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Männlichkeitsrituale. Handkuss und Verbeugung
Texte zum 16. Würth-Literaturpreis
von Gabriele Kögl, Titus Müller und Gerhard Ortinau, Vorwort von Ruth Klüger, herausgegeben von Dorothee Kimmich und Manfred KochVerbeugung und Handkuss waren einmal Zeichen der Unterwerfung, Gesten, mit denen der Untergebene, ob Mann oder Frau, sich dem Machthaber näherte, mit denen er, wenn auch in gemilderter Form, ausdrücken wollte, ich bin ein Hund, du kannst mich treten. Auch Dankbarkeit, etwa für eine „milde“, das heißt großzügige Gabe, konnte mit einem Handkuss ausgedrückt werden, und im Österreichischen bedeutet noch heute „Küss die Hand“ so viel wie ein verschnörkeltes Dankeschön.
Mein Vorschlag des Preisthemas „Männlichkeitsrituale: Die Verbeugung und der Handkuss“ entsprang einer Reizbarkeit gegenüber einem choreographierten Eiertanz, den die Gesellschaft die Geschlechter einstudieren lässt oder ließ. Die Beiträge in der vorliegenden Anthologie sind witzig oder einfühlsam, allesamt sehr gekonnt, manche sind ironisch distanziert vom Thema, Kennzeichen für eine spätere Generation als meine, ohne die eigentümliche Aggression, die ich, alte Feninistin, die ich nun einmal bin, darin witterte.
Ruth Klüger
Mein Vorschlag des Preisthemas „Männlichkeitsrituale: Die Verbeugung und der Handkuss“ entsprang einer Reizbarkeit gegenüber einem choreographierten Eiertanz, den die Gesellschaft die Geschlechter einstudieren lässt oder ließ. Die Beiträge in der vorliegenden Anthologie sind witzig oder einfühlsam, allesamt sehr gekonnt, manche sind ironisch distanziert vom Thema, Kennzeichen für eine spätere Generation als meine, ohne die eigentümliche Aggression, die ich, alte Feninistin, die ich nun einmal bin, darin witterte.
Ruth Klüger