Alles nur Kosmetik?

Es gab bei den 'Eliten' der Finanzwelt, der Wissenschaft und der Politik einen ausgeprägten Glauben an die Effizienz der Finanzmärkte und deren Fähigkeit, sich selbst zu regulieren: Liberalisierung und Deregulierung hießen die Zauberworte. Alle Warnungen vor den Risiken wurden in den Wind geschlagen. Als dann die Finanzkrise mit aller Macht begann, auch die realen ökonomischen Strukturen zu beschädigen, war der Katzenjammer groß.
Fast vier Jahre nach Ausbruch der Großen Krise soll wieder alles im Lot sein. Aber: Die nationalen und globalen Ungleichgewichte sind nicht verschwunden. Das Krisenpotenzial wird die Finanzmärkte und die Investoren noch die nächsten Jahre beherrschen. Und inzwischen fordert selbst der Mainstream der Finanzwelt Reformen ein.
Wenn von dort allerdings nach Staatsinterventionen gerufen wird, sind 'Reformen' mit bruchstückhaften Regulierungen und kurzfristiges Krisenmanagement gemeint: Vorschläge der G20, das US Reform-Paket, Basel III, die neuen EU-Richtlinien sowie die deutschen Maßnahmen. Darunter finden sich durchaus sinnvolle Reformschritte, aber insgesamt bleiben sie weit hinter dem zurück, was erforderlich ist. Neue Krisen sind daher programmiert. Peter Wahl beleuchtet die strukturellen Gründe für die geringe Reichweite der Reformen und geht der Frage nach, welche Spielräume für substantielle Alternativen bestehen.