige in Haifa mit dem Computer zu arbeiten, die alte Schreibmaschine hatte ausgedient. In fünf Sprachen korrespondiert sie seitdem bei Tag und Nacht per Mail mit der gesamten Welt und natürlich auch mit „ihren“ Künstlerinnen. In diesen Tagen erschien der 4. Band über Jüdische Frauen in der Bildenden Kunst, ebenso die dazugehörige CD mit Kunstwerken dieser genannten Frauen. Hedwig Brenner nennt ihre Arbeit ein „unkonventionelles Lexikon“. Ob konventionell oder unkonventionell, eine Fundgrube für Kunsthistoriker und eine Ehre für die vielen Künstlerinnen, die in dieses Lexikon aufgenommen wurden, ist es allemal. Eine Erinnerung für die Ewigkeit hat Hedwig Brenner diesen Künstlerinnen in den vier Bänden gegeben!