Krise und Antisemitismus von Gerhard Hanloser | Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute | ISBN 9783897714236

Krise und Antisemitismus

Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute

von Gerhard Hanloser
Buchcover Krise und Antisemitismus | Gerhard Hanloser | EAN 9783897714236 | ISBN 3-89771-423-X | ISBN 978-3-89771-423-6

Krise und Antisemitismus

Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute

von Gerhard Hanloser
Der Zusammenhang von ökonomischen Krisen und dem Auftreten von Antisemitismus wurde in den klassisch marxistischen Positionen zur Genüge beschrieben. Dabei kam es zu einer sträflichen Vernachlässigung politischer, psychologischer und spezifisch historischer Dispositionen und Konstellationen. Auf der anderen Seite entstand eine bürgerliche Antisemitismustheorie, in der der offensichtliche Zusammenhang von gesellschaftlichen Krisen und Erstarken von Antisemitismus unterschätzt wurde, zugunsten einer toleranzverkündenden Ablehnung von „Vorurteilen“.
Das Buch beschreibt auf dem Hintergrund der Marxschen Krisentheorie die großen Kriseneinbrüche und die in ihnen auftretende Wirkungsmächtigkeit des Antisemitismus. Eine besondere Rolle spielt hier die Behandlung und Wahrnehmung des Geldes in der Krise. Geld wird hier nicht nur als „ökonomische“ Größe, sondern als die zentrale Bezugsgröße im Kapitalismus angesehen, die die gesellschaftlichen Verhältnisse fetischisiert und zu antisemitischen Ideologien einlädt. Anhand von drei Fallstudien wird dieser Zusammenhang aufgezeigt: die Gründerkrise 1873, in deren Verlauf moderne antisemitische Parteien und Agitatoren zum ersten Mal in Deutschland die Börse mit dem Judentum gleichsetzten, die Weltwirtschaftskrise 1929 und die nationalsozialistische Antwort darauf, sowie die heutige Zeit der krisenhaften „New Economy“.
Gleichzeitig setzt sich der Autor mit der Kritischen Theorie und der zentralen Schrift von Moishe Postone über „Nationalsozialismus und Antisemitismus“ auseinander, neben Marx als Krisentheoretiker und Geschichtsphilosoph der Revolution wird Friedrich Nietzsche als dunkler Theoretiker der Krise diskutiert. Darin wie sich in der Gründerzeit, im Nationalsozialismus und heute auf Nietzsche bezogen wird, werden die proteusartigen Diskurselemente Nietzsches deutlich, der aus ideologiekritischer Sicht gleichzeitig als Förderer und Bekämpfer antisemitischer Motive erscheint. Wie die Person Nietzsche selbst ist auch das Verhältnis von Antisemitismus und Krise von Inkohärenz und Unabgeschlossenheit geprägt.