Die Schnauze lebt von Klaus Funke | Der gefälschte Goebbels | ISBN 9783906212302

Die Schnauze lebt

Der gefälschte Goebbels

von Klaus Funke
Mitwirkende
Autor / AutorinKlaus Funke
Covergestaltung vonDirk Kohl
Buchcover Die Schnauze lebt | Klaus Funke | EAN 9783906212302 | ISBN 3-906212-30-0 | ISBN 978-3-906212-30-2
Autorenbild

Neues Deutschland vom 07.12.2017: „Hinter der Maske – Klaus Funke führt den untoten Goebbels vor“, von Martin Hatzius.
Die Kunst des Dresdner Schriftstellers Klaus Funke besteht darin, längst vergangene Zeiten gleichsam aus der Perspektive des Augenzeugen zu schildern. In seinen Musikerbüchern etwa über die Schumanns, über Brahms oder Paganini beschwor er die darin handelnden Personen sämtlicher Stände in einer Detailtreue und Charakterschärfe herauf, die ihn als unmittelbaren Beobachter auszuweisen schien. Dieser Autor, so musste man denken, ist ein Mann des 19. Jahrhunderts. Funkes jüngster Roman schließt stilistisch an die Vorgänger an: Wieder begegnen wir einem Erzähler, der uns in einem fast schon geschwätzigen Ton in das Geschehen hineinzieht. Die Zeit, zu deren Zeugen uns Funke diesmal macht, ist allerdings längst nicht so vergangen wie die seiner Künstlerromane. Und: Statt mit Musikerseelen bekommen wir es nun mit einem Haufen intriganter Altnazis zu tun. Im Hessen des Jahres 1957 lockt ein noch immer einflussreicher Oberregierungsrat a. D. seinesgleichen aus der Deckung, indem er das Gerücht streut, der NS-Propagandaminister sei am Leben und im Begriff, Deutschland wieder zu alter Größe zu verhelfen. Sein Trumpf ist ein »Homunculus« aus eigener Aufzucht: ein Schauspieler, der Goebbels bis aufs Haar gleicht. Wie es dem Autor nun gelingt, dieses Schmierentheater aus Hinterzimmern auf die politische Bühne der jungen Bundesrepublik zu bugsieren, ist nicht nur spannend zu lesen, es öffnet auch die Augen für das gar nicht so geheime Fortleben der Naziideologie in jenen Jahren. In jenen Jahren? So authentisch Funke die Nachkriegszeit schildert, bleibt doch ein Gedanke beim Lesen nicht aus: Der vernichtende Geist hinter der Maske hat sich bewahrt - bis in unsere Tage.

Die Schnauze lebt

Der gefälschte Goebbels

von Klaus Funke
Mitwirkende
Autor / AutorinKlaus Funke
Covergestaltung vonDirk Kohl
Man schreibt das Jahr 1957. Dr. Joseph Goebbels ist wieder aufgetaucht. Vor ausgewählten Zuhörern hält er erste schwungvolle Reden. Fragen treten auf: Ist es der echte Goebbels oder ein Fake? Allerdings, was zunächst wie eine Provinzposse aussieht, entpuppt sich bald als politische Sensation. Tatsächlich entwickelt sich der kleine Ort in der Nähe von Wiesbaden, wohin er sich zurückgezogen hat, zu einem Wallfahrtsort für alte und neue Nazis, ehemalige Parteibonzen, hoch dekorierte Offiziere der Wehrmacht und der Waffen SS sowie für andere ...
Im zweiten Teil des Romans wird der Leser zurück ins Jahr 1941 geführt. Jetzt agiert der historisch echte Goebbels. Es wird die tragische Geschichte einer der vielen Geliebten des Reichsministers, einer polnischen Schauspielerin namens Maria Lescynska, erzählt. Der Leser erhält tiefe Einblicke in den Alltag des Goebbels´schen Filmgeschäfts und in das Leben und die Denkmuster des krankhaften wie genialen Psychopathen Joseph Goebbels. Jene Maria Lescynska, ein Filmsternchen, ist seine Geliebte geworden. Seine Frau Magda hat dies zu akzeptieren. Allerdings bekommt die Polin schon recht bald ein Kind vom Reichsminister. Damit beginnt das Drama ihres Lebens. Das Kind wird ihr genommen, mit knapper Not überlebt sie und muss ins Exil.
Im dritten Teil des Romans entwirren sich alle Fäden aus den Geschichten der vorangegangenen Teile und das auf hochdramatische Weise. Bis zur letzten Zeile bleibt der Roman im wahrsten Sinne des Wortes hochbrisant und packend.
Gut lesbar und exakt recherchiert, ist das Buch ein amüsantes, aber auch kritisches und notwendiges Buch, vielleicht sogar ein wichtiges Gegengewicht zu einer immerwieder aufkommenden Welle von Nostalgie und ironisch-kritikloser Geschichtsaufarbeitung, die sich in den letzten Jahren breitgemacht hat.