Solidarität statt Kommerzialisierung

Der gesellschaftliche Umgang mit Krankheit und Gesundheit ist ein sensibler Maßstab für die Nähe oder Ferne zu Solidarität und sozialer Gerechtigkeit. Zwar wurde der Mythos des neoliberalen Sachzwangs spätestens durch die Finanzmarktkrise demontiert, doch immer noch bleibt die Frage umkämpft, wo wirtschaftlicher Wettbewerb enden und wo die sozialen Bürgerrechte beginnen sollen.
Hans-Ulrich Deppe gibt Argumentationshilfen für diejenigen, die sich den Begriff der Solidarität nicht abspenstig machen lassen wollen. Er stellt klar, dass das Prinzip der Solidarität von der Gemeinschaft ausgeht und nicht von Individuen mit ihren marktvermittelten Beziehungen. Auch die Krankenversorgung zählt in vielen Ländern zu dem Bereich, in dem Solidarität ein traditionelles Strukturprinzip ist: Krankheit gilt als ein allgemeines Lebensrisiko, von dem alle betroffen werden können. Im deutschen Gesundheitssystem hat Solidarität einen hohen Stellenwert. Doch anstatt sie auszuweiten, wird sie zunehmend erodiert, und die soziale Polarisierung schreitet voran.
Alternativen sind möglich! Deppe bezieht sich insbesondere auf die Debatte um „universelle Gesundheitssysteme“ und zeigt: Die Absicherung des sozialen Risikos Krankheit durch die solidarische Bereitstellung öffentlicher Güter ist kein Wunschtraum. Das Prinzip der Solidarität als Alternative zur Kommerzialisierung der Krankenversorgung ist eine reale Perspektive, für die zu kämpfen sich lohnt.